03.09.2019
Wie wirksam sind Lifestyle-Therapien für die NAFLD-Behandlung?
Die Reduktion intrahepatischer Lipide ist entscheidend für die Verbesserung der nicht-alkoholischen Fettleberkrankheit (NAFLD). Eine Gruppe von Forschern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, darunter Wissenschaftler des Paul-Langerhans-Instituts Dresden (PLID) sowie des Internationalen Graduiertenkollegs 2251 der TU Dresden mit dem King’s College London, überprüfte die derzeit vorhandene Literatur, um die Auswirkungen verschiedener Lebensstiltherapien auf die Behandlung von NAFLD zu eruieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden nun in der Zeitschrift „Trends in Endocrinology and Metabolism (TEM)“ veröffentlicht.
Die nicht-alkoholische Fettleberkrankheit (NAFLD) ist die weltweit häufigste Lebererkrankung und umfasst ein Krankheitsspektrum, das von der einfachen Steatose, die durch übermäßige Fettansammlung ohne übermäßigen Alkoholkonsum und Entzündung gekennzeichnet ist, über die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH), die Leberzirrhose bis hin zum hepatozellulären Karzinom reicht. Darüber hinaus sind Insulinresistenz und Fettleibigkeit Risikofaktoren für die Entwicklung von NAFLD. Leider fehlen nach wie vor zugelassene Medikamente, so dass Patienten und Gesundheitsversorgern so genannte Lifestyle-Interventionen als einzige Therapieformen vorbehalten bleiben.
"Unser Review diskutiert die Auswirkungen von Makronährstoffqualität und -quantität sowie verschiedene Modalitäten des Bewegungstrainings zur Reduzierung intrahepatischer Lipide und Verbesserung der NAFLD mit oder ohne Gewichtsverlust", erklärt Nermeen El-Agroudy, Doktorandin am Internationalen Graduiertenkolleg 2251: "Immunological and Cellular Strategies in Metabolic Disease (IRTG) und eine der beiden Erstautorinnen der Studie. Und Anica Kurzbach, ebenfalls Doktorandin und zweite Erstautorin der Studie, ergänzt: "Zweifellos führt der fortschreitende Gewichtsverlust zu einem kontinuierlichen Rückgang der intrahepatischen Lipide, aber wir haben bei unserer Recherche Studien gefunden, die darauf hindeuten, dass auch eine ballaststoff- und proteinreiche Ernährung sowie eine mediterrane Ernährung per se zusätzliche Auswirkungen auf die Reduktion intrahepatischer Lipide haben".
Darüber hinaus stellt körperliche Aktivität ein wichtiges Instrument dar, um intrahepatische Lipide unabhängig von der Veränderung der Körperzusammensetzung zu reduzieren. Studien zeigten, dass regelmäßiges Bewegungstraining nicht nur die intrahepatischen Lipide reduziert, sondern auch die NAFLD-assoziierten Komorbiditäten (z.B. Insulinresistenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) verbessert. Diese Beobachtung führte zu aktuellen Richtlinien, die drei bis fünf Einheiten pro Woche mit einer Gesamtdauer von 150-200 Minuten bei moderater Intensität empfehlen. "Obwohl das kombinierte Aerobic- und Krafttraining positive Effekte bei NAFLD-Patienten zeigte, scheint weder die Art der Bewegung noch das Ausmaß oder die Intensität ausschlaggebend für die Reduktion der intrahepatischen Lipide zu sein. Es ist wichtiger, einfach nur Sport zu treiben, da es das Behandlungsergebnis der NAFLD verbessert oder zumindest das Fortschreiten der Erkrankung positiv beeinflusst", fasst El-Agroudy zusammen. Allerdings sind Belege für die Wirksamkeit von Ernährungs- und Bewegungsinterventionen für der Verbesserung progressiverer Formen der Erkrankung wie beispielsweise Steatohepatitis momentan leider noch begrenzt. So wäre die Kombination aus optimierter Ernährung und ausreichender körperlicher Bewegung wahrscheinlich eine vielversprechende Waffe zur Bekämpfung der NAFLD.
Originalpublikation:
El-Agroudy NN, Kurzbach A, Rodionov RN, O'Sullivan J, Roden M, Birkenfeld AL, Pesta DH. Are Lifestyle Therapies Effective for NAFLD Treatment? Trends Endocrinol Metab. 2019 Aug 15. pii: S1043-2760(19)30136-5. doi: 10.1016/j.tem.2019.07.013. [Epub ahead of print] Review.