Risk Communication and Narratives of Risk
Inhaltsverzeichnis
International Summer School 2016
3. – 8. Oktober 2016
Die Wahrnehmung von Risiken hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt. Das gilt nicht zuletzt für die Einschätzung von Umweltrisiken, Lebensmittel- und Ernährungsrisiken, Finanzrisiken sowie Sicherheitsrisiken. Diese Risiken verdichten sich zunehmend zu Bedrohungsszenarien in einer unübersichtlich gewordenen Welt voller Ungewissheiten. Für diese Welt ist auch kennzeichnend, dass Risiken immer seltener als Chancen wahrgenommen werden, sondern vielmehr als Bedrohungen.
Die Verdichtung der Risikowahrnehmung führt einerseits zu einer intensivierten Nachfrage nach wissenschaftlicher Expertise. Andererseits wird die Glaubwürdigkeit solcher Expertise zunehmend in Frage gestellt, weil in einer als gefährlich wahrgenommenen Welt das Misstrauen gegen jede Art von Expertenaussagen ubiquitär wird. Experten gelten zunehmend als privilegierte Elite, der häufig mit Argwohn begegnet wird. Die Medienrevolution der letzten Jahre mit ihrem explosionsartigen Anwachsen von Information und Kommunikation, bei der Expertenwissen und Laieneinschätzungen kaum noch voneinander unterscheidbar sind, hat diesen Eindruck erheblich verstärkt.
Risikokommunikation ist damit zu einer zentralen Anforderung, aber auch zu einem Grundproblem der Wissenschaft geworden. Hinzu kommt, dass Risikokommunikation die Risikowahrnehmung verstärkt. Je mehr über Risiken gesprochen wird, desto realer und bedrohlicher erscheinen sie. Dieses Phänomen hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass in der Kommunikation von Risiken Transformationen der Semantik von Risiko und Risikonarrative eine erhebliche Rolle spielen. Wenn Risiko semantisch nur noch als Gefahr und nicht mehr auch als Chance erscheint, verdichtet das die Risikowahrnehmung erheblich. Dabei ist aber keineswegs klar, ob von solcher Risikowahrnehmung tatsächliche oder nicht eher „gefühlte“ Risiken erfasst werden. Risikonarrative wiederum, zu denen Katastrophennarrative ebenso wie Rettungsnarrative gehören, repräsentieren Risiken häufig im Modus von Endzeitszenarien, Verschwörungserzählungen oder heroischen Rettungstaten.
Wie Expertenwissen und Risikokommunikation besser miteinander vermittelt werden können, wie man die Semantiken von Risiko und Risikonarrative analysiert und kommunikativ berücksichtigt, sind deshalb zentrale Fragen der Summerschool „Risikokommunikation und Risikonarrative“.
Die TU Dresden als Standort für Risikoforschung in unterschiedlichen Fachbereichen ludt damit zu einem intensiven Austausch über die fächergruppenspezifischen Perspektiven und Methoden in der Auseinandersetzung mit dem Thema Risiko ein. Die spezifischen Probleme von Risikokommunikation eigneten sich in besonderer Weise für wissenschaftliche Zusammenarbeit über die Grenzen der sogenannten ‚zwei Kulturen‘ von sciences und humanities hinweg.
Beteiligte Fächer: Literaturwissenschaft, Medien- und Filmwissenschaft, Umweltwissenschaft, Lebensmittelchemie, Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft, Sprachwissenschaft.