28.02.2024
Stolpersteine für Dresdner Psychologie-Professor Walter Blumenfeld und seine Frau Margarete Blumenfeld
Der Verein "Stolpersteine für Dresden e. V." hat Dr. Walter Blumenfeld und seiner Frau Margarete Blumenfeld (geb. Meyer) zwei Gedenksteine gewidmet. Walter Blumenfeld war ein bedeutender Pionier in der Arbeits- und Organisationspsychologie. Nach dem Ersten Weltkrieg lehrte er als Privatdozent für allgemeine und experimentelle Psychologie an der Technischen Hochschule Dresden und spielte später eine entscheidende Rolle beim Aufbau des Psychotechnischen Instituts in Dresden. 1934 wurde Blumenfeld aufgrund seiner jüdischen Herkunft zwangsemeritiert.
Verlegt wurden die Stolpersteine am 8. Februar 2024 vor jenem Haus in der Bayreuther Straße 4 der Südvorstadt Dresdens, in dem das jüdische Ehepaar von 1922 bis zu seiner Emigration 1935 nach Peru gelebt hatte.
Initiiert wurden die Gedenksteine von Andreas Jüttemann (TU Dresden) und Benjamin Kuntz vom Robert-Koch-Institut in Berlin, die gemeinsam ein Buch über das Leben und Werk von Blumenfeld herausgegeben haben. Die Steine werden von der Fakultät Psychologie der TU Dresden und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie finanziert. Dr. Andreas Jüttemann freute sich sehr über die zahlreiche Unterstützung: "Ich war ganz begeistert, wie rege die Teilnahme an der Stolpersteinverlegung war. Es kamen fast 50 Menschen: Bewohner des Hauses, Nachbarn, Vertreter der Dresdner Psychologie, Medizingeschichte und des Uniarchivs sowie Nachfahren der Familie Klemperer. Endlich gibt es einen Erinnerungsort an das Ehepaar Blumenfeld in Deutschland. Ich bin froh und dankbar, dass sich sowohl die TU Dresden als auch die Deutsche Gesellschaft für Psychologie bereiterklärt haben, die Steinverlegung zu unterstützen.“
Historischer Hintergrund:
Walter Blumenfeld (1882-1967) war ein bedeutender Pionier in der Arbeits- und Organisationspsychologie. Ursprünglich aus Neuruppin studierte er zunächst Elektrotechnik und arbeitete als Ingenieur bei der AEG in Berlin. Nach seinem Zweitstudium in Psychologie und Philosophie im Jahr 1913 lehrte er nach dem Ersten Weltkrieg als Privatdozent für allgemeine und experimentelle Psychologie an der Technischen Hochschule Dresden. Im Jahr 1924 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und spielte eine entscheidende Rolle beim Aufbau des Psychotechnischen Instituts in Dresden.
Blumenfeld widmete sich intensiv der Arbeitsorganisation, wobei er den "Blumenfeld-Effekt" prägte, und entwickelte Verfahren zur Eignungsdiagnostik, darunter der bekannte "Blumenfeld-Würfel". Er pflegte eine enge Freundschaft mit dem Romanisten Victor Klemperer. Nach seiner Entlassung als Jude nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er 1935 mit seiner Frau nach Peru. Dort erhielt er eine Professur für Psychologie und Pädagogik in Lima. Seine auf Spanisch verfassten Arbeiten erlangten eine hohe Verbreitung in Südamerika. Walter Blumenfeld, dem 1949 die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychologie verliehen wurde, verstarb kurz vor seinem 85. Geburtstag in Lima.
Kontakt für Journalist:innen:
PD Dr. Andreas Jüttemann
Technische Universität Dresden
Institut für Geschichte der Medizin
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