14.07.2022
Studentisches Ehrenamt des Monats: „Jede Person ist eine Bereicherung und kann Veränderung bewirken.“
Die Hochschulgruppe „Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen“ beschäftigt sich mit Themen rund um die Bereiche Bau und Umwelt. Gemeinsam setzen sich die Mitglieder:innen dafür ein, den Fokus in der universitären Lehre stärker auf ökologische Themen wie die nachhaltige Bauwende und ihre Umsetzung oder alternative Baustoffe zu lenken. Laura Oberender ist Gründerin der Gruppe. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit will sie ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen in ihrem zukünftigen Berufsfeld als Bauingenieurin entwickeln. Wie es zur Gründung der Hochschulgruppe kam, was die ehrenamtliche Tätigkeit für sie ausmacht und welche Veranstaltungen für das kommende Semester geplant sind, hat Laura uns im Interview erzählt.
Eure Hochschulgruppe wurde im Mai 2021 gegründet und ist damit noch relativ jung. Du gehörst zu den Gründer:innen der Initiative. Wie kam es dazu?
In den letzten Jahren habe ich immer mehr ein Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen gewonnen. Ende 2020 wurde mir klar, dass auch mein zukünftiges Berufsfeld als Bauingenieurin davon betroffen ist. Der Bausektor ist für 40 % der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Zusätzlich verbrauchen wir sehr viel Energie und erzeugen viel Müll. Um herauszufinden, was ich als zukünftige Bauingenieurin bei der Planung ändern kann, habe ich nach Modulen in meinem Studium geschaut, die mir das beibringen können. Dabei ist mir aufgefallen, dass es kaum Möglichkeiten gibt, sich in diesem Bereich weiterzubilden und wenn dann nur als Wahlpflichtmodul. Da diese Thematik aber für alle Bauigenieur:innen zunehmend wichtiger wird, wollte ich das ändern.
Mein Ziel war es eine Gruppe zu gründen, die versucht, ökologische Themen mehr in die Lehrpläne zu integrieren. Alle Studierenden sollen im Laufe ihres Studiums mit dem Thema konfrontiert werden, sodass sich ein größeres Bewusstsein dafür entwickelt.
Ihr beschäftigt euch vordergründig mit den Themen Bau und Umwelt. Was kann man sich darunter konkret vorstellen? Wo seid ihr aktiv?
Da wir den Bausektor als einen der Haupthebel im Kampf gegen die Klimakrise sehen, wollten wir uns genau auf diesen fokussieren. Wir haben verschiedene Arbeitsgruppen. Eine davon arbeitet eng mit dem Institut für Baukonstruktion zusammen. Gemeinsam arbeiten wir die Module des Grundstudiums um. Das bedeutet, dass wir Vorlesungen zu Nachhaltigkeitsthemen erstellen, Gastvorlesungen organisiert haben sowie Belegthemen auf nachhaltiges Bauen abgeändert haben. Studierende des 2. Semesters lernen in diesem Semester zum Beispiel wie ein Ökobilanzvergleich zwischen verschiedenen ökologisch und nicht ökologischen Konstruktion funktioniert. Im Sommersemester 2022 haben wir zum ersten Mal eine Ringvorlesung mitorganisiert. Gemeinsam mit der Hochschulgruppe IG Bau wurde die Bau-Ringvorlesung ins Leben gerufen. Dort beschäftigen wir uns unter anderem auch mit einer nachhaltigen Bauwende.
Eine weitere Gruppe organisiert Baustellenbesichtigungen für interessierte Studierende. Mit unseren Professoren wollen wir auch in Kontakt kommen, z. B. bei Stammtischen, bei denen wir gemeinsam überlegen, wie wir Nachhaltigkeit mehr in die Lehre einbinden und die Institute bei der Umsetzung unterstützen können.
Unser ganzes Engagement teilen wir auch öffentlich auf Social Media, weshalb es auch dafür eine eigene Arbeitsgruppe gibt.
Was sind deine konkreten Aufgabenbereiche in der Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen?
In unsere Hochschulgruppe übernehme ich vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem bin ich in sehr vielen Arbeitsgruppen aktiv. Dazu gehört vor allem die Arbeit mit dem Institut für Baukonstruktion, aber auch die Ausarbeitung und Organisation der Bauringvorlesung. Zudem kümmere ich mich mit um die Baustellenbesichtigungen und Stammtische.
Wie würdest du dein Ehrenamt in nur drei Worten beschreiben?
