Lernen aus Fehlern
Aus Fehlern wird man klug. (Sprichwort)
Fehler wurden lange Zeit als Störquellen im Lernprozess betrachtet, deren Auftreten möglichst vermieden oder frühzeitig korrigiert werden muss. In den letzten Jahren rückt aber zunehmend der produktive Umgang mit Fehlern in den Blickpunkt der Forschung. Fehler werden dabei als Lerngelegenheiten betrachtet, sofern sie als solche erkannt werden, ihr Entstehen verstanden wird und der Fehler korrigiert werden kann (vgl. Oser, Hascher & Spychiger, 1999, Wittmann, 2007). Neben dem Lernen aus eigenen Fehlern spielt dabei das Lernen aus fremden Fehlern eine zentrale Rolle und steht im Mittelpunkt unserer Forschung.
Zur genaueren Analyse des Lernens aus fremden Fehlern betrachten wir u.a. folgende Fragestellungen:
- Wie unterscheidet sich das Lernen aus fremden Fehlern vom Lernen aus eigenen Fehlern?
- Welchen Einfluss hat das Lernen aus fremden Fehlern auf die Leistung, Motivation und Metakognition der Lerner?
- Welche Lernvariablen (z.B. Vorwissen) haben Einfluss auf die Effektivität des Lernens aus fremden Fehlern?
Eine Möglichkeit, Lernen aus fremden Fehlern in den Unterricht zu integrieren, stellt das gezielte Einbauen typischer Fehler in Lernaufgaben dar. Einen solchen Ansatz verfolgen wir mit dem Konzept der fehlerhafte Aufgaben (Tasks-With-Typical-Errors). Der Begriff “Task-With-Typical-Error”-Aufgabe (TWTE-Aufgabe) bezieht sich dabei auf ausgearbeitete Lernaufgaben mit einer (oder mehreren) spezifischen Aufgabenanforderungen, in deren Lösung ein (oder mehrere) für diese Aufgabenanforderung typische Fehler eingebaut sind. Die Lerner müssen also zunächst den Fehler in einer Aufgabe finden, bevor sie dann die Aufgabenlösung korrigieren (Melis & Narciss, 2006; Melis & Narciss, 2009).
Ansprechpartner: Anja Eichelmann, Susanne Narciss
Ausgewählte Publikationen
Eichelmann, A., Andrés, E., Schnaubert, L., Narciss, S. & Sosnovsky, S. (2012). Interaktive Fehler-Finde- und Korrektur-Aufgaben. Eine Akzeptanz und Usability-Studie bei Sechst- und Siebtklässlern. In G. Csanyi, F. Reichl & A. Steiner (Hrsg.), Digitale Medien - Werkzeuge für Forschung und Lehre (S. 401-412). Münster: Waxmann.
Schnaubert, L., Andrès, E., Narciss, S., Eichelmann, A., Goguadze, G., & Melis, E. (2011). Student Behavior in Error-Correction-Tasks and Its Relation to Perception of Competence. In C. Delago Kloos, D. Gillet, R. Crespo Garcìa, F. Wild, & M. Wolpers (Eds.) Towards Ubiquitous Learning, Proceedings of the 6th European Conference on Technology Enhanced Learning (pp. 370 - 383). Berlin: Springer. doi:10.1007/978-3-642-23985-4_29
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