08.09.2023
Ambulanz für suizidgefährdete Menschen hat ihre Arbeit aufgenommen
Jedes Jahr versuchen sich 100.000 bis 200.000 Menschen in Deutschland das Leben zu nehmen, ungefähr 9.000 Menschen sterben durch Suizid. In Deutschland sind das mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten oder die Einnahme illegaler Drogen sterben. Die Zahlen zeigen die Herausforderungen, vor denen Politik, Medizin und Gesellschaft stehen. „Insbesondere das Thema Kliniksuizid beschäftigt auch die Mitarbeitenden im Dresdner Uniklinikum. Leider sind auch wir im Klinikalltag mit solchen Ereignissen konfrontiert“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. „Diese Ereignisse lassen nicht nur die Angehörigen, sondern auch die Behandlungsteams oft fassungslos zurück.“ Das Uniklinikum hat auf diese Problematik reagiert. Um einerseits die klinische und ambulante Versorgung von suizidalen Menschen generell zu verbessern, aber auch die Stationsteams im Umgang mit Suizidalität besser zu unterstützen, wurde im vergangenen Jahr die Etablierung einer spezialisierten Ambulanz für suizidgefährdete Menschen beschlossen. Diese hat in diesem Jahr ihre Arbeit aufgenommen. Unter der Leitung von Prof. Jörn Conell sowie PD Dr. Ute Lewitzka werden die konzeptionellen Bestandteile dieses Angebotes sukzessive innerhalb des Uniklinikums ausgerollt. Die AG Suizidforschung beschäftigt sich darüber hinaus mit der Problematik, möglichen Ansätzen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. „Wir zeigen damit deutlich, dass die Hochschulmedizin Dresden auch auf diesem Gebiet Verantwortung übernimmt und mit ihrer Expertise zum Wohle der Menschen agiert“, sagt Prof. Michael Albrecht.
Die sächsische Politik hat das Thema ebenfalls erkannt und in ihrem Landesplan die Suizidprävention verankert. Er fördert damit verschiedene Präventionsprojekte, wie beispielsweise das Schulpräventionsprogramm HEYLiFE oder das Netzwerk für Suizidprävention Sachsen. Ebenso gefördert wird eine nationale Kliniksuiziddatenbank und eine Hot-Spot-Datenbank. Hotspots sind öffentliche Orte erhöhter Suizidhäufigkeit. Die Bundesregierung hat zudem mit ihrem Entschließungsantrag vom 6. Juli 2023 mehrheitlich die Förderung der Suizidprävention beschlossen. Hierzu soll als erstes die Erarbeitung einer nationalen Suizidpräventionsstrategie erfolgen. Im nächsten Jahr ist der Gesetzgeber aufgefordert, die Suizidprävention mit einer gesetzlichen Verankerung zu stärken. „Eine solche Mehrheit erleben wir selten in der Politik“, sagt Prof. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. „Die Bundestagsabgeordneten haben damit ein starkes Zeichen für die Suizidprävention gesetzt“.
Gottesdienst und Fachtag als Angebot für Informationen
Der Internationale Tag der Suizidprävention am 10. September ist Anlass, um für das Thema zu sensibilisieren. An diesem Tag gedenken Menschen weltweit denjenigen, die durch Suizid verstorben sind. Als Symbol dieses internationalen Tages der Suizidprävention gilt eine um 20 Uhr im Fenster aufgestellte Kerze. Die AG Suizidforschung an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie engagiert sich ebenfalls. Zusammen mit anderen Organisatoren laden die Mitglieder zu einem Gedenkgottesdienst ein und haben zudem den Fachtag „Den Widerständen zum Trotz“ organisiert. Der ökumenische Gedenkgottesdienst findet am 10. September, 10.45 Uhr in der Garnisonskirche Dresden statt. Gemeinsam organisiert mit der Caritas und dem Werner-Felber-Institut e.V. soll es hier Raum für das Gedenken an die durch einen Suizid Verstorbenen geben. Mit einem Impuls der AG Suizidforschung, U25 sowie dem Christlichen Hospizdienst wird die Bedeutung dieses Themas als Phänomen der gesamten Lebensspanne betont. Am Mittwoch, 13. September, veranstalten die AG Suizidforschung, die Kreisärztekammer Dresden sowie das Werner-Felber-Institut im Hygienemuseum einen Fachtag. Mit Vorträgen unter dem Titel „Den Widerständen zum Trotz“ sollen Impulse gegeben werden, wie jeder einzelne Mensch trotz der hohen Belastungen, die in der Gesellschaft derzeit erfahren und gespürt werden, psychisch gesund bleiben kann. Das zu Beginn geplante Netzwerktreffen soll die in dem Feld aktiven Helferinnen und Helfer sowie deren Angebote verbinden. „Das ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Denn noch immer sind nicht alle Angebote gut genug bekannt und Betroffene finden nur mühsam die für sie passende Hilfe“, sagt PD Dr. Ute Lewitzka.
Beratungsstellen für Suizidgefährdete und deren Angehörige
Es gibt Hilfe, auch in scheinbar ausweglosen Situationen: Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, suchen Sie sich unbedingt Hilfe in Ihrem Umfeld oder bei Menschen, die sich auf diese Themen spezialisiert haben:
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111
Kontakt für Medienschaffende:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
PD Dr. Ute Lewitzka, Leiterin AG Suizidforschung
Tel.: +49 351 458-2760
E-Mail: