Was passiert mit dem Totholz?
Der Boden unter unseren Füßen ist nicht nur ein Haufen Erde. Er beherbergt viele Mikroorganismen (z.B. Bakterien, Pilze und Algen), die wir mit bloßem Auge zwar nicht sehen können, die aber unter anderem sehr wichtig für das Wachstum vieler Pflanzen sind. Darüber hinaus unterstützen sie den Nährstoffkreislauf, die Bindung von Kohlenstoff im Boden und die Bodenbildung, die auch den Wasserkreislauf beeinflusst. Außerdem können sie alle Arten von organischen Stoffen wie z.B. Totholz zersetzen und deren Nährstoffe für Pflanzen, Tiere und den Menschen wieder nutzbar machen. Das macht sie zu den Hauptakteuren im Nahrungsnetz und zu einem wichtigen Faktor für die Unterstützung von Ökosystemleistungen. Mikroorganismen haben noch eine andere wichtige Funktion für uns: Die Bereitstellung von Antibiotika. Sie sind eigentlich Teil des Abwehrmechanismus von Mikroorganismen gegen andere Bakterien, jedoch sind sie auch für uns Menschen im Kampf gegen Infektionskrankheiten sehr nützlich. Ohne die Vielfalt im Wald schrumpft die Möglichkeit, neue Antibiotika und andere Arzneimittel zu entdecken.
Totholz, abgestorbene Pflanzen und Laub sind nicht nur Nahrung für unsichtbare Organismen, sondern auch ein Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. Stehende, tote Bäume können beispielsweise das perfekte Zuhause für einen Specht oder andere Vögel sein, während große Stämme und grobe Äste auf dem Boden Nahrung für Käferlarven und Pilze darstellen. Zusammen mit kleinstem Totholz wie feinen Ästen und Zweigen können sie auch Unterschlupf für Mäuse und Amphibien oder Nistmöglichkeiten für Singvögel bieten. Wälder, in denen kein Totholz entfernt wird, scheinen widerstandsfähiger gegen Krankheiten und den Klimawandel zu sein als ihr „aufgeräumtes“ Gegenstück.
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Wenn wir das nächste Mal Totholz sehen, das nach etwas scheint, was entfernt werden sollte, lasst uns an die Tiere denken, die es als Lebensraum und Nahrungsquelle nutzen. Totholz spielt eine wichtige Rolle im Lebenszyklus und zur Bereitstellung von Ökosystemleistungen.
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Wie viel Totholz kannst du sehen, wenn du von dieser Station aus in alle Richtungen schaust? Zähle es nach den Arten des Totholzes, z.B. stehende, tote Bäume, große Stämme, Äste oder Zweige und überlege dir für jede Art ein Tier, das dort leben könnte!
Bist du neugierig geworden? Auf der folgenden Seite findest du eine weitere Aktivität, um das Abbaustadium im Wald mit einem Taschenmesser zu bestimmen.
Abbaustadium im Wald bestimmen: die Taschenmessermethode (Schweizerisches Landesforstinventar: Anleitung für die Feldaufnahmen der Erhebung 2004-2007)
Zum Weiterlesen:
Worldwide Fund for Nature (2004): Dead wood - living forests: The importance of veteran trees and deadwood to biodiversity. Gland, Switzerland. https://wwf.panda.org/wwf_news/?15899/Deadwood-living-forests-The-importance-of-veteran-trees-and-deadwood-to-biodiversity.
European Commission, Directorate-General for the Environment (2010): The Factory of Life. Why Soil Biodiversity is So Important. Office for Official Publications of the European Communities, Brussels.
FAO, ITPS, GSBI, SCBD, and EC (2020). State of knowledge of soil biodiversity - Status, challenges and potentialities, Report 2020. FAO, Rome. https://doi.org/10.4060/cb1928en.