10.11.2022
Studentisches Ehrenamt des Monats: Darius Schulte-Eversum von elbMUN organisiert internationale Konferenzen mit
Darius ist 19 Jahre alt und studiert an der TUD Internationale Beziehungen. Neben seinem Studium ist er als ehrenamtliches Mitglied der Hochschulgruppe Elbe Model United Nations e.V. aktiv. Der von Studierenden geführte Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine internationale mehrtägige UN-Simulation im Sächsischen Landtag in Dresden zu organisieren. Während der Konferenz vertreten die Teilnehmer:innen die Delegation eines Landes in ausgewählten UN-Räten oder -Ausschüssen und diskutieren. Ziel ist es, Resolutionen zu weltpolitischen Herausforderungen zu verhandeln und zu verabschieden.
Was war deine Motivation, dich neben dem Studium an der TU Dresden zu engagieren?
Nachdem ich letztes Jahr mein Abitur gemacht habe, bin ich im Oktober 2021 nach Dresden gekommen, um hier Internationale Beziehungen zu studieren. So hatte ich relativ schnell Kontakt zu Studierenden aus höheren Semestern, die elbMUN in den vergangenen Jahren organisiert haben und über die Konferenz berichteten. Das waren also die ersten Berührungspunkte mit der Model United Nations-Konferenz in Dresden.
Im September letzten Jahres habe ich dann selbst als Teilnehmer an einer MUN in Heilbronn teilgenommen, die mir sehr viel Spaß bereitet und mich in vielerlei Hinsicht bereichert hat. Nun wollte ich selbst aktiv werden und mithelfen, eine so schöne Veranstaltung auch für andere zu organisieren.
Wie ist eure Initiative aufgebaut? Welches Teams gibt es? Wie werden die Aufgaben verteilt?
elbMUN ist ein eingetragener Verein, welcher aus einem vierköpfigen Vorstand besteht. Der Vorstand leitet die rechtlichen und finanziellen Belange des Vereins. Darüber hinaus gibt es einige Teams, die sich um die Organisation der Konferenz kümmern. Das „Secretariat“, kümmert sich vor allem um einen reibungslosen Ablauf während Konferenzen. Das „Conference Team“ beschäftigt sich hingegen mit der inhaltlichen Gestaltung der Konferenz: In welchen Komitees also diskutiert werden soll und über welche aktuellen, politisch relevanten Themen debattiert und eine Resolution verabschiedet werden soll. Ein weiteres sehr cooles Team ist das „Social Events Team“, welches das soziale „Drumherum“ organisiert. Dieses Jahr hat das Team beispielsweise eine Kinonacht, einen Spieleabend oder eine Party im Bärenzwinger organisiert.
In welcher Position bist du aktuell tätig? Kannst du uns einen Einblick in dein Ehrenamt bei elbMUN geben?
Ich bin sogenannter Team Head des Guestspeaker-Teams. Das bedeutet, dass mein Team dafür zuständig ist, Gastredner:innen für die Konferenz zu gewinnen. Denn die elbMUN-Konferenz besteht nicht nur aus Debatten und Diskussionen zwischen den Delegierten, sondern auch aus spannenden Input-Vorträgen von Wissenschaftler:innen, Politiker:innen oder weiteren Expert:innen, die zu ihrer Forschung referieren oder von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen berichten. So konzipierten wir im vergangenen Jahr zu dritt ein Programm mit spannenden Gästen, wie zum Beispiel der Diplomatin Mariia Timon, die über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Heimat, den Inselstaat Kiribati, berichtete. Außerdem luden wir Dr. Linus Mührel ein, welcher an der FU Berlin zum Tatbestand des Ökozids forscht.
An welchem Projekt arbeitet ihr aktuell?
Momentan sind wir dabei, elbMUN 2023 zu organisieren und diese Konferenz noch besser als die vorigen zu gestalten.
Wie kann man sich als Teilnehmer:in solch eine Konferenz vorstellen?
Als Teilnehmer:in einer Model United Nations schlüpft man in die Rolle von Diplomat:innen, die ein Land bei einer Konferenz der Vereinten Nationen vertreten. Es wird während der Debatten über ein aktuelles Thema debattiert, wie es auch in den Versammlungen der Vereinten Nationen, z.B. der Generalversammlung oder dem Sicherheitsrat der Fall ist. Ziel ist es, am Ende der Debatte eine Resolution zu verabschieden, in der Lösungsmaßnahmen für ein aktuelles weltpolitisches Problem niedergeschrieben werden. Das Spannende daran ist meiner Meinung nach, die Interessen des Landes zu vertreten, welches man sich ausgesucht hat. Ein Delegierter der USA hat beispielsweise in vielen Aspekten natürlich andere Ansichten als eine Delegierte Mexikos. So gilt es, mit viel Geschick, Diplomatie und informellen Gesprächen, sei es beim gemeinsamen Mittagessen oder abends auf der Party, die anderen Delegierten von seinen Vorschlägen zu überzeugen.
Die Konferenz wird übrigens mit einer feierlichen Zeremonie im Sächsischen Landtag eröffnet. Dieses Jahr war unter anderen der Sächsischen Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler zu Gast. Normalerweise findet auch die gesamte Konferenz im Landtag statt.
Stell dir vor, du müsstest jemandem den Begriff „Ehrenamtliches Engagement“ erklären. Was bedeutet es persönlich für dich?
Für mich persönlich bedeutet es, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Zu wissen, dass ich mit meiner Zeit, Energie und Motivation Anderen eine Freude bereiten kann, indem ich ein Teil des Orga-Teams von elbMUN bin, erfüllt mich sehr.
Gab es im Rahmen der Ausübung deiner studentischen Tätigkeit bei elbMUN auch Probleme oder Enttäuschungen?
Ja klar. Im „Guestspeaker Team“ haben wir letztes Jahr ca. 40 Personen aus Politik, Forschung und von NGOs angeschrieben, ob sie einen Vortrag bei der elbMUN-Konferenz 2021 halten würden – zugesagt haben letztendlich drei. Da war es schon manchmal frustrierend, nur Absagen zu kassieren und gleichzeitig zu wissen, dass die Konferenz immer näher rückt. Letztendlich ist dank gutem Teamwork und etwas Glück alles gut gegangen.
Wenn du auf dein letztes Jahr im Ehrenamt zurückblickst: Welche Erfahrungen nimmt du als Team Head mit? Würdest du sagen, deine Tätigkeit hat auch einen Einfluss auf deine berufliche bzw. persönliche Entwicklung?
Das letzte Jahr hat mich auf jeden Fall in der Hinsicht beeinflusst, dass ich dieses Jahr mit noch größerem Elan an die Arbeit gehe. Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei elbMUN, habe durch elbMUN wundervolle Menschen kennengelernt und bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte.
Angenommen du würdest heute noch einmal vor der Entscheidung stehen, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Auf jeden Fall! Neben meiner Tätigkeit bei elbMUN bin ich außerdem Teil der Refugee Law Clinic, wo ich seit neustem ehrenamtlich Rechtsberatung für Geflüchtete gebe. Dabei wird mir bewusst, dass ich meiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft Rechnung trage und mit meinem Wissen, in diesem Fall über das Asyl- und Aufenthaltsrecht, anderen Menschen helfen kann.
Darüber hinaus bin im Vorstand des IB-Vereins, also dem Förderverein des Studiengangs Internationale Beziehungen. Auch in dieser Position hat es mir das letzte Jahr viel Freude bereitet, Veranstaltungen zu organisieren.
Im nächsten Frühling steht die nächste Konferenz an. Was erwartest du von der elbMUN 2023?
Ich erwarte eine tolle Veranstaltung, die Studierende aus Dresden, Deutschland und der ganzen Welt zusammenbringen wird, um über die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren und über Lösungsvorschläge für diese zu debattieren. Und natürlich, um ein paar wunderschöne Tage in Dresden zu verbringen!
Welchen Rat würdest du aus deinen Erfahrungen mit dem studentischen Engagement, Ehrenamts-Interessierten mitgeben?
Am Anfang des Studiums wurde ich gefühlt von ehrenamtlichen Möglichkeiten überrannt und konnte leider häufig nicht Nein sagen. Es wurden in jeder Einführungs-Vorlesung spannende Projekte, Initiativen und Vereine vorgestellt, bei denen ich am liebsten überall teilnehmen wollte. Zeitlich würde das natürlich alles nur schwer unter einen Hut passen. Daher würde ich Interessierten raten, sich lieber auf ein Ehrenamt zu konzentrieren und dieses mit aller Kraft zu verfolgen, anstatt sich für fünf Engagements zu verpflichten, die man allerdings nur auf Sparflamme wahrnehmen kann.
Wir suchen immer neue Leute, die Lust haben, die Konferenz in die Tat umzusetzen. Interessierte können sich gerne per Mail (), Instagram (@elbmun) oder über unsere Website (www.elbmun.org) mit uns in Verbindung setzen oder mich einfach auf dem Campus ansprechen.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.