Weiterbildend, erfüllend und Gemeinschaft.
Was macht für dich deine ehrenamtliche Tätigkeit so besonders? Was gefällt dir an deiner Arbeit am meisten?
Unsere Gruppe ist für mich mehr als nur eine Hochschulgruppe. Wir sind über das letzte Jahr sehr zusammengewachsen und unserer Gruppenzusammenhalt ist sehr groß. Wir unterstützen uns gegenseitig, überlegen gemeinsam wie wir Sachen verändern können und die Mitglieder sind auch bereit dazu, Aufgaben zu übernehmen. Ich habe außerdem das Gefühl wirklich etwas zu verändern und das motiviert weiterzuarbeiten.
Welche Voraussetzungen sollten Studierende mitbringen, die in der Nachhaltigkeits-AG Bauingenieurwesen tätig werden wollen?
Es benötigt keine wirklichen Voraussetzungen, um bei uns zu machen – Wir freuen uns über jede Person die Lust hat mitzumachen und sich für das Thema der nachhaltigen Bauwende interessiert. Auch Studierende, die nicht Bauingenieurwesen studieren, sind herzlich eingeladen! Es gibt mittlerweile so viele Aufgaben zu erledigen, die über das Fachwissen hinaus gehen. Auch da freuen wir uns über Hilfe.
In den letzten Monaten habt ihr schon einige Vorlesungseinheiten zum Thema an der TUD übernommen. Was sind eure weiteren Pläne für dieses Jahr? Auf welche Veranstaltungen können sich Interessierte freuen?
Wir hoffen, dass wir unsere Bau-Ringvorlesung auch im Wintersemester wieder stattfinden lassen können. Außerdem sind verschiedenste Tagesexkursionen z. B. nach Leipzig geplant. Wir werden nach einer kleineren Pause auch wieder Stammtische organisieren. Im September wird es einen Workshop zum Thema nachhaltige Baukonstruktionen in Kooperation mit der HTWK Leipzig geben. Und auch sonst versuchen wir bei Veranstaltungen der Universität präsent zu sein. Nicht zu vergessen sind unsere Sitzungen, die aller zwei Wochen im ABS 2-06 stattfinden. Es lohnt sich also in unsere Gruppen einzutreten oder uns auf den sozialen Medien zu verfolgen, um nichts zu verpassen.
Du studierst nun schon im 8. Semester Bauingenieurwesen an der TU Dresden. Hilft dir deine ehrenamtliche Tätigkeit auch in deinem Studiums weiter?
Meine ehrenamtliche Arbeit hilft mir gerade jetzt in den höheren Semestern sehr. Ich beschäftige mich freiwillig mit Themen, die wir dann auch im Studium behandeln bzw. bei Belegarbeiten anwenden müssen. Durch das Wissen, was ich mir angeeignet habe, erspart mir das Zeit und ermöglicht mir, noch tiefer in die Thematik einzusteigen.
Hast du konkrete Ziele, die du als Ehrenamtliche gerne im Laufe der nächsten Monate oder Jahre in der Hochschulgruppe verwirklichen willst?
Mein Ziel und auch das meiner Gruppenmitglieder ist die Gründung eines Vereins, um auch in Zukunft die Finanzierung von Exkursionen, Workshops und Vorlesungen zu ermöglichen. Außerdem würde ich die Hochschulgruppe gerne so etablieren, dass auch die zukünftigen Studierenden sich uns anschließen und weiter für unsere Ziele kämpfen. Es sind auch immer noch sehr viele Module in unserem Studiengang, die Nachhaltigkeitsthemen nicht besprechen. Ich würde mich freuen, wenn wir auch diese umgestalten könnten.
Was ist dein Ratschlag an andere Studierende, die gerne ehrenamtlich tätig werden wollen und vielleicht noch unentschlossen sind?
Ich würde zunächst erst einmal nach Gruppen schauen, die meine Interessen und Ziele vertreten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man mit den Möglichkeiten an ehrenamtlichen Tätigkeiten überfordert ist und sich vielleicht auch nicht traut, in eine neue Gruppe hineinzukommen. Aber wir, die sich schon engagieren, sind immer froh, wenn Interessierte dazukommen. Jede Person ist eine Bereicherung und kann Aufgaben übernehmen, die langfristig auch eine Veränderung bewirken. Und der Mehrwert, den man davonträgt, ist riesig. Man sollte sich also einfach durchprobieren, bis man sein Tätigkeitsfeld gefunden hat.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.