14.12.2018
Testosteron kann Männern mit Depression helfen
Ein internationales Forscherteam unter Leitung des Psychologen Dr. Andreas Walther liefert überzeugende Befunde dafür, dass eine Testosteron-Behandlung zur Reduktion von depressiven Symptomen bei Männern effektiv ist. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in dem Journal JAMA Psychiatry veröffentlicht.
Lange Zeit herrschte große Unklarheit über die Effektivität von Testosteron bei der Behandlung depressiver Symptome bei Männern. Unterschiedliche Studien, die die Wirkung von Testosteron bei verschiedenen Gruppen von Männern (depressive Männer, ältere Männer, HIV positive Männer, etc.) untersuchten, lieferten bis dato widersprüchliche Ergebnisse.
Die aktuelle Studie führte die Befunde von 27 randomisierten Placebo-kontrollierten Untersuchungen bei insgesamt 1890 Männern zusammen. Dr. Andreas Walther von der Professur für Biopsychologie der TU Dresden ist der Leiter der Studie. „Da die derzeitige Erfolgsquote bei der Therapie von depressiven Störungen ziemlich unbefriedigend ist, stellen neue Therapiemöglichkeiten für spezifische Subgruppen von Patienten vielversprechende Ansätze dar. Testosteron ist schon jetzt auf dem Markt verfügbar und wird über Umwege von zahlreichen Männern eingesetzt. Wir wollten mit der vorliegenden Meta-Analyse klären, ob Testosteron tatsächlich eine antidepressive Wirkung aufweist“, erklärt Dr. Walther.
Die Analyse zeigte, dass eine Behandlung mit Testosteron im Vergleich zu Placebo depressive Symptome deutlich reduzierte. Männer in der Testosteronbedingung wiesen häufig eine Symptomreduktion von 50% oder mehr auf, was die klinische Nützlichkeit einer solchen Behandlung unterstreicht. Dabei erkannten die Forscher, dass höhere Dosen des Hormons die Effektivität der Behandlung steigerten, während Alter, Testosteron Status oder die anfängliche depressive Symptomatik keine moderierenden Effekte hatten. Die Testosteron-behandelten Patienten zeigten im Hinblick auf die Verträglichkeit keine Unterschiede zu der Placebo-Kontrollgruppe.
Die Forscher betonen jedoch, dass derzeit das Risiko für Verzerrungen der Ergebnisse noch zu groß ist und es mehr hochqualitative randomisierte kontrollierte Studien mit Testosteron als primären Endpunkt brauche.
Die Ergebnisse bilden nun die Grundlage für weitere großangelegte Studien, in der die Langfristigkeit, Wirksamkeit, Sicherheit sowie die Einsatzgebiete von Testosteron bei Männern erforscht werden sollen. Derzeit läuft bereits eine große randomisierte kontrollierte Studie, die speziell bei älteren Männern mit niedrigen Testosteronspiegeln und langanhaltender depressiver Verstimmung den klinischen Nutzen und die Anwendbarkeit von Testosteron untersucht. Befunde von dieser und ähnlicher Studien werden entscheiden, ob das Hormon als antidepressive Therapie bei Männern schließlich Eingang in den Markt finden wird.
Originalveröffentlichung:
Walther et al: Association of Testosterone Treatment with Alleviation of Depressive Symptoms in Men. JAMA Psychiatry, November 2018. DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2018.2734
Kontakt für Journalisten:
Dr. Andreas Walther
Tel: +49 351 463-35896
Email: