Mercator Fellows
Zur Einbindung zusätzlicher Kompetenz und zur Erhöhung der internationalen Sichtbarkeit wurden zwei Mercator Fellowships für das SPP 1708 realisiert.
Als Mercator Fellow der zweiten Förderperiode des SPP 1708 wurde Prof. Russell Edward Morris von der University of St Andrews gewonnen.
Der Wissenschaftler stand den Mitgliedern des Schwerpunktprogramms in seiner Funktion als Mercator-Fellow während seiner drei Aufenthalte in Deutschland beratend zur Seite. So konnte er sich aktiv an den Teilprojekten beteiligen und einen intensiven Austausch zwischen den Forschenden ermöglichen.
Die ursprünglich von Prof. Russell Morris entwickelte ionothermische Methode für die Vorbereitung und Verarbeitung von Feststoffen wird allgemein als bahnbrechender und weltweit führender Fortschritt auf diesem Gebiet angesehen. Das primäre Konzept, das erstmals 2004 in Nature veröffentlicht wurde, ist die Verwendung ionischer Flüssigkeiten als Lösungsmittel und Struktursteuerungsmittel bei der Bildung ungewöhnlicher Materialien mit einzigartiger Struktur und Funktion. Ursprünglich für die Synthese poröser Feststoffe konzipiert, hat Prof. Morris die Technik auf fast alle Arten anorganischer, organischer und hybrider Materialien ausgedehnt. Die ionothermische Methode weist viele einzigartige Merkmale auf, wie z.B. die Verwendung von solvothermischen Bedingungen bei Umgebungsdruck, die kontrollierte Abgabe von Struktursteuerungsmitteln, die Anionenkontrolle (und die exquisite Kontrolle über Wasser als Mineralisator, die sie ermöglicht) und eine effektive chirale Induktion usw., die die Synthese vieler neuer Materialien ermöglicht haben, die auf anderen Wegen nicht zugänglich sind. Eine herausragende Erweiterung dieser Arbeit ist die Verwendung der ionothermischen Synthese zur Herstellung einer ganz neuen Klasse von Quanten-Spin-Flüssigkeit, die für die Physik der kondensierten Materie wegen ihres Potentials im Quantencomputing von großem Interesse ist.
Die bahnbrechenden Arbeiten von Prof. Morris auf dem Gebiet der ionothermischen Chemie haben ein ganz neues Gebiet angeregt, das von vielen Forschungsgruppen auf der ganzen Welt - wie die im SPP 1708 versammelten - verfolgt, ausgearbeitet und erweitert wird. Ein Gedankenaustausch mit einem international anerkannten Wissenschaftler auf diesem Gebiet wird sehr geschätzt und bietet die Möglichkeit, bestehende Kooperationen zu intensivieren oder neue zu schaffen.
Während der ersten Förderperiode stand Prof. Peter Nockemann von der Queen’s University Belfast als Mercator Fellow den Beteiligten des SPP 1708 zur Verfügung.
Prof. Nockemann forscht und lehrt seit November 2008 an der School of Chemistry and Chemical Engineering der Queen’s University Belfast. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Koordinationschemie in ionischen Flüssigkeiten sowie die Synthese von (Nano-)Materialien.
Im Zeitraum vom 22.06.2015 bis 21.08.2015 besuchte Prof. Nockemann neben der TU Dresden fünf weitere Projektstandorte. Die überaus positiven Rückmeldungen der Gastgeber belegen, dass sein Aufenthalt ein voller Erfolg war. Er hielt Vorträge zu ionischen Flüssigkeiten, führte Gespräche mit Kollegen und Promovenden, besprach Möglichkeiten weiterer Austausche und Kooperationen. Somit haben insgesamt 18 Teilprojekte des SPP 1708 von seiner Expertise profitiert. Besonders gelobt wurde Prof. Nockemann für seine didaktisch geschickt aufgebauten Vorträge, die lebhafte Diskussionen hervorriefen. Bemerkenswert ist ebenfalls sein Umgang mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs. So hatten die Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem längeren Gespräch mit Peter Nockemann eine andere Perspektive auf ihr Projekt zu bekommen sowie ihr Thema mit einem Experten ohne jeglichen Leistungsdruck kritisch zu diskutieren.
Es konnte ein intensiver und langfristiger Austausch mit den Mitgliedern des SPP 1708 und Prof. Nockemann als Vertreter der Wissenschaftscommunity aus dem Ausland hergestellt werden. Peter Nockemann stand und steht auch über die Dauer seines Aufenthaltes hinaus mit den am Projekt Beteiligten in Kontakt: Es wurden längerfristige Kooperationen und Doktorandenaustausche initiiert und gemeinsame Publikationen herausgegeben. Im September 2015 konnte sich eine Doktorandin aus dem SPP 1708 der Arbeitsgruppe von Dr. Nockemann anschließen, um gemeinsame Messungen an der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble (Frankreich) durchzuführen. Ein weiterer Doktorand hielt sich drei Monate lang an der Queen’s University Belfast in der Arbeitsgruppe von Prof. Nockemann zu Forschungszwecken auf.