Der Europäische Forschungsrat (ERC) gab jetzt bekannt, dass Prof. Stefan Kaskel einer von insgesamt sechs TUD-Wissenschaftlern ist, der eine Förderung in Millionenhöhe für seine Spitzenforschung erhält.

Computerarchitekturen spielen eine Schlüsselrolle im Alltag, sie verbrauchen aber auch enorme Energiemengen. Mit dem Projekt „Ultracapacitor Logic Gates“ (IONOLOGIC) möchte Chemiker Stefan Kaskel mit seinem Team nun wissenschaftliches Neuland auf diesem Gebiet beschreiten. Dazu orientiert er sich an der Signalverarbeitung in physiologischen Nervensystemen. Diese basiert auf Ionen und chemischer Information und ist dabei hochgradig für einen niedrigen Energieverbrauch optimiert. Sein Vorhaben IONOLOGIC zielt auf das konzeptionelle Design und die Realisierung kapazitiver logischer Gatter (AND, OR, NAND, etc.) basierend auf Elektroadsorption in nanoporösen Materialien ab. Diese bilden die elementaren Bausteine von zukünftigen Computerarchitekturen. Ionen-basierte Computertechnologien bereiten den Weg, um den Energieverbrauch von Computern zu reduzieren sowie on-chip Energiemanagement in autonomen mikroelektronischen Bauelementen und biologischen Schnittstellen zu ermöglichen. Für dieses Projekt wird Prof. Kaskel mit einem ERC Advanced Grant in Höhe von 2.38 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre gefördert. Für ihn ist es bereits der zweite Advanced Grant. Sein Advanced Grant-Projekt aus dem Jahr 2017 „Amplipore“ beschäftigt sich mit der Erforschung von porösen Materialien für Anwendungen in Energie- und Umwelttechnologien.  Mit seinem neuen Projekt begibt der Chemiker sich nun auf bisher unbekanntes Terrain: „Durch IONOLOGIC wird es mir und meinem Team möglich, vollkommen unerkanntes wissenschaftliches Neuland zu beschreiten, ein hochgradig interdisziplinäres Feld im Grenzbereich zwischen Elektrochemie, biologischen Grenzflächen und Mikroelektronik.“

Die ERC Grants der EU, der renommiertesten Förderin von Spitzenforschung in Europa, haben das Ziel, die besten Forscher:innen und die brillantesten Ideen zu unterstützen. Der ERC war Teil der ersten Säule - "Exzellente Wissenschaft" - von „Horizon 2020“, dem EU-Programm für Forschung und Innovation (H2020, 2014-2020). Er wird im Rahmen der Säule "Exzellente Wissenschaft" des neuen Rahmenprogramms der Europäischen Union für Forschung und Innovation "Horizon Europe" (2021-2027) fortgeführt.

ERC-Grant-Förderungen sind 100-prozentige Förderungen, die alles abdecken, was in einem Projekt anfällt, also Personalkosten, Verbrauchsmaterialien, Reisen, Publikationen, Equipment, Unteraufträge etc. Damit ist es möglich, ganze Forschungsgruppen aufzubauen bzw. zu konsolidieren.