Jul 28, 2019
Carl Gustav Carus ist auch heute Vorbild für Dresdner Hochschulmedizin
Der Arzt, Naturforscher, Philosoph und Künstler steht als Namenspatron der
Dresdner Hochschulmedizin für Neugier, Schaffenskraft und bewusstes
Überschreiten von Grenzen. Seinen auf diesen Sonntag (28. Juli) fallenden
150. Todestag nimmt die aus der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der
TU Dresden und dem gleichnamigen Universitätsklinikum bestehende
Hochschulmedizin Dresden zum Anlass, an sein wissenschaftliches und
praktisches Wirken zu erinnern. Zu Ehren Carl Gustav Carus und anlässlich
des 25-jährigen Jubiläums der Medizinischen Fakultät der TU Dresden findet
dann am 18. November 2019 ein Festakt im Dekanatsgebäude statt.
Für den am 3. Januar 1789 in Leipzig geborenen und am 28. Juli 1869 in
Dresden gestorbenen Carl Gustav Carus war es selbstverständlich,
vorurteilslos mit offenen Augen die Welt wahrzunehmen und diese Sichtweise
für den Erkenntnisgewinn zu nutzen. Sein langjähriges mannigfaltiges Studium
von der Chemie über die Philosophie bis schließlich hin zur Medizin prägte
seine Universalität. Seine Offenheit gegenüber vielfältigen Einflüssen
führten in seinem weiteren Leben zu jener enzyklopädischen Vielseitigkeit,
die ihn zu einem der letzten Universalgelehrten formte. Er war bemüht, der
Welt nicht nur wissenschaftlich-rational, sondern gleichermaßen
künstlerisch-emotional beizukommen. Eng verbunden mit wichtigen Vertretern
der Romantik pflegte er zum Teil persönliche Kontakte zu dem Maler Caspar
David Friedrich, dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe, dem Naturforscher
Alexander von Humboldt oder zu Johann I. von Sachsen. Als Intellektueller im
ursprünglichen Sinne des Wortes erweiterte sich Carus stets den eigenen
Horizont und erschloss sich neue Perspektiven.
Aber auch lange nach seinem Tod, lebt sein Geist weiter und wird noch heute
gelebt. Etwa ein Jahrhundert später wurde im Jahr 1954 die Medizinische
Akademie Carl Gustav Carus als Medizinische Hochschule zur Ausbildung von
Ärzten in Dresden gegründet. 1993 entstand aus der „Medak“ die Medizinische
Fakultät der TU Dresden sowie das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.
Die seinen Namen tragende Medizinische Fakultät begeht ihr 25.
Gründungsjubiläum, womit sich zugleich die Frage nach dem aus dem
historischen Carus-Erbe resultierenden Bildungswert verbindet.
„Carl Gustav Carus etablierte das Nachdenken über Medizin und gilt für uns
heute noch als Maßstab, wenn es darum geht das eigene Handeln zu
hinterfragen. Das gilt in fachlicher wie in gesellschaftlicher Hinsicht.
Genau deshalb sprechen wir vom Carus-Gen, wenn wir ausdrücken wollen, welche
Besonderheit die Dresdner Hochschulmedizin ausmacht“, erklärt Prof. Heinz
Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU
Dresden.
Es gibt eine kleine Stadt in der Stadt, in der sich dieses Gen in den
letzten 20 Jahren explosionsartig ausgebreitet hat – der Hochschulmedizin
Dresden aus Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und der gleichnamigen
Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Dies ist jedoch nicht das Ergebnis
einer abgeschotteten Gemeinschaft von Ur-Dresdnern. Ganz im Gegenteil: Die
heutigen Träger des „Carus-Gens“ kamen erst aus ganz Deutschland, dann aus
Europa und schließlich aus der ganzen Welt an die Elbe, um gemeinsam an der
Zukunft der Medizin zu arbeiten und gleichzeitig für das Wohl der Patienten
von heute da zu sein. Als wissenschaftliche und soziale Institution sind
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät eine Drehscheibe für Menschen
mit Talenten, Wissen und Visionen. Einige von ihnen finden hier ihre Heimat,
andere brechen nach einiger Zeit zu neuen Ufern auf. Was die meisten
Mitarbeiter an der Dresdner Hochschulmedizin schätzen, ist der
unvoreingenommene, kollegiale und interdisziplinäre Geist.
Dass die Dresdner Hochschulmedizin so viele Wissenschaftler, Ärzte,
Pflegende und Vertreter anderer Professionen anzieht, ist eine Frage der
Kultur: Der hier zu spürende „Spirit“ sieht den Menschen mit seinem Wissen,
mit seinen Fähigkeiten und seinen Talenten. „Dresden mit seiner heute
einmaligen, wirtschaftlich starken Forschungslandschaft braucht Menschen mit
ihrem Wissen, ihren Fähigkeiten und Talenten – ungeachtet ihrer Herkunft und
kulturellen Identität. Nur im Miteinander dieser Talente ist es möglich, das
Carus-Gen am Leben zu erhalten“, ist Prof. Albrecht, Medizinischer Vorstand
des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus überzeugt.
Auch Carus fühlte sich in Dresden mit seinem städtischen Flair, den reichen
Kunstsammlungen und dem kollegialen Umfeld mit den führenden Vertretern der
Medizin, Wissenschaft und Kunst äußerst wohl. Es war wohl das breite
Spektrum seiner Interessen und Begabungen auf den Gebieten Medizin, Natur,
Philosophie sowie Kultur welches ihn lebenslang an Dresden band. Diese
Qualitäten, die auch heute noch die Stadt prägen, sind ein wichtiger,
erhaltenswerter Faktor für die zunehmend internationale Gemeinschaft an
innovativen Wissenschaftlern, die Dresden zu einem Standort exzellenter
Forschung gemacht haben. Carl Gustav Carus mit seiner unbändigen Neugier,
seinem vielfältigen Wissen, seiner Schaffenskraft und seinem Enthusiasmus
ist dafür nach wie vor ein leuchtendes Beispiel.