Jan 17, 2022
Psychosoziale Belastungen sind ein Risiko für die Mundgesundheit von Mutter und Kind
Mütter von Kindern mit frühkindlicher Karies sind stärker psychisch belastet und leben unter schlechteren sozioökonomischen Bedingungen. Das ist das Ergebnis einer Dissertation von Dr. Uta Knoblauch. Die Zahnmedizinerin und Forscherin aus der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Dresdner Universitätsklinikums hat die Zusammenhänge zwischen psychosozialen Belastungen von Müttern und der Zahngesundheit ihrer Kinder untersucht. Haben Mütter selbst Defizite bei der Mundhygiene oder vermeiden Zahnarztbesuche, kann sich das ungünstig auf die Kleinkinder auswirken. Ängste aufgrund eigener Traumatisierungen oder phobischer Zahnbehandlungsangst erschweren es nicht nur den Müttern, zum Zahnarzt zu gehen, sondern auch mit ihren Kindern Früherkennungsuntersuchungen und Präventionsangebote wahrzunehmen. Niedrigere Bildung und daraus resultierend auch vielfach niedrigere Einkommen der Familien verstärken den Effekt. Die Stiftung Hochschulmedizin Dresden hat die Arbeit von Dr. Knoblauch im Rahmen der Verleihung der Carl Gustav Carus Förderpreise 2021 gewürdigt und die Ostsächsische Sparkasse stiftete ein Preisgeld von 1000 Euro.
Dresden, 17. Januar 2022. Die frühkindliche Karies ist eine der häufigsten Erkrankungen in der Kindheit. Studien haben gezeigt, dass von einhundert Dreijährigen in Deutschland etwa 14 Kinder von frühkindlicher Karies betroffen sind. Das hat Folgen, denn die frühe Karieserfahrung im Milchgebiss führt häufig zu einem hohen Kariesrisiko im bleibenden Gebiss.
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik und der Poliklinik für Zahnerhaltung Bereich Kinderzahnheilkunde am Dresdner Universitätsklinikum hat Dr. Uta Knoblauch Kinder im Alter von drei und vier Jahren untersucht und deren Mütter zu Symptomen verschiedenster psychischer Erkrankungen befragt sowie soziökonomische Faktoren wie Bildung, Berufsstatus und Einkommen der Familien erfasst. Eine Gruppe von 60 Kindern mit frühkindlicher Karies wurde mit 60 kariesfreien Kinder verglichen.
„In der Auswertung der Daten zeigte sich, dass die Mütter von Kindern mit frühkindlicher Karies im Vergleich eine deutlich erhöhte Zahnbehandlungsangst aufweisen. Gleichzeitig haben diese Mütter häufiger in ihrer Kindheit Missbrauch oder Vernachlässigung erlebt. Sie sind häufiger Raucherinnen und haben einen niedrigeren Sozialstatus. Diese psychosozial belasteten Mütter frühzeitig zu erkennen und aktiv Präventionsprogrammen zuzuführen, um die Mundgesundheit von Mutter und Kind zu verbessern, ist eine wichtige Aufgabe“, sagt die Zahnmedizinerin Dr. Uta Knoblauch. Die hohe Kariesneigung der Kinder sei eine Folge von suboptimaler Mundhygiene und fehlender Vorsorge, die sich auch aus Ängsten und Informationsdefiziten der Mütter begründet, so die Einschätzung der Preisträgerin. Es gäbe zudem Anhaltspunkte dafür, dass sich die Angst der Mütter auf die Kinder übertrage. Auch wenn in der Studie gezeigt werden konnte, dass Alkoholabhängigkeit der Mütter, Ess- und generalisierte Angststörungen oder auch depressive Störungen offenbar nicht mit der Zahngesundheit der Kinder im Zusammenhang stehen, so sind der vielfach niedrigere Bildungsgrad der Mütter und ein daraus resultierendes Armutsrisiko Faktoren, die die Zahngesundheit der Kinder negativ beeinflussen können.
„Die gewonnenen Erkenntnisse sind wichtig, um Risiken für die Zahngesundheit insbesondere von Kindern zu erkennen und Präventionsstrategien neu zu denken“, sagte Prof. Christian Hannig, Mitautor der Studie und zugleich Studiendekan für Zahnmedizin an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.
Die Carl Gustav Carus Förderpreise werden seit 1991 verliehen, zunächst von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und dem Universitätsklinikum Dresden, seit 2017 vergibt die Stiftung Hochschulmedizin Dresden die Preise für hervorragende Dissertationen und Publikationen. Die Ostsächsische Sparkasse unterstützt die Würdigung herausragender wissenschaftlicher Arbeit durch die Stiftung von Preisgeldern. 2021 gab es knapp 30 Bewerber, aus denen insgesamt sieben Preisträger ausgewählt wurden.
Die Stiftung Hochschulmedizin 2012 als Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet und behördlich anerkannt, fördert Projekte am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und der gleichnamigen Medizinischen Fakultät Dresden in den Bereichen Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Die Stiftung ist gemeinnützig und zur Ausstellung von Spendenbescheinigungen berechtigt. Sie nimmt jederzeit gern Spenden zur Unterstützung der Dresdner Hochschulmedizin entgegen.
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