Historie der Hebammenausbildung in Dresden
Der Hebammenberuf ist geprägt von Tradition, Hebammenhandwerk, Wissen, Erfahrungswerten und viel emotionaler Arbeit. Ein kleiner geschichtlicher Rückblick soll die langjährige Tradition der Hebammenausbildung in Dresden aufzeigen.
18. Jahrhundert
In dieser Zeit wurden in ganz Deutschland die ersten Hebammenschulen unter ärztlicher Leitung an Entbindungsinstituten gegründet und Hebammenordnungen erlassen.
Die Hebammenmeister und Leiter der Hebammenschulen waren damals alles Mediziner. Männer, die das Jahrhunderte lang angesammelte Erfahrungswissen der Frauen und Hebammen nutzten und es weiterentwickelten. Die Hebammen hatten eine untergeordnete Rolle einzunehmen. Diese Unterordnung und das strenge Hierarchiegefüge haben bis heute Auswirkungen auf die berufliche Identität des Hebammenberufs.
19. Jahrhundert
Die bekanntesten Hebammenlehrer waren: Carl Gustav Carus, Franz von Winkel und Gerhard Christian Leopold.
Zu Zeiten Christian Gerhard Leopolds durften Frauen nur Hebamme werden, wenn sie nicht außerehelich geboren sowie eine Aufnahmeprüfung und Probezeit erfolgreich absolviert hatten. Die Hebammenausbildung dauerte damals sechs Monate und endete mit einer Prüfung.
Die von Leopold verfassten zehn goldenen Regeln für Hebammen und Hebammenschülerinnen wurden in der Hebammenzeitung 1889 veröffentlicht und spiegelten die damals vorherrschende Philosophie der meisterlichen Zurückhaltung einerseits wieder und betonten andererseits die zeitlos gültige Devise in der Geburtshilfe: Man muss viel wissen, um wenig zu tun.
20. Jahrhundert
Machen wir einen Sprung in ein dunkles Kapitel für Dresden und für die Dresdner Hebammenausbildung in der Zeit des Nationalsozialismus, welches am Ende mit der Zerstörung der Frauenklinik und vielen Toten endete. Im Februar 1945 starben 200 Menschen darunter 95 Patientinnen,11 Krankenschwestern, 21 Hebammen und Hebammenschülerinnen. Nach dem Krieg wurde die Hebammenausbildung 1954 fortgesetzt.
Die Medizinische Fachschule wurde Trägerschule der Hebammenausbildung und wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach umbenannt. Hebammenlehrerinnen, Ärztinnen und Ärzte gestalteten den theoretischen und berufspraktischen Unterricht der dreijährigen Ausbildung.
21. Jahrhundert
2003 kam es beinahe zur Schließung der Hebammenausbildung. Nach Streik und großen Engagement aller Beteiligten, konnte ein Ausbildungsverbund gegründet werden mit vielen sächsischen Geburtskliniken aller Versorgungsstufen. Von 1954 bis 2021 wurden insgesamt 1383 Hebammen in Dresden ausgebildet.
Im Oktober 2021 wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: Der erste Hebammen- Bachelorstudiengang in Dresden startete an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.