Nov 05, 2019
Innovationspreis des Industrieclubs Sachsen e.V. für Physiker Dr. Bernhard Siegmund
Im Rahmen seiner Dissertation hat Dr. Bernhard Siegmund (ehemals Institut für Angewandte Physik (IAP) der TU Dresden) innovative organische Sensoren für nahinfrarote (NIR) Strahlung zum kontaktlosen Bestimmen chemischer Zusammensetzungen entwickelt. Dafür wird er mit dem diesjährigen Innovationspreis des Industrieclubs Sachsen e.V. geehrt. Seit über 20 Jahren fördert der Industrieclub Sachsen e.V. in besonderer Weise den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis durch den mit 5.000 Euro dotierten Preis für exzellente Qualifikationsarbeiten von Absolventen der TU Dresden, die wissenschaftliche Exzellenz mit besonderer Praxisnähe verbinden.
Sensoren für nahinfrarote (NIR) Strahlung sind leistungsstarke Werkzeuge zum kontaktlosen Bestimmen chemischer Zusammensetzungen – etwa in der Biomedizin, Landwirtschaft und vielen weiteren Fertigungsprozessen. Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben in den letzten zehn Jahren versucht, aus organischen Materialien dünne, flexible und kostengünstige Infrarotsensoren herzustellen. Gegenüber konventionellen anorganischen Detektoren bieten neuartige Sensoren aus Organik zahlreiche Vorteile, beispielsweise in Hinblick auf Preis, Skalierbarkeit, Gewicht, Biegsamkeit und Transparenz. Bisher scheiterte die noch am Anfang stehende Technologie jedoch daran, die für die Anwendung erforderliche spektrale Empfindlichkeit im NIR-Bereich bereitzustellen.
In seiner Dissertation “Novel Optical Concepts for Organic Photovoltaics and Photodetection“ gelang es Dr. Bernhard Siegmund erstmals, organische Sensoren mit der erforderlichen spektralen Empfindlichkeit im NIR auszustatten. Sein neuartiger Ansatz mit Elementen aus organischen Solarzellen und Lasern ist daher wegweisend und mündete in ein Patent mit internationalem Schutz. Auch Prof. Karl Leo, Inhaber der Professur für Optoelektronik an der Fakultät Physik und Leiter des Dresden Integrated Center for Applied Physics and Photonic Materials (IAPP) bewundert die erfolgreiche Verbindung von Grundlagenforschung und Anwendung in Dr. Siegmunds Arbeit: „Herr Siegmund hat in schönster Weise eine wissenschaftliche Grundlagenarbeit mit hochinteressanten Anwendungsaspekten zusammengebracht. Die Arbeit zeigt zudem, dass auch von Neugier getriebene Grundlagenforschung auf überraschende Weise zu nützlichen Anwendungen führen kann!“
Eine Jury aus Vertretern der TU Dresden und des Industrieclubs Sachsen hat Dr. Siegmunds Dissertation für den Innovationspreis 2018 ausgewählt. Auf der Basis von Dr. Siegmunds Forschungsarbeit ergeben sich neue Möglichkeiten der weiter voranschreitenden automatisierten Qualitätssicherung sowie zahlreiche Anwendungsfelder, die von Technologien im Bereich des Gesundheitswesens, der Landwirtschaft bis hin zur zukünftigen energie- und ressourceneffizienten Verarbeitung nachhaltiger Rohstoffe reichen. Gegenüber konventionellen Nahinfrarot-Spektrometern sind ihre organischen Pendants deutlich kostengünstiger und ressourcenschonender in der Herstellung. Somit lassen sich zukünftig chemische Zusammensetzungen auch in Situationen erfassen, wo es bisher schlicht zu teuer war.
Nach seiner Promotion ist Dr. Bernhard Siegmund der organischen Elektronik treu geblieben. Er engagiert sich nun bei der IAPP-Ausgründung Heliatek GmbH, um die Forschungsergebnisse an organischen Solarzellen zur Serienproduktion zu überführen.
Über die Auszeichnung mit dem Innovationspreis gibt sich Dr. Siegmund geehrt und verweist auf die großartigen Voraussetzungen für solche Arbeiten in der fruchtbaren sächsischen Forschungslandschaft: „In diesem besonderen Rahmen ausgezeichnet zu werden, ist eine große Ehre. Natürlich können wissenschaftliche Leistungen, wie sie mit diesem Preis gewürdigt werden, nicht von einer Einzelperson erbracht werden. Hierfür braucht es ein fruchtbares Umfeld, wie es das Bundesland Sachsen und seine Forschungslandschaft bieten.“
Die Preisverleihung findet am 5. November, 18:00 Uhr in Anwesenheit prominenter Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur auf Schloss Eckberg statt.