01.06.2021
Europäische Physikalische Gesellschaft zeichnet Dr. Uta Bilow und Prof. Kai Zuber von der TU Dresden aus
Die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) hat heute die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger der High Energy and Particle Physics Division bekanntgegeben. Mit Dr. Uta Bilow und Prof. Kai Zuber dürfen sich gleich zwei Personen vom Institut für Kern- und Teilchenphysik der Technischen Universität Dresden über eine dieser renommierten Auszeichnungen freuen.
Dr. Uta Bilow, Gruppenleiterin am Institut für Kern- und Teilchenphysik (IKTP) der TU Dresden, erhält den Outreach-Preis gemeinsam mit dem ehemaligen Dresden-Fellow Ken Cecire für ihre langfristige Koordination und den umfangreichen Ausbau der International Particle Physics Masterclasses. Mit dem Outreach-Preis ehrt die EPS herausragende Leistungen in der Öffentlichkeitsarbeit, einschließlich Bildung und Förderung der Vielfalt, auf dem Gebiet der Hochenergie- und/oder Astroteilchenphysik.
Seit 2008 koordiniert Dr. Uta Bilow gemeinsam mit Ken Cecire (University of Notre Dame, USA) das erfolgreiche Outreach-Programm der International Particle Physics Masterclasses. Zu Beginn beteiligten sich etwa 85 Universitäten und Forschungseinrichtungen in 21 Ländern. Mittlerweile sind es mehr als 220 Forschungseinrichtungen in 60 Ländern weltweit – von Ägypten bis Zypern.
Jedes Jahr im März und April haben die Jugendlichen dann die Möglichkeit, für einen Tag lang in die aktuelle Physikforschung einzutauchen. Sie analysieren gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Daten von Großexperimenten, die am CERN in Genf oder am Fermilab in den USA betrieben werden. So erhalten die Jugendlichen einen Eindruck von der modernen Forschung und können nachvollziehen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse zustande kommen. Das Programm vermittelt zum einen ein authentisches Bild von der modernen Physikforschung und leistet somit einen Beitrag zur Studien- und Berufsorientierung. Zum anderen kann die aktive Teilhabe an der Grundlagenforschung helfen, das Vertrauen der Jugendlichen in die Wissenschaft zu stärken.
„Der EPS Outreach Preis rückt einmal mehr die Wissenschaftskommunikation als integralen Bestandteil der Forschung in den Fokus. Für mich ist der Preis Ansporn, das Programm weiter auszubauen. Wichtige Ziele sind, die International Particle Physics Masterclasses in weitere Länder zu tragen – in Afrika und Asien besteht noch großes Potenzial. Außerdem wollen wir dabei stets am Pulsschlag der Forschung sein, also aktuelle Daten von Experimenten verfügbar machen und neue Entdeckungen einbeziehen – wie 2012 das Higgs-Teilchen“, sagt Uta Bilow über ihre Auszeichnung
Der Giuseppe und Vanna Cocconi-Preis der EPS geht in diesem Jahr an die Borexino-Kollaboration, an der auch Prof. Kai Zuber und seine Mitarbeiter Dr. Mikko Meyer und Jan Thurn vom IKTP beteiligt sind. Das internationale Team erhält den Preis für seine bahnbrechende Beobachtung von solaren Neutrinos aus der pp- und CNO-Kette, die einzigartige und umfassende Tests der Sonne als Kernfusionsmotor lieferte. Mit dem Cocconi-Preis zeichnet die EPS herausragende Beiträge zur Astroteilchenphysik und Kosmologie aus den letzten fünfzehn Jahren in einem experimentellen, theoretischen oder technologischen Feld aus.
Mit dem experimentellen Nachweis von solaren Neutrinos aus dem sogenannten CNO-Zyklus ist der Borexino-Kollaboration im vergangenen Jahr ein Meilenstein in der Neutrinoforschung gelungen. Bereits vor über 80 Jahren wurde der Zyklus von den Physikern Hans Bethe und Carl Friedrich von Weizsäcker theoretisch vorhergesagt, weshalb er auch als Bethe-Weizsäcker-Zyklus bekannt ist, aber der experimentelle Nachweis ließ bis dato auf sich warten. Für Prof. Kai Zuber und seine Mitarbeiter, die an Borexino beteiligt sind, ist die Auszeichnung der EPS eine großartige Anerkennung für die vielschichtige Arbeit der Kollaboration: „Im Vergleich zu allen vorhergegangenen und laufenden solaren Neutrinoexperimenten ist Borexino das erste und einzige Experiment weltweit, welches in der Lage ist, diese verschiedenen Komponenten individuell, und in Echtzeit zu messen. Die Auswertung der gemessenen Daten ist jedoch äußerst vielschichtig und grenzt an das Suchen einer Nadel im Heuhaufen. Umso größer ist am Ende die Freude über den Erfolg“, kommentiert Kai Zuber.
Über die „High Energy Particle Physics“-Preise der EPS
Alle zwei Jahre vergibt die Europäische Physikalische Gesellschaft fünf Preise auf dem Gebiet der Hochenergie- und Teilchenphysik. Neben dem Giuseppe und Vanna Cocconi-sowie dem Outreach-Preis gibt es noch den High Energy and Particle Physics Preis, den Young Experimental Physicist Preis und die Gribov Medaille.
Die diesjährige Preisverleihung findet online am 27. Juli 2021 im Rahmen der European Physical Society Conference on High Energy and Particle Physics statt.
Weitere Informationen: http://eps-hepp.web.cern.ch/eps-hepp/prizes.php
Informationen für Journalisten:
Dr. Uta Bilow
Institut für Kern- und Teilchenphysik