08.06.2023
Studentisches Ehrenamt – Jonathan Sternstein vom Leo-Club Dresden im Interview
Der Leo-Club Dresden „August der Starke“ ist eine Jugendorganisation von Lions Clubs International, in der sich junge Menschen unter dem Motto „We serve“ engagieren. Neben den ehrenamtlichen Einsätzen geht es vor allem um die Gemeinschaft und persönliche Entwicklung. Zusammen organisieren die Mitglieder Hilfsprojekte, sogenannte „Activitys“, und führen diese anschließend im Team durch. So werden Sach- oder Geldspenden akquiriert. Jonathan Sternstein ist als ehrenamtliches Mitglied in der Hochschulgruppe Dresden tätig. Seitdem er 2019 auf die Hochschulgruppe aufmerksam wurde, engagiert sich der TUD-Student regelmäßig bei unterschiedlichen Aktionen in der Stadt und umliegenden Region. Wie so eine Activity aussehen kann und was er aus seiner bisherigen Zeit im Ehrenamt mitnimmt, berichtet Jonathan im Interview.
Kurz gesagt, wer seid ihr und was macht ihr als Hochschulgruppe?
Wir sind der Leo-Club Dresden „August der Starke“. Die Leo-Clubs im Allgemeinen gibt es in ganz Deutschland und auch weltweit in sehr vielen Ländern. Ursprünglich kommt das aus den USA und ist eigentlich ein Stück weit wie eine Jugendorganisation von den Lions Clubs, aber wir sind eben trotzdem völlig eigenständig und können im Prinzip selbst entscheiden, was wir tun und lassen. Was uns ausmacht sind hauptsächlich zwei Sachen. Einmal die ehrenamtliche Tätigkeit, dass wir gemeinnützige Projekte organisieren und dann auch umsetzen. Und das andere ist, dass wir uns auch persönlich weiterbilden und gemeinsam Veranstaltungen planen und machen, uns auch mit den anderen Leos im Prinzip sachsenweit, deutschlandweit, europaweit und weltweit treffen.
Wie lange bist du schon ehrenamtlich im Leo-Club Dresden aktiv? Erzähle uns bitte mehr über deinen Weg zum studentischen Engagement!
Ich kenne den Leo-Club seit 2019. Ich war ungefähr ein dreiviertel Jahr erstmal Gast, also noch kein Mitglied und habe mir erstmal angeschaut, was das ist, weil ich das selbst auch vorher eigentlich gar nicht kannte. Ein guter Freund, den ich schon seit der Grundschulzeit kenne, hatte mich drauf angesprochen, ob ich Lust hätte, mitzumachen. Der wiederum hat die Gruppe auch über einen Freund kennengelernt – also ja, im Prinzip über Hörensagen.
Im Leo-Club bist du aktuell als Sekretär tätig. Was sind deine Aufgaben in dieser Position?
Bei uns gibt es immer vier offizielle Ämter: Präsident:in, Vizepräsident:in, Sekretär:in und Schatzmeister:in. Das ist in unserer Satzung so festgeschrieben, einfach für die Organisation und die wählen wir jedes Jahr neu. Wir haben das auch dieses Jahr schon neu festgelegt, weil das Amtsjahr bei uns immer im Juli endet. Dann werde ich Vizepräsident. Hauptaufgabe als Sekretär ist es, bei den Club-Treffen einfach mitzuschreiben, eben wenn man Ideen hat und was plant, dass das einfach festgeschrieben wird, um sich auch hinterher noch daran erinnern zu können.
Wie kann man sich so ein Club-Treffen vorstellen?
Wir treffen uns immer einmal monatlich und planen dort Sachen, verteilen die Aufgaben, wer was übernimmt, was wir zukünftig machen wollen und werten nochmal aus, was wir gemacht haben. Und manchmal treffen wir uns einfach, um ein bisschen Spaß zu haben. Wir gehen zum Beispiel bowlen oder letztes Wochenende waren wir im Garten bei einem Mitglied grillen – also es ist immer sehr entspannt.
Inwiefern nimmst du aus deinem studentischen Ehrenamt Vorteile mit?
Ich denke, dass der größte Nutzen, den man für sich selbst speziell beim Leo Club herausziehen kann, ist, dass wir uns auch weiterbilden. Es gibt Veranstaltungen, die extra organisiert werden, wo man bestimmte Sachen neu lernen kann und Workshops über alle möglichen Themen, die man besuchen kann. Des Weiteren lernt man natürlich persönlich dazu, wie man Sachen organisieren kann und worauf es ankommt. Auch bestimmte Sachen durchzusetzen und wirklich zum Laufen zu kriegen, sodass es funktioniert. Man übernimmt nicht nur Verantwortung für sich selbst sozusagen, sondern auch darüber hinaus. Aber auch die Vernetzung, man lernt viele Leute kennen, gerade über die Lions, aber auch andere Leos deutschlandweit und international, sodass man da einfach Kontakte knüpft.
Gibt es etwas, dass du aus deiner bisherigen Ehrenamtszeit mitnimmst?
