08.02.2023
Studentisches Ehrenamt: Jascha von „Balu und Du“ schafft neue Perspektiven für Kinder
„Balu und Du“ ist ein gemeinsames Projekt der Diakonie Dresden und TU Dresden. Im Rahmen des Programms übernehmen Ehrenamtliche wie Jascha für einen bestimmten Zeitraum die Verantwortung für ein Grundschulkind und begleiten es außerhalb der Schule. Durch persönliche Treffen soll so Kindern geholfen werden, sich in der heutigen Gesellschaft zurecht zu finden, zu lernen und sich individuell entfalten zu können. Im Interview hat uns Jascha mehr über seine Mentorenzeit als „Balu“ berichtet und wie er es geschafft hat, Ehrenamt und Studium miteinander zu vereinbaren.
An der TU Dresden gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Erzähle uns bitte mehr über deinen Weg zu „Balu und Du“!
Als ich 2017 zum Studium an die TU Dresden kam, war für mich klar, dass ich mich in irgendeiner Form engagieren möchte. Dabei habe ich etwas gesucht, dass nicht nur einen positiven gesellschaftlichen Einfluss hat, sondern mir auch möglichst viel Spaß macht. Als Freund:innen mir dann von ihren Erfahrungen mit „Balu und Du“ erzählt haben, war ich sofort begeistert. Nach einem ersten Anruf und nettem Gespräch mit dem damaligen Koordinator ging eigentlich alles recht schnell. Ich habe eine Informationsveranstaltung besucht, an einigen einführenden Veranstaltungen, die der Vorbereitung des Mentorings dienen, teilgenommen und dann auch schon meine Mentorenschaft gestartet.
Was ist „Balu und Du“? Worum geht es bei euch?
„Balu und Du“ ist ein Mentoringprogramm, bei dem meist Studierende für ein Jahr eine Mentorenschaft für ein Kind im Grundschulalter übernehmen. Meist trifft man sich dafür einmal die Woche zwei bis drei Stunden zu Aktivitäten wie Spaziergängen, Spielplatzbesuchen bis hin zum gemeinsamen Kochen. Ziel des Programms ist es, durch diese gemeinsamen Unternehmungen das Patenkind zu unterstützen, sich in unserer Gesellschaft zu entwickeln. Durch die Patenschaft lernt es oft neue Dinge und Situationen kennen und damit auch, wie man daraus entstehende Herausforderungen erfolgreich meistern kann. Das können die einfachen, beiläufigen Erkenntnisse sein, zum Beispiel, wie man ein Buch aus der Bibliothek ausleihen kann oder dass Gemüse eigentlich auch ganz gut schmeckt. Andererseits möchte man auch die Mentor:innen in sozialen Fähigkeiten bilden, zum Beispiel wie man kindgerecht erklären kann, warum bei Rot über die Straße zu gehen nicht erlaubt ist oder aber auch einfach mal aufmerksam zuzuhören. Die Idee ist zwei Menschen unterschiedlichen Alters zueinander zu führen, die mit Spaß und Freude sehr viel voneinander lernen können. Damit das gelingt, wird die Patenschaft von Programmkoordinator:innen der Diakonie Dresden begleitet, die einen in Begleitveranstaltungen unterstützen und bei Fragen und Problemen zur Seite stehen. Zudem stellt „Balu und Du“ natürlich auch ein kleines Budget für die Unternehmungen zur Verfügung, damit keine Mehrkosten entstehen.
Kannst du uns erklären, was hinter dem Namen „Balu und Du“ steckt?
„Balu und Du“ spielt auf die Geschichte „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling an. Darin ist Balu der lustige und gutmütige Bär, der das Waisenkind Mogli in seinem Leben im Dschungel anleitet und begleitet. Zusammen erleben sie viele Abenteuer und lernen einander kennen. Genau diese Beziehung macht das Mentoringprogramm aus. Gemeinsames Erleben und Spaß haben ist der Kern der Patenschaft. Dass die Balus (Mentor:innen) und Moglis (Patenkinder) dabei voneinander lernen, ist ein schöner Nebeneffekt.
Was muss man als „Balu“ mitbringen? Wie sieht so eine Patenschaft aus?
Das Wichtigste ist Offenheit und Spaß! Das Großartige am Programm ist ja, dass nicht nur die Moglis sich ausleben können, sondern auch die Balus. Die Mentorenschaft ist eine schöne Möglichkeit, selbst mal ganz neue Dinge zu tun. Bei mir war das zum Beispiel Baseball, was mein Mogli und ich auf dem Stadtfest ausprobiert haben – vielleicht entdecken manche Balus dabei noch ein bislang verborgenes Talent. Kreativität in der Freizeitgestaltung ist natürlich hilfreich. Glücklicherweise wird einem dabei aber mit vielen Ideen zur Seite gestanden und man muss keine durchgeplante Unternehmung für jedes Treffen haben! Ich bin recht regelmäßig mit meinem Mogli auf den nahen Sportplatz Fußballspielen gegangen, weil uns beiden das einfach viel Freude bereitet hat. Ein bisschen Zeit und Freude am Umgang mit Kindern sollte man natürlich mitbringen und sich in dessen Gegenwart auch vorbildhaft verhalten, da man als Balu für dieses Kind nun mal eine wichtige Orientierung ist.
