10.09.2015
Migration und Transformation. Interkulturelle und interdisziplinäre Perspektiven auf Europa
Die interdisziplinär angelegte Summer School war in zwei Sektionen unterteilt. Unter dem Titel „Sprache und Kultur“ widmete sich die erste Sektion Fragen des Kulturtransfers in Literatur und Kunst. Sie wurden zudem am Beispiel der italienischen Handschriften, die heute zum Besitz der SLUB in Dresden gehören, erörtert. Weitere Themen waren Sprachkontakt bzw. -erwerb, wobei Sprache vor allem auf ihre Funktion für die soziale Konstruktion von Welt untersucht wurde. Fokussiert wurden dabei Medien, Werbung, Genderfragen und die Verwendung bestimmter Begriffe innerhalb des Migrationsdiskurses. Deutlich wurde, wie Sprache und auch die soziale Performanz in Riten und politischem Handeln das Denken und die Selbstbeschreibung von Gruppen bestimmt.
Die zweite Sektion zu „Migration und demographischer Wandel“ thematisierte in sozialwissenschaftlicher Perspektive die Herausforderungen, die die Prozesse der Migration, Globalisierung, Medialisierung und des demographischen Wandels mit sich bringen. Verschiedene Beiträge beschäftigten sich mit der Regulation von Arbeitsmigration und Asylfragen auf lokaler wie europäischer Ebene. Der Begriff der Diskriminierung kam nicht nur in Bezug auf ethnische Minderheiten auf, sondern auch in der Diskussion um die (technischen) Möglichkeiten, mit deren Hilfe die elementare Versorgung einer alternden und schrumpfenden Landbevölkerung weiterhin sichergestellt werden kann. An diesen sich schon jetzt abzeichnenden sozialen Herausforderungen des demographischen Wandels zeigte sich, dass ein fachübergreifender Austausch für die Erarbeitung von Lösungsstrategien nicht nur fruchtbar, sondern auch notwendig ist.
Die TeilnehmerInnen stellten in den Diskussionen nicht nur ihre Fähigkeiten der interkulturellen Kommunikation in den Tagungssprachen Deutsch, Italienisch und Englisch unter Beweis, sondern unterzogen ihre eigenen Forschungsprojekte auch der kritischen interdisziplinären Begutachtung. Zudem diskutierten sie neue Formen der interkulturellen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, die über die etablierten Formen der Hochschulpartnerschaften hinausgehen.
Die Summer School fand im Rahmen der Strategischen Partnerschaft der TU Dresden mit der Università degli Studi di Trento statt und wurde vom Dipartimento di Lettere e Filosofia in Zusammenarbeit mit dem Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften und dem Italien-Zentrum der TU Dresden organisiert. Die wissenschaftliche Leitung hatten die ProfessorInnen Manuela Moroni, Alessandro Palazzo und Andrea Bonoldi (Trient) sowie Maria Lieber und Rainer Lasch (Dresden) inne.
Die beiden Universitäten stehen seit Mitte der 1990er Jahre über mehrere Doppeldiplomstudiengänge in engem Austausch miteinander. Mit der Summer School traf erstmalig eine Vielzahl an Forschern beider Einrichtungen aufeinander. Ziel ist es, gemeinsame Forschungskooperationen zu entwickeln und nunmehr verstärkt in der Graduiertenförderung zusammen zu arbeiten. Dies unterstrich auch der Prorektor für Bildung und Internationales, Prof. Dr. Hans Georg Krauthäuser, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Rektor der Universität Trento, Paolo Collini, eröffnete und sich vor Ort ein Bild von der Zusammenarbeit beider Universitäten machte.
Die OrganisatorInnen danken der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V. für die großzügige Unterstützung, mit der sie die Teilnahme von Studierenden und DoktorandInnen an der Summer School ermöglichte.
Autoren: Claudia Müller, Maike Heber