Oct 01, 2014
Herzlichen Glückwunsch! - Studenten der Internationalen Beziehungen siegreich im Wettbewerb des Auswärtigen Amtes
Außenpolitik – erfolgreich weiter gedacht
Das Auswärtige Amt lässt sich vielfach von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen – darunter auch solchen der TU Dresden – beraten. So wichtig die wissenschaftliche Analyse der internationalen Beziehungen und der außenpolitischen Optionen auch ist, in einer Demokratie muss politisches Handeln den Bürgern erklärt werden und wichtiger noch: Sie müssen von dessen Richtigkeit überzeugt werden und wollen mitreden. Der politische Prozess ist keine Einbahnstraße. Es kommt auch darauf an, Ideen aus der Bevölkerung an die Politik heranzutragen und so die Expertenzirkel ein wenig aufzubrechen.
Zu diesem Zweck hat das Auswärtige Amt unter dem Label »Review 2014« eine Reihe von Initiativen gestartet. Dazu gehört die Reihe »Review – Simulation«. Ein kleiner Kreis von etwa 20 Teilnehmern aus verschiedenen beruflichen und akademischen Hintergründen soll sich in die Lage eines deutschen Botschafters versetzen und Vorschläge für eine außenpolitische Krisensituation in einem bestimmten Land erarbeiten. Bei der Simulation ist der betreffende deutsche Botschafter persönlich zugegen und diskutiert mit den Teilnehmern die Umsetzbarkeit der Lösungsansätze. Die erste Veranstaltung dieser Reihe mit dem deutschen Botschafter in Kenia fand nicht ohne Grund in Dresden statt. Im Auswärtigen Amt weiß man um die Nachwuchsschmiede an der TUD – antwortete doch bei den letzten Auswahlgesprächen im August eine Bewerberin aus Bayern auf die Frage, warum sie sich gerade für den Masterstudiengang Internationale Beziehungen in Dresden entschieden habe: »Der ist mir bei einem Praktikum an der Deutschen Botschaft in Paris empfohlen worden.«
In der Reihe »Außenpolitik weiter denken « wurde ein Essay-Wettbewerb für Studenten ausgeschrieben. Von den eingereichten Texten wurden die zehn besten ins Netz gestellt, um unter ihnen in einem Online- Voting fünf Sieger-Essays auszuwählen. Zu denen, die die meisten Stimmen bekamen, gehörten gleich zwei Beiträge aus Dresden. Die übrigen drei stammen aus den politikwissenschaftlichen Hochburgen Frankfurt am Main, Tübingen (mit einer Koautorin aus Magdeburg) und München.
Einen der beiden Dresdner Essays steuerte Mira Lüthe bei, Studentin des Bachelor- Studiengangs Internationale Beziehungen im ersten Studienjahr. Sie hat sich mit der Frage beschäftigt, für welche Werte Deutschland weltweit einstehen sollte. Sie plädiert für eine führende Rolle Deutschlands in der europäischen Außenpolitik, die ausgerichtet ist auf den Schutz von Menschenrechten, die friedliche Lösung von Streitigkeiten und die Konfliktprävention. Bei der humanitären Hilfe in Krisengebieten Nordafrikas solle sich die Bundesrepublik deutlich stärker engagieren und durch eine Verbesserung der Situation in diesen Ländern den Migrationsdruck auf Europa verringern. Schließlich wird eine Vermittlerrolle Deutschlands in internationalen Krisen wie etwa in der Ukraine gefordert; mit militärischen Interventionen solle sich Deutschland hingegen zurückhalten.
Der zweite Autor aus Dresden ist Michael Puntschuh, der im Sommersemester sein Bachelorstudium der Internationalen Beziehungen abgeschlossen hat. Er meint, nicht allein die Sicherheitspolitik dürfe im Fokus stehen, Deutschland müsse auch sein außenpolitisches Gestaltungspotenzial in anderen Bereichen ausschöpfen, etwa im Cyberspace und beim Umweltschutz. Bei Letzterem gehe es darum, die deutsche Energiewende mit dem Doppelziel des Atomausstiegs und der Reduktion der fossilen Energiequellen europäisch und global einzubetten und dabei die Klimaziele nicht aus dem Auge zu verlieren. Die hierfür notwendige Entwicklung neuer Technologien sei für Deutschland auch wirtschaftlich interessant; und die Diversifizierung von Energiequellen erhöhe die Versorgungssicherheit. Bei der Cyber-Außenpolitik gelte es, in der Government-Struktur des Internets eine Rolle für die Politik neben der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und Wissenschaft zu finden. Insbesondere müssten Machtkonzentrationen verhindert und die Offenheit des Internets gewahrt werden. Deutschland solle aber auch das Internet nutzen, um das weltweite Deutschlandbild nachhaltig zu prägen und die kulturelle Ausstrahlung zu verbessern. Entsprechende Konzepte der Public Diplomacy und der Digital Diplomacy müssten entwickelt werden.
Ein Höhepunkt steht den Autoren der fünf Sieger-Essays noch bevor. Sie sind eingeladen, ihre Vorschläge gemeinsam mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zu diskutieren. Das bietet dem Doppelpack aus Dresden die Chance, den Ruf des Studiengangs Internationale Beziehungen im Auswärtigen Amt weiter zu stärken. Text: Ulrich Fastenrath
Die Essays zur Außenpolitik sind hier nachzulesen
Der Artikel erschien zuerst in Uni Journal 2014 / Ausgabe 14.