Nachhaltigkeitsmanagement und -bewertung von Non-Profit-Organisationen, insbesondere von Hochschulen
Warum legt unsere Professur Wert auf Bildung für nachhaltige Entwicklung?
Das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung, das die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft weltweit zu ermöglichen versucht, wird den aktuellen Entwicklungen, wie etwa Klimawandel, Umweltkatastrophen, Wirtschaftskrisen, demographischem Wandel, gegenübergesetzt [7].
Auf nationaler Ebene betont der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen der Deutschen Bundesregierung mit seinem Hauptgutachten zum "Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation" die Notwendigkeit und Vorteile einer Transformation zur Nachhaltigkeit [19]. Unter großer Transformation wird dabei eine weltweite Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung nachhaltige Entwicklung verstanden [19].
Grundlage für die Nachhaltigkeitspolitik der Bundesregierung ist die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit dem Titel „Die Transformation unserer Welt“. Die Rolle von öffentlichen Einrichtungen, wie etwa Hochschulen, wird bei der Umsetzung von Agenda 2030 hervorgehoben [18]. Im Jahre 2018 hat die Bundesregierung die Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen, welche u.a. auf eine Verankerung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung im gesamten deutschen Bildungssystem anstrebt.
Um diesen Forderungen gerecht zu werden, sind zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen worden, wie etwa Weltaktionsprogramm Bildung für Nachhaltige Entwicklung von 2015 bis 2019, UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung von 2005 bis 2014, Higher Education Sustainability Initiative von 2013, Erklärungen der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sowie der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) etc. In Deutschland wurde die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung von der DUK im Rahmen des Nationalen Aktionsplans umgesetzt [8]. Auch eine Vielzahl an Kooperationen, Resolutionen und Deklarationen wurde über die Jahre entwickelt und verabschiedet [1, 6, 20].
Der Nachhaltigkeitsgedanke wird bereits in Hochschulgesetzen verankert, wie z.B. in den Landeshochschulgesetzen von Schleswig-Holstein (§ 3 Absatz 2 und Absatz 8), Hamburg (§ 3 Absatz 2 und 8) und Baden-Württemberg (§ 2 Abs. 5) genannt.
Warum unsere Professur ihren Forschungsschwerpunkt auf Management und Bewertung von Nachhaltigkeit an Hochschulen legt?
Durch hochwertige Forschung tragen Hochschulen wesentlich zu einer aufgeklärten Gesellschaft bei, indem sie theoretisch und methodisch gestütztes Wissen generieren, kritisch reflektieren und transferieren. Hochschulen erzeugen daher Erkenntnisse zur globalen und humanitären Fortentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit und wirken so maßgeblich an der Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft mit. Zudem vermitteln sie als Lehr- und Bildungsinstitutionen verschiedene Haltungen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die in künftige Gesellschaftsentwicklungen einfließen. Von Hochschulbildung wird neben der Weitergabe von Fachwissen auf wissenschaftlichem Niveau ebenso die Prägung von (Führungs-)Persönlichkeit(en) sowie damit die Prägung von Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme erwartet. Das Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zielt ausdrücklich auf Handlungs- und Gestaltungskompetenzen ab.
Oft werden hochschulische Einrichtungen als "Change Agents" dargestellt, wobei das enorme Potential der Hochschulen hinsichtlich gesellschaftsrelevanter Transformationen unterstrichen wird [17]. Hochschulen üben Einfluss auf das soziale Umfeld aus, also auf die Stadt und Region, etwa durch Verkehrswesen und Mobilität, Energieverbrauch, Konsumverhalten, Stadtentwicklung und Politik [21].
