18.11.2024
Wissenschaftliche Bilder verständlich und vergleichbar machen: Early Career Einstein Foundation Award für Helena Jambor und Christopher Schmied
Für ihr Projekt „PixelQuality – Best practices for publishing images“ erhalten Dr. Helena Jambor (Hochschule für Technik und Wirtschaft Graubünden, Chur, Schweiz / Technische Universität Dresden) und Dr. Christopher Schmied (Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie, Berlin) in diesem Jahr den Early Career Einstein Award. Im März 2025 wird der mit 100.000 Euro dotierte Preis an die beiden Wissenschaftler:innen übergeben.
In den Lebenswissenschaften erscheinen pro Jahr mehr als eine Million Veröffentlichungen. Etwa ein Drittel von ihnen enthält mikroskopische Abbildungen, beispielsweise von Zellen oder Geweben. Diese Bilder sind wichtig als Beweis für wissenschaftliche Erkenntnisse. Werden sie jedoch nicht genau erklärt, können andere Forschende ihre Entstehung weder verstehen noch vergleichbare Bilder erstellen. Zudem besteht die Gefahr, dass sie verändert oder manipuliert werden, was zu Unklarheiten und Fehlern führt.
Helena Jambor, studierte Biologin mit einem Doktor in Molekularbiologie, begleitet diese Problematik seit Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere, zuerst am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, später an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Vor über zehn Jahren begann sie – zunächst ehrenamtlich – die Verständlichkeit und Zuverlässigkeit mikroskopischer Abbildungen genauer in den Blick zu nehmen. „Für meine Arbeit musste ich eine Vielzahl Bilder am Mikroskop aufnehmen. Mir war dabei natürlich wichtig, dass sie auch von anderen verstanden werden“, erklärt Jambor. Doch einheitliche Richtlinien und Standards zur Veröffentlichung und Reproduzierbarkeit mikroskopischer Abbildungen existierten nicht.
Im Rahmen der weltweiten Initiative Quality Assessment and Reproducibility for Instruments and Images in Light Microscopy (deutsch: Qualitätsbewertung und Reproduzierbarkeit von Geräten und Bildern in der Lichtmikroskopie) erarbeitete eine mehr als 50-köpfige Arbeitsgruppe unter der Leitung von Jambor und ihrem Co-Autor Christopher Schmied Richtlinien für die Kommunikation, insbesondere mikroskopischer Bilder und Bilddaten.
„Es war aus unserer Sicht wichtig, dass die Richtlinien von Forschenden erarbeitet werden, da sie am besten wissen, welche Qualitätskriterien für ihre Arbeit entscheidend sind. Wir konnten einen breiten Konsens erzielen, an dem Forschende vieler weltweit führender Institute im Bereich der Lebenswissenschaften beteiligt waren“, sagt Jambor. Die Richtlinien wurden 2024 in Nature Methods veröffentlicht und stellten einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Zuverlässigkeit visueller Daten in der wissenschaftlichen Literatur dar. „Die Vorgaben ermöglichen es, Bilder und Ergebnisse aus Bildanalysen zu veröffentlichen, die hohen Qualitätsstandards genügen, nachvollziehbar sind und eine gute Grundlage für weitere Forschungsvorhaben bieten“, ergänzt Christopher Schmied.
Damit war aus Sicht von Jambor und Schmied die Arbeit jedoch nicht getan. Sie gründeten „PixelQuality“, um die Regeln auch bekannt zu machen – durch frei verfügbare Lehrmaterialien, Schulungen und die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Verlagen. Zudem braucht auch der zunehmende Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Erstellung, Verarbeitung und Analyse mikroskopischer Aufnahmen klare Richtlinien. „PixelQuality“ arbeitet daran, diese zu erstellen, damit wissenschaftliche Bilder zuverlässig bleiben.
„Forschungsdaten haben für die Gesellschaft nur einen Mehrwert, wenn sie zugänglich und verständlich sind. Qualitätsstandards sind dafür eine wichtige Grundlage. Wir wollen so dazu beitragen das Vertrauen in wissenschaftliche Daten zu erhöhen“, bringt Jambor ihr Engagement auf den Punkt. Sie ist sehr dankbar, dass sie durch die Habilitationsförderung für Frauen an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und die Unterstützung ihres Betreuers Prof. Martin Bornhäuser, Professor für Stammzelltransplantation an der TUD und Klinikdirektor am Universitätsklinikum Dresden, die notwendigen Freiräume für diese wichtige Arbeit bekommen hat.
Einstein Foundation Award: https://award.einsteinfoundation.de/
Initiative Quality Assessment and Reproducibility for Instruments and Images in Light Microscopy
Die Initiative startete im April 2020 und hat weltweit knapp 550 Mitglieder, darunter Expertinnen und Experten aus der Bildwissenschaft und Bildanalyse, von Mikroskopherstellern und wissenschaftlichen Verlagen. Die Mitglieder engagieren sich in 15 thematischen Arbeitsgruppen. Verantwortlich für die Erarbeitung der hier dargestellten Publikationsrichtlinien für mikroskopische Bilder ist die von Dr. Helena Jambor und Dr. Christopher Schmied geleitete Arbeitsgruppe „Image visualization and analysis“.
Veröffentlichung:
Schmied, C., Nelson, M.S., Avilov, S. et al. Community-developed checklists for publishing images and image analyses. Nat Methods (2023). https://doi.org/10.1038/s41592-023-01987-9
Kontakt:
Anne-Stephanie Vetter
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
der Technischen Universität Dresden
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