System und Revision. Der Kunstbesitz der TU Dresden. #3 Erwerbungen und Auftragsarbeiten aus den 1970er- und 1980er-Jahren
28. Oktober 2022 bis 20. Januar 2023
Eröffnung: 27. Oktober 2022, 18 Uhr
Galerie der Kustodie im Görges-Bau und baugebundene Kunst auf dem Campus, TU Dresden
Mit Werken von Peter Albert, Dieter Bock von Lennep, Agathe Böttcher, Jutta Damme, Bruno Dolinski, Siegfried Donndorf, Eberhard von der Erde, Wieland Förster, Kerstin Franke-Gneuß, Karl-Heinz Georgi, Hubertus Giebe, Peter Graf, Bernd Hahn, Angela Hampel, Jürgen Haufe, Helmut Heinze, Detlef Herrmann, Walter Howard, Hildegard Jahn-Wiegel, Anton Paul Kammerer, Petra Kasten, Siegfried Klotz, Friedrich Kracht, Andreas Küchler, Wilhelm Landgraf, Helge Leiberg, Manfred Luther, Frank Maasdorf, Paul Michaelis, Herbert Naumann, Johannes Peschel, Dietrich Peter, Stefan Plenkers, Egmar Ponndorf, Egon Pukall, Rosemarie Rataiczyk und Werner Rataiczyk, Thea Richter, Hans Rothe, Jürgen Schieferdecker, Christine Schlegel, Jürgen Seidel, Rudolf Sitte, Wolfgang Smy, Charlotte Sommer-Landgraf, Franz Tippel, Gudrun Trendafilov, Max Uhlig, Wolff-Ulrich Weder, Claus Weidensdorfer, Christoph Wetzel, Arnd Wittig und anderen.
Epilog: Niels-Christian Fritsche, Frank Mehnert, Carsten Nicolai und Jörg Tischer
Im Kabinett: Klaus Dennhardt, Hermann Glöckner, Werner Lieberknecht und Jürgen Schieferdecker
Zur Kustodie der TU Dresden gehört neben den klassischen Lehr- und Forschungssammlungen auch ein außergewöhnlicher Kunstbesitz, der seit 1951 zu einer Sammlung mit über 4 000 Werken systematisch ausgebaut wurde.
In der Überblicksschau zum Bestand der 1970er- und 1980er-Jahre des Kunstbesitzes der Kustodie der TU Dresden werden Gemälde, Grafiken und Fotografien sowie Kunst-am-Bau-Werke vorgestellt.
Im Mittelpunkt stehen die Künstler:innen und ihre Werke im Kontext der heterogenen Sammlungs- und Erwerbungspolitik der damaligen Zeit. Neben Auftragsarbeiten an systemnahe Dresdner Künstler:innen wurden auch Werke von Maler:innen, Grafiker:innen und Bildhauer:innen abseits der offiziell geforderten Kunstproduktion angekauft. Diese finanzierten sich beispielsweise mit baubezogenen Werken wie im Umkreis der „Genossenschaft Kunst am Bau“ oder agierten in den 1980er-Jahren zwischen Duldung, zwangsweiser Entziehung der Staatsbürgerschaft und Rückzug aus der Öffentlichkeit.
Jürgen Schieferdecker, Sekretär des Künstlerischen Beirats und gleichzeitig Agitprop-Künstler in der späten DDR, holte entscheidende Werke wie Hermann Glöckners „Mast mit zwei Faltungszonen“ an die Universität – eine Arbeit, die im Stadtraum aufgrund der nicht konformen künstlerischen Praxis Glöckners keinen Aufstellungsort gefunden hatte. Außerdem konnten Werke der jüngeren Künstler:innengeneration wie Helge Leiberg, Christine Schlegel, Petra Kasten, Gudrun Trendafilov und Angela Hampel erworben werden, bevor zahlreiche unter ihnen in der Ausbürgerungswelle ab 1978 des Landes verwiesen wurden bzw. sich in die innere Emigration begaben.
„System und Revision“ widmet sich neben einer Betrachtung dieser Künstler:innengeneration insbesondere ungegenständlichen Positionen wie den Arbeiten von Friedrich Kracht, Peter Albert und Manfred Luther und zeigt im Kabinett einen Schwerpunkt zu Hermann Glöckner. Darüber hinaus spielen die bekannten und den Kunstbesitz prägenden Bildnisse von Hochschulangehörigen weiter eine zentrale Rolle, darunter das Porträt der Physikerin und DDR-Politikerin Lieselott Herforth, der deutschlandweit ersten Rektorin überhaupt, das von Jutta Damme gemalt wurde.
Der Titel „System und Revision“ meint nicht Transformation – noch nicht –, jedoch lagen in den späten 1980er-Jahren das Ende der DDR und die Vorzeichen des Mauerfalls, der sogenannten Wende von 1989/90, in der Luft. Mit Niels-Christian Fritsche, Frank Mehnert, Carsten Nicolai und Jörg Tischer sind vier Künstler bzw. Architekten im „Epilog“ vertreten, die zu dieser Zeit an der TU Dresden studierten und zugleich künstlerisch wirkten. In ihren Projekten behandelten sie Themen wie Städteplanung und Umweltschutz und setzten sich geradezu prophetisch und in ebenso poetischer wie radikaler Form mit dem Zerfall der Gesellschaft auseinander.
Das Spektrum der Gruppenausstellung „System und Revision“ ist so facettenreich und faszinierend wie in den vorangegangenen Präsentationen zur universitären Kunstsammlung der 1950er- und 1960er- Jahre. Die Schauen haben es sich zum Ziel gesetzt, Provenienzen aufzuzeigen und biografische Hintergründe der Künstler:innen sichtbar zu machen, aber vor allem die künstlerische Qualität und kulturpolitische Wirkmacht des Einzelwerks im Kontext der Erwerbungsgeschichte des Kunstbesitzes der TU Dresden herauszuarbeiten.
2018 fand die Ausstellung „Aufbruch und Neuanfang. Der Kunstbesitz der TU Dresden. #1 Erwerbungen und Auftragsarbeiten aus den 1950er-Jahren“ statt und 2020/21 wurde unter dem Titel „Realismus und Ostmoderne. Der Kunstbesitz der TU Dresden. #2 Erwerbungen und Auftragsarbeiten aus den 1960er-Jahren“ präsentiert.