18.09.2017
Rollenvorbilder machen jungen Frauen Mut
Biopsychologin Magdalena Wekenborg nun im Karriereförderprogramm für Frauen »Talente sichern – Zukunft gestalten«
Magdalena Wekenborg, geb. Kanthak, ist Doktorandin an der Professur für Biopsychologie und steht in den kommenden Monaten vor wichtigen Entscheidungen. Auf privater Seite hat sie sich bereits entschieden: nachdem Sie im September heiraten wird, erwartet sie Ende November ihr erstes Kind. Wie sich danach ihr Beruf und eine mögliche Karriere mit der Familie vereinbaren lassen werden, weiß sie noch nicht so recht. Um darauf für sich selbst eine Antwort zu finden, aber auch um auf diesem Gebiet etwas zu bewegen, nimmt sie als eine von 40 Stipendiatinnen der teilnehmenden Begabtenförderungswerke an einem 18-monatigen Karriereförderprogramm (KFP) für Frauen teil. Wir befragten Frau Wekenborg, geb. Kanthak, zu den Inhalten des Programms und den Chancen, die sie darin sieht.
Mit welcher Motivation haben Sie sich für dieses Programm beworben?
Magdalena Wekenborg: Ich denke, es gibt zu wenig Frauen in Führungspositionen und dadurch ist es auch schwer, geeignete Vorbilder zu finden. Ich finde es schwierig an dieser Tatsache etwas zu ändern, aber nicht unmöglich. Das KFP bietet ein intensives Mentoringprogramm, welches jeder Stipendiatin die enge Zusammenarbeit mit einem selbst gewählten Mentor oder Mentorin ermöglicht. Außerdem werden die Stipendiatinnen in programmbegleitenden Seminaren auf individuelle berufliche und private Herausforderungen vorbereitet. Das Programm ist sehr renommiert und ich bin wirklich glücklich, aufgenommen worden zu sein.
Sie durften sich Ihren Mentor oder Mentorin selbst auswählen. Wie sind Sie bei Ihrer Auswahl vorgegangen und für wen haben Sie sich letztendlich entschieden?
M.W.: Einen Mann habe ich als Mentor im Vorhinein ausgeschlossen, da es mir sehr auf die weibliche Blickweise ankommt, insbesondere was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht. Ich habe lange recherchiert und bin dann aufgrund ihres interessanten Lebenslaufs und ihrer Tätigkeit an der TU Dresden auf Gunda Röstel gestoßen. Gunda Röstel ist derzeit kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH und gleichzeitig Vorsitzende des Hochschulrats der TU Dresden. Ich habe ihr in einer E-Mail von dem Programm erzählt und sie hat sich gleich einverstanden erklärt, mich als ehrenamtliche Mentorin zu unterstützen.
Haben Sie sich bereits mit Frau Röstel getroffen und wie wird Ihre Zusammenarbeit in den nächsten 18 Monaten aussehen?
M.W.: Wir haben uns bereits einmal Anfang Juli getroffen. Dabei ging es neben dem persönlichen Kennenlernen, vor allem um den Austausch von Erwartungen an das KFP und unsere Mentoren-Beziehung, sowie die Planung von Treffen und gemeinsamen Aktivitäten innerhalb der kommenden 18 Monaten Ich bin sehr gespannt und freue mich auf die bevorstehenden Mentorentreffen, die ca. alle 8 Wochen stattfinden werden.
Welche Erfahrungen und Erkenntnisse erhoffen Sie sich durch das Programm zu gewinnen?
M.W.: Ich werde meine Promotion voraussichtlich Ende 2018 abschließen und erhoffe mir durch das Programm bis dahin eine geeignete Karriereperspektive für mich zu finden. Da ich bisher nur in der Forschung tätig war, fehlt mir für mich persönlich ein Praxisbezug. Wie sieht die Welt außerhalb der Uni aus? Ich glaube, dass Frau Röstel mir dabei helfen kann, über den akademischen Tellerrand zu schauen und mir sowohl einen Einblick in die wirtschaftliche, aber auch politische Arbeitswelt zu geben.
Können Sie sich denn vorstellen, in welche Richtung es Sie später einmal zieht?
M.W.: Da ich momentan privat gerade vor vielen neuen Erfahrungen stehe, überlege ich sehr oft auch, was für uns als Familie in Frage kommt. Prinzipiell könnte ich mir schon vorstellen, den akademischen Weg weiterzugehen. Allerdings halte ich hierbei die Rahmenbedingungen nicht gerade für ideal, vor allem was die örtliche Unsicherheit betrifft. Aber auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle – wie schafft man es, genügend Zeit für Familie und Beruf zu finden und in beiden Bereichen Führungsverantwortung zu übernehmen? Ist dies überhaupt möglich? Ich denke, bei diesen Fragen, wird mir Frau Röstel als Mutter zweier Kinder sicherlich den ein oder anderen Ratschlag geben können.
Das KFP ist speziell darauf ausgerichtet, junge Frauen beim Übergang von Studium oder Promotion in den Beruf zu unterstützen und für den Weg in verantwortungsvolle Positionen vorzubereiten. Neben dem Mentoring werden dafür auch spezielle Seminare angeboten. Kennen Sie die Inhalte dieser Seminare bereits?
M.W.: Ja, es gibt insgesamt vier Seminare, bei denen die Teilnehmerinnen auf individuelle berufliche und private Herausforderungen vorbereitet werden sollen. Die Themen der Seminare lauten „Auftritt und Präsenz“, „Werteorientierte Führung“, „Work-Life Balance“ sowie „Netzwerken“. Ich bin natürlich besonders gespannt auf den Teil „Work-Life Balance“. Ich hoffe wirklich, dass sich in den nächsten Jahren etwas in der Gesellschaft ändert und mehr Frauen die „gläserne Decke“ nach oben durchbrechen werden. Allein durch Quoten lässt sich so etwas meiner Meinung nach nicht regeln.
Hätten Sie denn einen Vorschlag, wie ein geeigneter Weg aussehen könnte, mehr Frauen in Führungspositionen zu locken?
M.W.: Ich denke, dass Programme wie das KFP einen wichtigen Beitrag leisten, vor allem was die Vorbilder betrifft. Menschen lernen durch Menschen und positive Rollenvorbilder geben jungen Frauen Inspiration und den Mut sich auf der Karriereleiter weiter nach oben zu wagen. Auf der anderen Seite sollte auch die Gesellschaft umdenken und neue Unternehmensstrukturen schaffen. Meiner Meinung nach zählt doch zum Beispiel nur das Endergebnis und nicht die absolute Arbeitszeit. Wenn Frauen die Möglichkeit bekommen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, sind sicherlich auch mehr von Ihnen bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass Männer einer solchen Entwicklung tendenziell positiv gegenüberstehen und durchaus bereit sind, sich vor allem im privaten, aber auch im beruflichen Umfeld die Arbeit mit ihrem weiblichen Gegenüber zu teilen.
Das Interview führte Nicole Gierig.