Oct 06, 2023
GESCHLECHTERSENSIBLE MEDIZIN
GESCHLECHTERSENSIBLE MEDIZIN
Stereotype Rollenbilder sind nicht nur in der Allgemeinbevölkerung, sondern auch in der medizinischen Aus- und Weiterbildung stark verankert. Schaut man in die meisten medizinischen Lehrbücher, so ist der Patient in der Regel ein männlich konnotiertes Neutrum. Dieses vereinfachte Modell entspricht jedoch nicht der Realität und Forschungsdaten belegen, dass die Vernachlässigung von Geschlechtsaspekten zu einer schlechteren Versorgung der Patient:innen führt. Hier setzt die geschlechtersensible Medizin an, indem sie sowohl das biologische Geschlecht (sex) als auch das soziale Geschlecht (gender) der Patient:innen berücksichtigt. Sie ist damit Teil der individualisierten Medizin. Vom 09.10.2023 bis zum 18.12.2023 werden montags von 17 - 18.30 Uhr ausgewählte Themen der geschlechtersensiblen Medizin in einer Online-Vortragsreihe (zoom) vorgestellt und vertieft. Die Reihe richtet sich an Studierende und Ärzt:innen aller Fachrichtungen und ist von der Sächsischen Landesärztekammer für die ärztliche Weiterbildung mit 2 Fortbildungspunkten je Vortrag zertifiziert.
09.10.2023 ACHTUNG: Vortrag von 18.00 - 19.30 Uhr!
Patientensicherheit - auch für Patientinnen? Aspekte aus Geschlechtersensibler Medizin und Qualitätsmanagement
Anne Röhle, Ärztin (Medizinisch-Interprofessionelles Trainingszentrum der Medizinischen Fakultät, TU Dresden)
Durch Qualitätsmanagement soll sichergestellt werden, dass im Rahmen der Gesundheitsversorgung für alle Patient:innen der größtmögliche Nutzen mit entsprechenden Sicherheitsaspekten erreicht wird. Geschlechtssensible Medizin als junge Wissenschaft liefert erste Studien, ob dieser Nutzen tatsächlich erreicht wird. Die Vorlesung gibt einen ersten Einblick über den aktuellen Stand in Praxis und Lehre.
16.10.2023 Sex-dependent differences in immunity
PD Dr. Vasileia Ismeni Alexaki (Institut für Klinische und Laboratoriumsmedizin, Universitätsklinikum Dresden)
Die Immunantworten gegen Krankheitserreger sowie chronische entzündliche Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen treten in Männern und Frauen unterschiedlich häufig auf und haben oft einen unterschiedlichen klinischen Verlauf, z. B. bauen Frauen eine bessere Immunantwort nach Infektionen oder Impfungen auf, während sie aber auch häufiger unter chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen leiden. Die zugrunde liegenden Mechanismen, vor allem die Rolle von Geschlechtshormonen und Genen des X Chromosoms, werden hier diskutiert. Vortrag in englischer Sprache!
23.10.2023 Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Hämatoonkologie und Immuntherapie
Dr. Paul Warncke (Klinik für Innere Medizin III, Klinikum Chemnitz gGmbH)
Der Vortrag zeigt Grundlagen zur Tumorbiologie auf und legt einen Schwerpunkt auf moderne Tumortherapien, z. B. Checkpoint-Inhibitoren und Zelltherapien. Zudem werden Grundlagen weiterer immunologische Erkrankungen wie bspw. SLE oder Post-COVID aufgezeigt.
06.11.2023 Geschlechtsunterschiede bei neonatologischen Erkrankungen
Prof. Dr. Axel Hübler, (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Chemnitz gGmbH)
Für eine Anzahl neonatologischer Erkrankungen bestehen Unterschiede hinsichtlich Schweregrad, Umfang des medizinischen Behandlungsbedarfes sowie Prognose zwischen Mädchen und Jungen. Der Vortrag gibt eine Übersicht über die verschiedenen Organsysteme, die geschlechtsabhängig in Art und Häufigkeit unterschiedlich betroffen sein können, z. B. das ZNS, Atmungs- und Herz-Kreislaufsystem, Verdauungssystem, aber auch Wachstum und Infektanfälligkeit.
13.11.2023 Gendermedizin – Bedeutung für die Chirurgie
Dr. Kristin Tischendorf (Klinik für Allgemein-Viszeralchirurgie, Erzgebirgsklinikum - Standort Zschopau)
Der Vortrag adressiert die Frage, ob sich das Geschlecht von Patient:in und Chirurg:in auf die Operation und deren Ergebnis auswirkt und ob Frauen:Männer deswegen vielleichtunterschiedlich operiert werden müssen.
20.11.2023 Warum Frauen ein stärkeres Immunsystem haben als Männer
Prof. Dr. Min Ae Lee-Kirsch (Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, UniversitätsCentrum für Seltene Erkrankungen, Universitätsklinikum Dresden)
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der der Immunantwort tragen dazu bei, dass Männer anfälliger für bestimme Infektionen sind, während Frauen häufiger an Autoimmunkrankheiten erkranken.
27.11.2023 Vaskuläre Neurologie und Gender Bias: Auf dem Weg zur personalisierten Medizin?
Prof. Dr. Timo Siepmann, FAHA (Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Dresden)
Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Ursachen von Tod und funktioneller Beeinträchtigung. Die Berücksichtigung Gender-spezifischer physiologischer und pathophysiologischer Unterschiede kann einen wichtigen Beitrag zu einer individualisierten Versorgung von Patient:innen leisten. Die Vorlesung beleuchtet klinisch relevante Genderunterschiede in der Schlaganfallversorgung sowie der neurovaskulären Forschung und bietet einen Ausblick in die mögliche Zukunft der Schlaganfallbehandlung.
04.12.2023 Welche Rolle spielt das Geschlecht bei seelischen Erkrankungen?
Prof. Dr. Andrea Pfennig (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universitätsklinikum Dresden)
11.12.2023 Rechtsmedizin – ein „klassisches Männerfach“?
Prof. Dr. Steffen Heide (Institut für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Dresden)
Die Fachrichtung Gerichtsmedizin bzw. Rechtsmedizin galt neben chirurgischen Disziplinen lange Zeit als klassische Männerdomäne. Anhand historischer und aktueller Entwicklungen des Fachgebietes wird der Wandel aufgezeigt, der in den letzten Jahrzehnten eingetreten ist.
18.12.2023 Geschlechtsspezfische Aspekte der Schmerzmedizin
PD Dr. Gudrun Goßrau (UniversitätsSchmerzCentrum, Universitätsklinikum Dresden)
Klinische und experimentelle Daten zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf Schmerzen reagieren. Bei Frauen werden niedrigere Schmerzempfindungsschwellen nachgewiesen und sie leiden häufiger als Männer an Schmerzerkrankungen. Zusammenfassend moduliert die Interaktion genetischer, anatomischer, physiologischer, neuronaler, hormoneller und psychosozialer Faktoren Unterschiede in Schmerzwahrnehmung und Schmerztherapie bei Frauen und Männern.