Die dynamischen Entwicklungen der letzten Jahre zeugen davon, dass dem Thema Nachhaltigkeit an Hochschulen ein großer Stellenwert beigemessen wird. Ein großes Problem in diesem Kontext ist jedoch die oftmals weitgehend fehlende Institutionalisierung des Themas Nachhaltigkeit an Hochschulen [3]. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeitsimplementierung stehen Hochschulen vor zeitlichen, materiellen und personellen Restriktionen. Oft muss jede Hochschule ein eigenes System, angepasst an die jeweiligen Bedarfe und Gegebenheiten der Hochschule, entwickeln. Die Hochschullandschaft strebt nach einer Standardisierung sowie einem flexiblen Instrument zur Bewertung von Nachhaltigkeitsaktivitäten [3]. Ein standardisiertes Instrument zur Nachhaltigkeitsbewertung kann einfacher in die Organisationsstruktur von Hochschulen integriert werden.
Nachhaltigkeitsberichte sind in diesem Kontext ein geeignetes Instrument, um gesellschaftliche Verantwortung zu kommunizieren sowie die organisationsinterne Bewertung der Nachhaltigkeit der gesamten Institution (Whole-Institution-Approach) darzustellen. Hochschulen gehen deswegen immer häufiger dazu über, freiwillig Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen, um ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung transparent darzustellen und um langfristig ihr institutionelles Nachhaltigkeitsprofil zu schärfen.
Nichtsdestotrotz erstellen bisher lediglich ca. 5% der deutschen Hochschulen Nachhaltigkeitsberichte, die sich hinsichtlich ihres Umfangs, ihrer Gestaltung, der Struktur, der berichteten Themen und der herangezogenen Bewertungssysteme zum Teil erheblich unterscheiden [2]. Standardisierte bzw. definierte Nachhaltigkeitsberichtsprozesse oder Berichtskriterien spezifisch für Hochschulen gibt es bislang kaum [3].
Was streben wir an?
Im Rahmen des von der DBU geförderten Projektes unter dem Titel „Standardisiertes webbasiertes Benchmark-System zur Nachhaltigkeitsbewertung an Hochschulen. Praxisrelevante Indikatoren zur Nachhaltigkeitsberichterstattung über hochschulspezifische Aspekte“ wollen wir ein praxistaugliches Instrument zur Bewertung und zum Monitoring von Nachhaltigkeitsaktivitäten entwickeln. In diesem Hinblick stehen wir vor einer Herausforderung, unterschiedliche Blickwinkel sowie unterschiedliche strukturelle Voraussetzungen zum Einklang zu bringen und diese in einem Tool zu vereinen, um den Einstieg in die Nachhaltigkeitsbewertung für die Hochschulen zu erleichtern und zu fördern.
Daher sind für unseren Lehrstuhl folgende Fragen für dieses Forschungsfeld von zentraler Bedeutung:
Wie kann Biodiversitätsmanagement an Hochschulen gestaltet und bewertet werden?
- Klassifizierung von möglichen Maßnahmen im Hinblick auf das Biodiversitätsmanagement je hochschulspezifisches Handlungsfeld (Lehre, Forschung, Transfer, Betrieb und Governance).
- Identifikation von relevanten Stakeholdern (Organisationen; Öffentliche Einrichtungen; Geldgeber) und Richtlinien.
- Indikatoren zur Biodiversitätsbewertung an Hochschulen und deren Systematisierung.
Case Study: Biodiversitätsmanagement an der TU Dresden.
- Wie fließen folgende Aspekte in die Ausgestaltung von Biodiversitätsmanagement an der TU Dresden ein: Community und Partnerschaften; Regulatorische Voraussetzungen; Campusgestaltung; Studentische Initiativen; Stakeholderengagement; Risiken und Chancen des hochschulischen Betriebs?
- Wie kann Integration von Biodiversitätsmanagement in die Handlungsfelder Lehre, Forschung, Transfer, Betrieb und Governance gelingen? (Erarbeitung eines Maßnahmenkataloges anhand der Good-Practice Beispiele auf nationaler wie internationaler Ebene).
- Welche Bewertungskriterien kommen für die TU Dresden in Frage?
Weitere Informationen zum oben genannten DBU-Projekt.
+++Das Literaturverzeichnis und weitere empfohlene Literatur zu diesem Forschungsschwerpunkt finden Sie hier+++