06.08.2024
KI-Projekt „GAIn“ soll mit TUD-Beteiligung Sachsen und Bayern eine internationale Führungsrolle für Computing-Technologien verschaffen
Bei allem rasanten Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) wurden in den letzten Jahren weltweit immer mehr ernsthafte Probleme mit Computing, also IT-Infrastrukturen und vernetzten Systemen, bekannt. Sie können die Weiterentwicklung von KI und darauf basierender Zukunftstechnologien – insbesondere Kommunikation, Medizin und Robotik – stark einschränken oder im Fall eines Problems in der Energieversorgung der Systeme zum Erliegen bringen, denn: KI-Anwendungen benötigen enorme Mengen an Energie.
Namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden (TUD), der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM) werden dieses Thema nun gemeinsam im Rahmen des Pilotprojekts „GAIn“ (Next Generation Al Computing) angehen. Von sächsischer Seite beteiligen sich Prof. Frank Fitzek, Inhaber der Deutsche Telekom Professur für Kommunikationsnetze und Sprecher des Exzellenzclusters Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop (CeTI), und Prof.in Stefanie Speidel, Professorin für Translationale Chirurgische Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) und CeTI-Sprecherin (beide TUD). Von bayerischer Seite sind Prof. Holger Boche (TUM) und Prof.in Gitta Kutyniok (LMU) an dem Vorhaben beteiligt.
Die Freistaaten Sachsen und Bayern stellen für die länderübergreifende wissenschaftliche Kooperation im Pilotprojekt GAIn bis zum Jahr 2027 sechs Millionen Euro zur Verfügung. Für die TU Dresden sind in den Jahren 2024 bis 2027 drei Millionen Euro für das Projekt vorgesehen. Die erste Zuweisung über etwa 500.000 Euro ist über das sächsische Wissenschaftsministerium bereits erfolgt.
Prof.in Ursula Staudinger, Rektorin der TUD: „Das Projekt GAIn baut auf der weltweit anerkannten Expertise der Exzellenzuniversität TUD im Bereich der Wechselwirkung zwischen Hardware und KI-Anwendungen auf, knüpft an das Exzellenzcluster CeTI an und verstärkt unsere existierenden Kooperationen mit dem Exzellenzverbund der Münchner Universitäten.“
Prof. Frank Fitzek (TUD): „Das GAIn-Projekt bietet aus meiner Sicht eine große Chance, KI-gesteuerte Kommunikationsnetze maßgeblich zu gestalten. Mit unserer Forschung und Expertise im Bereich zukünftiger Kommunikationsnetze können wir aktiv dazu beitragen, die Herausforderungen im Bereich Energieverbrauch, Rechenleistung und Zuverlässigkeit von KI-Systemen zu lösen, um gleichzeitig auch gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Die länderübergreifende Kooperation zwischen Sachsen und Bayern stärkt nicht nur die technologische Souveränität Deutschlands, sondern wird ebenso für den Excellenzantrag CeTI wichtig sein.“
Prof.in Stefanie Speidel (TUD): „Die Entwicklung neuer KI-Hardware und Software-Konzepte im Rahmen des GAIn-Projekts ist für mich von großer Bedeutung, um weitere Fortschritte in der medizintechnischen KI- und Robotik-Forschung zu ermöglichen. Durch die Reduktion des Energieverbrauchs und die Erhöhung der Stabilität von KI-Systemen können wir sicherstellen, dass Assistenzsysteme in der Chirurgie noch präziser und effizienter arbeiten. Diese Fortschritte bedeuten, dass chirurgische Eingriffe sicherer und zielgerichteter durchgeführt werden können, was letztlich den Patientinnen und Patienten zugutekommt.“
Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: „Mit dem Forschungsprojekt GAIn wollen wir Sachsen und Bayern eine internationale Führungsrolle für zentrale Computing-Technologien verschaffen und so auch einen Beitrag zu Deutschlands technologischer Souveränität leisten. Sachsen hat eine beeindruckende Expertise im Bereich visionärer Hardware, Kommunikation und Robotik aufgebaut und ist durch die Ansiedlung großer Chip-Fabriken und innovativer Start-ups europaweit führend in der Mikroelektronik. Die Kooperation zwischen Sachsen und Bayern verspricht, die in beiden Ländern vorhandenen herausragenden Forschungs- und Innovationskompetenzen zu verknüpfen und gemeinsam an völlig neuartiger KI-Hardware und entsprechenden Software-Konzepten zu arbeiten. Ich freue mich sehr, dass wir dieses herausragende Projekt in Sachsen mit drei Millionen Euro unterstützen können.“
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume: "Gemeinsam bauen wir am Weg in ein neues Zeitalter: Wo heute noch Grenzen sind, erweitern Bayern und Sachsen den Horizont in der KI-Forschung. Mit stetig wachsenden Anforderungen in Medizin, Robotik und Kommunikation muss auch unser technologischer Fortschritt an Größe gewinnen. Energieeffiziente Hardware und wegweisende Software-Konzepte sind dafür unser Schlüssel. Auch wenn wir uns heute noch nicht vorstellen können, was irgendwann einmal möglich sein wird, müssen wir schon jetzt ein Fundament schaffen, auf das wir auch in Zukunft aufbauen können. Unsere beiden Münchner Exzellenz-Universitäten und die TU Dresden stellen dafür ein exzellentes Team – das fördern wir in den kommenden drei Jahren in Bayern gerne mit drei Millionen Euro. So nutzen wir den einmaligen Schub der 5,5 Milliarden Euro schweren Hightech Agenda und der neuen KI-Offensive Bayern, um weitere internationale Impulse zu setzen und Deutschlands strategische Position auf diesem entscheidenden Zukunftsfeld nachhaltig zu stärken.“
Im Rahmen von „GAIn“ soll die Entwicklung neuartiger KI-Hardware und entsprechender Software-Konzepte Probleme in den Bereichen Energieverbrauch, Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit und rechtlicher Umsetzung lösen. So soll bei Kl-basierten Anwendungen der Energieverbrauch signifikant reduziert sowie Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit erreicht werden. Außerdem sollen KI-Technologien die gesetzlichen Anforderungen erfüllen können.
Hintergrund: Herausforderungen bei der Entwicklung von KI-Hardware und -Anwendungen
Die Weiterentwicklung von KI- Hardware und -Anwendungen steht vor Herausforderungen in den Bereichen Energieverbrauch, Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit und der Umsetzung rechtlicher Anforderungen (wie dem EU AI und EU Data Act).
- Berechenbarkeit: KI-Lösungen sind auf den aktuellen Hardware-Plattformen bei vielen Problemstellungen nicht berechenbar.
- Zuverlässigkeit von KI: KI-Anwendungen sind derzeit in vielfältiger Hinsicht noch nicht zuverlässig, wie unter anderem die unerwartet langsame Weiterentwicklung des autonomen Fahrens trotz massiver Investitionen großer und namhafter Unternehmen zeigt. Die bislang verwendete Hardware (CPUs/GPUs) hat sich durch wissenschaftliche Untersuchungen als ein ursächliches Problem herausgestellt.
- Rechtliche Probleme: Auf derzeitigen Hardware-Plattformen trainierte KI-Anwendungen können bei diversen kritischen Problemklassen die rechtlich verlangte „Algorithmische Transparenz“ und das „Recht auf Erklärung“ nicht erfüllen.
Kontakt
Sabine Hülsmann
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
Tel.: +49 351 564-60220
E-Mail: