08.10.2021
Universitätswahlen 2021: Auch die Gleichstellungsbeauftragten stehen zur Wahl
Prof. Ellen Hieckmann zu Herausforderungen und Chancen dieses Amtes
Konrad Kästner
Seit 2015 ist sie Gleichstellungsbeauftragte in der Fakultät bzw. im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften: Prof. Ellen Hieckmann. Bei den kommenden Universitätswahlen wird sie nicht erneut als Gleichstellungsbeauftragte kandidieren, möchte aber allen Interessierten verdeutlichen, welche Gestaltungsfreiräume diese Funktion bietet.
»Dieses Amt ist durchaus mit Einfluss und Verantwortung verbunden – 2015 für mich eine wichtige Motivation, den Senat der TU Dresden zu verlassen und mich an die Aufgaben einer Gleichstellungsbeauftragten zu wagen«, schildert Prof. Hieckmann die Gründe für ihren damaligen Entschluss, sich als Kandidatin allen vier Mitgliedergruppen zur Wahl zu stellen. »Denn Gleichstellungsbeauftragte sind in ihrem Amt nicht weisungsgebunden und können im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags sehr eigenverantwortlich agieren.« Etwa einen halben Tag je Woche muss man realistischerweise in diese Aufgabe investieren.
Auch an den Beginn ihrer Tätigkeit erinnert sich Ellen Hieckmann deutlich und ist froh, dass es heute das »Starter Kit« für Gleichstellungsbeauftragte der TUD gibt. Die fünf Handlungsfelder werden dort klar umrissen: Beratung in allen Feldern der Gleichstellung und Chancengleichheit, eigene Projektentwicklung, Durchsetzung der Chancengleichheit in den Bereichen und Fakultäten mit einer wichtigen Rolle bei Personal-Themen – wie beispielsweise bei Entfristungen oder Berufungsverfahren – und das Einbringen in Maßnahmen wie die der Familienfreundlichen Hochschule. Unterstützung bekommen alle, die neu einsteigen wollen, auch durch das Weiterbildungsangebot PiA – Professionell im Amt.
»Jährlich 50 000 Euro werden im Bereich MatNat an Gleichstellungsmitteln verausgabt, beispielsweise in der Physik für das Mädchen-Experimentier-Camp oder in der Mathematik für das Ostsächsische Mathe-Informatik-Camp für Mädchen«, erläutert Prof. Hieckmann. Damit möchte man vor allem Abiturientinnen für ein MINT-Studium gewinnen und einen Beitrag für das Studierendenmarketing leisten.
Die aktuelle Pandemie hat es aber auch notwendig gemacht, coronabedingte Ungleichheiten – dazu zählen die Schließung von Laboren und die Nachteile wegen umfangreicherer häuslicher Kinderbetreuung – abzufedern, vor allem für Personen, die mitten in ihrer wissenschaftlichen Qualifizierung -stecken.
Wichtiges Ziel ist es auch, den Frauenanteil bei den Professuren zu steigern. »Wir verzeichnen im Bereich MatNat seit 2014 einen stetigen Zuwachs von 1,5 Prozent pro Jahr auf mittlerweile etwa 17 Prozent.« Auch ist die Selbstverständlichkeit der Einbeziehung der Gleichstellungsbeauftragten in strategische Entscheidungen der Fakultäten und des Bereichs spürbar gewachsen. »Wir Gleichstellungsbeauftragten wurden so zu wichtigen ›Playern‹, die auch mit eigenen Mitteln und Hebeln ausgestattet sind«, betont Ellen Hieckmann.
Als Herausforderungen für die künftigen Gleichstellungsbeauftragten sieht Prof. Hieckmann mehrere Punkte. Die sozialen Ungleichheiten in Gesellschaft und Universität nennt sie hier ebenso wie den Fakt, dass in Deutschland noch immer die Herkunft eine wichtige Rolle für die Bildungskarriere spielt. »Auch die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen durch Teilzeitarbeit müssen weiter im Fokus bleiben«, schreibt Ellen Hieckmann den künftigen Amtsinhaberinnen und Amtsinhabern ins Pflichtenheft und meint: »Kandidieren Sie – Sie werden bestimmt auch Freude an der Mitgestaltung des Uni-Alltags finden!«
Weitere Informationen unter:
https://tu-dresden.de/intern/dialog-und-organisation/wahlen/universitaetswahlen-2021
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 15/2021 vom 5. Oktober 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.