Kannst du genauer darauf eingehen, wie du es geschafft hast, deine Tätigkeit als „Balu“ mit dem Studium zu vereinen?
Ich habe mir während der Vorlesungszeit zum Beispiel den Donnerstag mit zwei bis drei Stunden fest für die Unternehmungen mit meinem Mogli eingeplant und dazu 90 Minuten für die Begleitveranstaltung, die immer freitags stattfand. In den Semesterferien habe ich mich flexibel mit meinem Mogli abgesprochen. Wenn wir uns wegen eines Urlaubs mal nicht sehen konnten, haben wir uns dafür beim nächsten Mal einfach mehr Zeit genommen und konnten so auch mal längere Ausflüge machen. Sehr hilfreich für die Integration in den Studienalltag ist auf jeden Fall auch, dass es über das Studium Generale und für Lehramtsstudierende zum Beispiel auch über den Ergänzungsstudienbereich möglich ist, die Mentorenschaft als Studienleistung anerkennen zu lassen.
Nach einem Jahr endet offiziell das Mentoringprogramm. Angenommen, man möchte im Anschluss daran weiterhin ehrenamtlich tätig sein: Wie geht es danach weiter? Welche Optionen haben Studierende?
Hier gibt es zwei Möglichkeiten, die auch gut miteinander kombinierbar sind. Man kann sowohl die Patenschaft fortsetzen als auch Teil der Hochschulgruppe „Baghira“ werden. Wenn man die Patenschaft weiterführt, wird nur die Durchführung eigenständiger, da die Begleitung durch die Koordinator:innen und unterstützenden Strukturen abnimmt. Ich habe mich bereits gegen Ende meines Patenschaftsjahres dazu entschieden, das Programm auch anderweitig unterstützen zu wollen und bin so zu „Baghira“ gekommen. In engem Austausch mit der Diakonie Dresden organisieren wir zum Beispiel Werbung, Bildungsangebote sowie Veranstaltungen für die Balus und ihre Moglis. Dabei engagiert sich jedes Mitglied ganz nach den eigenen Möglichkeiten, bringt individuelle Ideen und Fähigkeiten ein.
Was macht das Engagement bei „Balu und Du“ für dich besonders?
Das Besondere an „Balu und Du“ ist, dass Spaß und Lernen hier keine einseitige Sache sind. Als ich meine Patenschaft anfing, ging ich recht naiv davon aus, dass mein Mogli nur etwas von mir lernen würde. Zu dieser Fehlannahme hat mich wohl das Wort „Mentor:in“ verleitet. Tatsächlich habe ich umgekehrt mindestens genauso viel von meinem Mogli gelernt. Der sprichwörtliche Blick durch Kinderaugen ermöglicht es tatsächlich eine ganz neue Perspektive wahrzunehmen und kennenzulernen.
Beschreibe dein Engagement in 3 Worten!
Überzeugung, Freude, Solidarität
Deine Tätigkeit bringt sicherlich auch die ein oder andere Herausforderung mit sich. Kannst du uns erzählen, was dich an deinem Ehrenamt motiviert, weiterzumachen?
Ich möchte anderen Menschen ermöglichen, solche Erfahrungen sammeln zu dürfen, wie sie mir während meiner Mentorenschaft zuteilwurden. Ich bin überzeugt, dass es eine wichtige Grundlage unseres Zusammenlebens ist, die Perspektive anderer einnehmen und verstehen zu können, empathisch zu sein. Gerade diese Fähigkeit ist es, die das Programm meiner Erfahrung nach fördert. Deshalb motiviert mich die Überzeugung durch „Balu und Du“ einen Teil zu einer sozialeren, empathischeren Gesellschaft beizutragen. Dass das Programm nebenbei auch die Stärkung der Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zur Folge hat, ist dabei noch eine zusätzliche Motivation.
Stell dir vor, du würdest jetzt noch einmal vor der Entscheidung stehen, ein Ehrenamt zu übernehmen: Würdest du es wieder tun?
Kurz und knapp: unbedingt!
Gibt es einen Tipp, den du Ehrenamts-Interessierten mit auf den Weg geben würdest?
Man sollte unbedingt die Infoveranstaltungen besuchen, um Programmkoordinator:innen sowie aktuellen und ehemaligen Balus Fragen zu stellen. So erhält man alle wichtigen Informationen und dazu noch Erfahrungsberichte aus erster Hand. Danach sollte man deutlich besser einschätzen können, ob „Balu und Du“ das Richtige für einen ist. Die aktuellen Termine findet man auf unserer Website oder in unserem Newsletter. In Person kann man uns bei der Ehrenamtsmesse Dresden oder auf dem Campus beim dies academicus antreffen. Bei Interesse stehen wir gerne unter zur Verfügung. Auch bei „Baghira“ suchen wir immer Unterstützer:innen. Ob als Werbeexpert:in in den sozialen Medien oder als Verpflegungsprofi für die nächste Veranstaltung – bei uns findet man kurz- und langfristige Möglichkeiten sich zu engagieren.
Das Interview führte Lu Ann Bahmann, studentische Mitarbeiterin in der Pressestelle.