Aug 19, 2022
Neue Herausforderungen für die Bildung: Wie selbstreguliertes Lernen gelingt
Internationale Konferenz an der TU Dresden vom 24. bis 26.8. bringt führende Wissenschaftler:innen zusammen
Die Art, wie wir lernen, hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. Die Pandemie hat ganz neue Unterrichtsformen hervorgebracht und dafür gesorgt, dass Studierende und Schüler:innen ihr Lernen plötzlich selbst organisieren mussten. In nahezu allen Berufen ist Weiterbildung heute wichtiger denn je, denn mit der zunehmenden Technisierung verändern sich auch die Anforderungen immer schneller.
Diese Entwicklung, in der selbstgesteuertes Lernen eine immer größere Rolle spielt, verlangt neue Bildungs- und Unterrichtskonzepte. Für deren Entwicklung ist die Forschung in den Bereichen Motivation, Emotionen und Metakognition von besonderer Bedeutung. Wie beeinflussen diese Faktoren menschliches Verhalten in Lehr-Lern-Kontexten? Wissenschaftliche Erkenntnisse zu dieser Frage sind von zentraler Bedeutung, um gezielt lern- und motivationsförderliche Lernumgebungen und Konzepte gestalten zu können, in denen Menschen selbstreguliert ihr Wissen und ihre Kompetenzen erweitern können. Zu diesem Thema kommen an der TU Dresden vom 24. bis 26. August 2022 führende Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt zusammen.
Bekannt ist: Emotionen und Motivation können einen großen Einfluss auf den Lernerfolg haben. Die aktuelle Forschung untersucht Lehr-Lernkonzepte, die diese Erkenntnisse berücksichtigen. „Eine zentrale motivationale Variable ist die Selbstwirksamkeitserwartung, also das Vertrauen einer Person, ihre Fähigkeiten so einsetzen zu können, dass sie erfolgreich anstehende Aufgaben bewältigen kann“, sagt Professorin Susanne Narciss, die die Konferenz gemeinsam mit ihrem Team der Professur für Psychologie des Lehrens und Lernens an der TU Dresden organisiert. „Wenn dieses Vertrauen gering ausgeprägt ist, Personen also denken, sie hätten nicht die Fähigkeiten, die Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, hat das gravierende Auswirkungen – emotional wie motivational. Solche Personen können Angst vor Misserfolg entwickeln und dies führt wiederum häufig dazu, dass der ‚bedrohliche‘ Aufgabenbereich gemieden wird. Das bedeutet aber auch, dass so die Fähigkeiten und Kenntnisse in diesem Bereich nicht weiter ausgebaut werden können. Es entsteht ein Teufelskreis.“
Hier Strategien zu finden, die solchen unsicheren Menschen helfen, ist eine Aufgabe der Lernforschung. Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit negativem Feedback. Gibt es Kritik an der eigenen Leistung, kann das manche entmutigen oder sie lehnen die Hinweise einfach ab. Was ihnen helfen kann, konstruktiv mit negativem Feedback umzugehen, zeigt eine Studie, deren Ergebnisse Doktorandin Helena Laudel auf der Konferenz präsentieren wird. „Ein vielversprechender Ansatz ist zum Beispiel, Lernende dazu anzuregen, selbst einzuschätzen, was sie gut gemacht haben und was nicht, bevor sie eine Rückmeldung von außen bekommen. Das erhöht die Akzeptanz des externen Feedbacks und die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Lernenden konstruktiv damit auseinandersetzen und die Feedbackinformationen für ihren Lernprozess nutzen.“
Interdisziplinäre Konferenz: Motivation und Emotion treffen Metakognition und Selbstreguliertes Lernen
Die Konferenz in Dresden kombiniert zwei einflussreiche Tagungen auf dem Gebiet der pädagogischen Psychologie: die International Conference on Motivation (ICM) und die SIG 16 Conference on Metacognition der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI). In den Keynotes führen renommierte Wissenschaftler:innen in die komplexe Thematik ein. So beleuchtet zum Beispiel Professorin Gale M. Sinatra von der University of Southern California, USA, welche Rolle Emotionen und Motivationen beim Phänomen der Wissenschaftsleugner spielen. Sie hat dazu jüngst ein Buch mit dem Titel „Science Denial: Why It Happens And What to Do About It“ veröffentlicht. Prof. Thomas Goschke, Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Volition und kognitive Kontrolle“ an der TU Dresden, gibt einen Einblick in die neusten Erkenntnisse zu den Mechanismen der Selbstkontrolle.
Auch Nachwuchswissenschaftler: innen erhalten auf der Tagung ein Podium. So beschäftigt sich Barbara Flunger von der Universität Utrecht, Niederlande, in ihrer Keynote mit der Frage, wie sich die Motivation von Studierenden verbessern lässt. Heta Tuominen, Universität Helsinki, Finnland, untersucht das Zusammenspiel von persönlichen Zielen und dem Wohlbefinden von Studierenden.
Weitere Informationen auf der Konferenz-Webseite:
https://sig8meetssig16-dresden.de
Kontakt:
Prof. Susanne Narciss
Professur für Psychologie des Lehrens und Lernens
Tel.: +49 351 463-36059