12.11.2018
Krebspatienten sollten bei einer Hormontherapie auf ihre Knochen achten
Dresdner Endokrinologen publizieren im Fachblatt „Lancet Diabetes & Endocrino-logy“ Empfehlungen zum Schutz vor Osteoporose bei hormoneller Krebstherapie / Dresdner Universitätsklinikum bietet Spezialsprechstunde zur Knochengesundheit bei Krebs an
In der aktuellen Printausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Lancet Diabetes and Endocrinology" (VOLUME 6, ISSUE 11, P901-910, NOVEMBER 01, 2018) diskutieren Dr. Tilman Rachner und Professor Lorenz Hofbauer vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden die Vorgehensweise zum Erhalt der Knochendichte bei Krebspatienten, deren Tumore Hormonrezeptoren besitzen. In den Fällen, in denen sie nach den initialen Therapien mit Hormonen behandelt werden, empfehlen die beiden Experten des an der Medizinischen Klinik III angesiedelten UniversitätsCentrums für Gesundes Altern eine rechtzeitige Diagnostik der Knochengesundheit. Denn die Hormon-Medikation, die das Wiederauftreten oder das weitere Wachstum der Tumore verhindern soll, beeinflusst die Knochendichte negativ und erhöht damit das Frakturrisiko. Die Mediziner empfehlen deshalb die Versorgung dieser Patienten in einer Spezialambulanz. Am Dresdner Uniklinikum wurde dazu die Spezialsprechstunde ‚Knochengesundheit bei Krebs‘ innerhalb der Endokrinologischen Ambulanz etabliert.
„Zunehmend sehen wir bereits gut informierte Patientinnen mit Brustkrebs, die sich in unserer osteoonkologischen Spezialsprechstunde ‚Knochengesundheit bei Krebs‘ beraten lassen möchten“, sagt Privatdozent (PD) Dr. Tilman Rachner vom UniversitätsCentrum für Gesundes Altern. „Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass auch Männer mit Prostatakarzinom und einer Anti-Hormon-Therapie einem erhöhten Frakturrisiko ausgesetzt sind".
Entscheidend für einen Erhalt der Knochendichte bei Krebspatienten, die sich einer Hormontherapie unterziehen, ist eine rechtzeitige Diagnostik und je nach Befundschwere der frühe Beginn einer knochenschützenden Therapie. Neben dem bisherigen Einsatz von Bisphosphonaten gibt es auch die Möglichkeit einer antikörperbasierten Therapie mit Denosumab. „Diese aus zwei subkutanen Spritzen pro Jahr bestehende Therapie, bietet einen nachweisbaren Schutz vor Knochenverlust und ist bei erhöhtem Frakturrisiko für Patientinnen mit Brustkrebs und Patienten mit Prostatakrebs unter Anti-Hormon-Therapie zugelassen“, fügt Professor Hofbauer an, der die Spezialsprechstunde für ‚Knochengesundheit bei Patienten mit Krebs‘ leitet, in der die Antikörpertherapie angeboten wird.
Hintergrundinformation Knochengesundheit bei Krebs
Eine langfristige Heilung von Brust- und Prostatakrebs lässt sich heute deutlich häufiger erreichen als noch vor wenigen Jahren. Neue diagnostische Verfahren, eine verbesserte und schonendere OP-Verfahren, Strahlentherapie und der zielgerichtete Einsatz von Chemo- und Antikörpertherapien haben die Prognose dieser häufigen Erkrankungen wesentlich verbessert. Wenn die Tumore Hormonrezeptoren besitzen, folgt der ersten Therapiephase in der Regel eine Hormontherapie. Sie hat das Ziel, im Körper verbliebene Brust- oder Prostatakrebszellen zu eliminieren, indem die wachstumsfördernde Wirkung von Östrogen und Testosteron ausgeschaltet wird. Dies führt in bestimmten Fällen zu einer weiter verbesserten Prognose der Patienten. Auch bei älteren Menschen mit einem inoperablen Tumorleiden lassen sich diese verhältnismäßig gut verträglichen Therapien anwenden.
Eine wesentliche Nebenwirkung dieser Hormon-Therapien sind jedoch negative Effekte auf den Knochenstoffwechsel. Insbesondere die häufig bei postmenopausalen Brustkrebspatientinnen eingesetzten Aromatasehemmer gehen mit einem rasanten Verlust an Knochenmasse und einem dadurch stark erhöhten Frakturrisiko einher.
Originalpublikation:
Bone health during endocrine therapy for cancer.
Rachner TD, Coleman R, Hadji P, Hofbauer L.
THE LANCET. Diabetes & Endocrinology. 2018 Nov;6(11):901-910
doi: 10.1016/S2213-8587(18)30047-0.
PMID: 29572126
https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(18)30047-0/ppt?code=lancet-site
Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
Medizinische Klinik III
UniversitätsCentrum für Gesundes Altern
Direktor: Prof. Dr. med. Lorenz Hofbauer
Bereich Endokrinologie, Diabetes und Knochenerkrankungen
Tel.: 0351 458 31 73
Fax: 0351 458 58 01
E-Mail:
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PD Dr. med. Tilman Rachner
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