24.11.2016
BMBF-Förderung für Nachwuchsgewinnung in der Teilchenphysik-Forschung
Pilotprojekt zur Wissenschaftsvermittlung
Ab Februar 2017 wird das Projekt „Spitzenforschung, Erkenntnisvermittlung und Nachwuchsgewinnung aus einer Hand“, das an der TU Dresden geleitet wird, vom BMBF gefördert. Konzipiert wurde das Projekt gemeinsam von „Netzwerk Teilchenwelt“ und den vier deutschen Forschungsschwerpunkten (FSPs), die an den Experimenten ALICE, ATLAS, CMS und LHCb am Beschleunigerring LHC des CERN in Genf forschen. Im Rahmen des Pilotprojekts können sich Jugendliche und Studierende mit den Forschungsthemen der experimentellen Teilchenphysik befassen. Damit soll das Interesse von jungen Menschen an der Wissenschaft gefördert und neuer Nachwuchs für die Kern- und Teilchenphysik gewonnen werden. Die FSPs verstärken mit dem Pilotprojekt ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaftskommunikation und Erkenntnisvermittlung an Jugendliche und Studierende in Deutschland und greifen dabei auf die Erfahrungen von „Netzwerk Teilchenwelt“ zurück.
„Das Pilotprojekt baut auf den Strukturen unseres Programms „Netzwerk Teilchenwelt“ auf“, erläutert Professor Michael Kobel vom Institut für Kern- und Teilchenphysik der TU Dresden, der ebenfalls das neue Pilotprojekt leitet. „Netzwerk Teilchenwelt“ ist ein Zusammenschluss von 27 deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen und dem CERN unter der Schirmherrschaft der DPG (Deutsche Physikalische Gesellschaft). Es ermöglicht Jugendlichen, den Kontakt mit den Forschungsthemen der FSPs und eigene Aktivitäten auf diesen Forschungsgebieten. Schüler können bei sogenannten Masterclasses Originaldaten der Experimente ALICE, ATLAS, CMS und LHCb auswerten und werden dabei von jungen Forschenden angeleitet. Über ein bei DESY in Zeuthen geleitetes Teilprojekt wurden spezielle Detektoren entwickelt, mit denen die Jugendlichen eigene Daten nehmen können. Rund 5000 Schülerinnen und Schüler kommen so jedes Jahr mit modernen physikalischen Themen in Berührung. Sie erhalten ein authentisches Bild vom Alltag in der Forschung und werden angeregt, sich tiefergehend mit Teilchenphysik zu beschäftigen. Weitere Angebote für engagierte Jugendliche sind Workshops am CERN und die Möglichkeit, bereits als Schüler eigene Forschungsarbeiten in Kooperation mit den 27 Standorten anzufertigen.
Studierende, die sich im „Netzwerk Teilchenwelt“ engagieren, haben wiederum als Fellows in dem Projekt die Chance, ihre Verbindung mit den Teilchenphysik-Forschungsgruppen auszubauen. Ihnen wird der Übergang zur eigenen wissenschaftlichen Arbeit erleichtert, während die Forschungseinrichtungen Talente für die künftigen Aufgaben am LHC gewinnen. „Unsere Fellows sind hoch motiviert und an Teilchenphysik interessiert“, hebt Michael Kobel hervor. „Mit dem Projekt können die Standorte frühzeitig Kontakt zu den Fellows aufnehmen und sie bereits in der frühen Studierphase fördernd begleiten.“
Die vier FSPs sind Netzwerke, in denen sich Forschungsgruppen in Deutschland zusammengeschlossen haben, die auf dem Gebiet „Physik der kleinsten Teilchen“ in den Bereichen „Elementarteilchenphysik“ sowie „Hadronen- und Kernphysik“ arbeiten. Ziel der Arbeiten ist es, die fundamentalen Bausteine der Materie sowie die zwischen ihnen wirkenden Kräfte zu erforschen und damit tiefere Einblicke in die grundlegende Struktur von Materie, Raum und Zeit zu erlangen. Professor Hans-Christian Schultz-Coulon, der Sprecher des FSP-103 (ATLAS), begrüßt das neue Pilotprojekt: „Durch die enge Zusammenarbeit der Forschung mit dem Netzwerk Teilchenwelt und dem dadurch entstandenen neuen Projekt können die breite Öffentlichkeit und speziell junge Menschen an der modernen Physik partizipieren.“ Der Sprecher des FSP-104 (CMS), Professor Dr. Thomas Müller vom Karlsruher Institut für Technologie, hebt hervor: „An den LHC-Experimenten wird einerseits Grundlagenforschung betrieben, andererseits entwickeln wir dort wichtige Technologien beispielsweise für die Wirtschaft und die Medizin. Jugendliche und Studierende erhalten über das Projekt einen einzigartigen Zugang zu diesen Feldern.“
Informationen für Journalisten:
Prof. Dr. Michael Kobel
TU Dresden
Institut für Kern- und Teilchenphysik
Tel.: +49 (0) 351 463-39880
Dr. Uta Bilow
TU Dresden
Institut für Kern- und Teilchenphysik
Tel.: +49 (0) 351 463-32956