Ja, ich denke, dass man sich persönlich auch ein bisschen entwickelt, dadurch dass man alleine eben schon Erfahrungen macht, die man so nicht machen würde. Auch die Verantwortung, die man im Amt übernimmt und Sachen organisiert – das ist auch etwas, was einen persönlich weiterbringt.
Im vergangenen Oktober habt ihr neben einer gemeinsamen Blutspendenaktion mit Unterstützung der sächsischen Leos auch die 1-Teil-Mehr-Aktion veranstaltet. Kannst du uns mehr über eure Activitys erzählen?
Die Blutspenden sind etwas, das wir relativ regelmäßig machen – immer mit den Mitgliedern, die Lust darauf haben. Darunter kann sich wahrscheinlich jeder etwas vorstellen. Eine 1-Teil-Mehr-Aktion ist vielleicht etwas, was sich nicht jeder direkt vorstellen kann. Dort haben wir uns mit den anderen sächsischen Leos – es gibt noch einige Clubs in Leipzig, Bautzen, Görlitz, jetzt auch neu in Chemnitz – im Rahmen einer Versammlung getroffen. Wir haben uns einmal vor einen Edeka und vor einen Fressnapf gestellt und dort die Leute höflich gefragt, ob sie bereit wären, ein Teil mehr zu kaufen, als sie üblicherweise für ihren Einkauf kaufen würden. Und das, was wir zusammengesammelt haben, haben wir dann gespendet. Einmal die Lebensmittel an die Ukrainehilfe und die Tiernahrung haben wir an ein Tierheim in Freital gespendet. Zum Beispiel zur Weihnachtszeit organisieren wir Geschenkpatenschaften für eine Einrichtung für Jugendliche und Kinder, die aus verschiedenen Gründen benachteiligt sind und bringen die Geschenke dann dorthin. Und zu Ostern basteln wir Osterkörbchen und befüllen die. Das beides haben wir letztes und dieses Jahr gemacht. Außerdem hatten wir jetzt manchmal einen Glühweinstand vor dem HSZ.
Es gibt mittlerweile unterschiedlichste Hilfsprojekte und Spendenaktionen. Warum sollten junge Menschen genau dem Leo-Club beitreten?
Ich habe es ja erstmal hautnah kennengelernt und miterlebt und wusste dann, wie es abläuft und habe so gemerkt, dass es mir gefällt und ich mich da auf jeden Fall mit einbringen möchte. Für alle anderen kann ich nur raten, dass man sich das einfach mal anschaut. Wir haben auch ständig Gäste, die mit dabei sind und sich anhören, was wir so tun. Aber es macht auch einfach Spaß. Wir haben echt coole Activitys, die wirklich Spaß machen. Zum Beispiel sind wir letztes Jahr mit einem Schlauchboot über die Neiße gepaddelt und haben Müll gesammelt. Man macht einfach was Gutes und hat Spaß daran.
Angenommen ich möchte auch gerne mal als Gast bei euch zuhören? Was muss ich mitbringen?
Es ist jeder bei uns willkommen, der Lust hat mitzumachen, mitanzupacken und Ideen einzubringen – gerne einfach vorbeikommen. Am besten uns vorher nochmal schreiben, damit wir dann sagen können, wann unser Club-Treffen ist. Aber im Prinzip ist jeder bei uns herzlich willkommen. Eigentlich ist die einzige Voraussetzung, 16-30 Jahre alt zu sein.
Welche Activitys habt ihr für die kommenden Monate geplant?
Eine unserer Activitiys ist die Carwash-Aktion, die machen wir jedes Jahr. Das ist mittlerweile schon wie ein Klassiker geworden. Da bekommen wir eine Autowaschanlage gestellt und verkaufen sozusagen Tickets für das Autowaschen und die Einnahmen werden dann gespendet. Die gehen dieses Jahr an den Sonnenstrahl e.V. Die Spendenziele und -zwecke von unserem Club sind meist immer recht regional, also Dresden und Umgebung. Wenn man etwas Größeres macht, zum Beispiel deutschlandweit, dann natürlich auch größer. Dann suchen wir uns immer etwas raus, was wir unterstützen wollen. Dafür können uns gerne Vereine und Gruppen anschreiben, die einfach Hilfe benötigen.
Wenn du jetzt noch einmal vor der Entscheidung stehen würdest, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Auf jeden Fall! Ich glaube, wenn ich es jetzt nicht wollen würde, dann wäre ich nicht Mitglied.
Welchen Rat würdest du aus deinen Erfahrungen mit dem Engagement, Ehrenamts-Interessierten mitgeben?
Ich kann nur raten, dass man sich einfach mal informiert, zum Beispiel online oder auch bei Veranstaltungen wie dem dies academicus. Dort kann man sich auch alle möglichen Hochschulgruppen anschauen. Ich kann eigentlich nur empfehlen, sich da irgendwo einzubringen, weil man eben auch persönlich einen Nutzen daraus ziehen kann und es einfach eine schöne Sache ist, auch neben dem Studium noch etwas anderes zu machen und sich auszuprobieren. Das ist sehr viel wert und da hat man ja sonst nicht unbedingt die Möglichkeit zu, vor allem im Studenten- oder Berufskontext. Da muss ja alles irgendwie immer funktionieren und so ist es alles ein bisschen zwangloser.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.