01.10.2015
Aktuelles aus dem Feld der Männlichkeitsforschung
In den letzten Jahrzehnten hat sich die kritische Männlichkeitsforschung, die schon lange in den angloamerikanischen Ländern praktiziert wird, in Europa immer stärker etabliert und von den klassischen Gender Studies emanzipiert. Dazu hat auch die Professur für Englische Literaturwissenschaft an der TU Dresden mit zahlreichen internationalen Konferenzen und Workshops, Verbundprojekten und vielen Publikationen beigetragen. Gerade erschienen ist der von Prof. Dr. Stefan Horlacher herausgegebene Sammelband Configuring Masculinity in Theory and Literary Practice.
Nach vier einführenden Überblickskapiteln, die eine ebenso kritische wie aktuelle Übersicht jüngster Forschungstrends im Fach leisten und von einigen der prominentesten Experten im Feld (wie Raewyn Connell, Richard Collier und Todd Reeser) verfasst wurden, widmet sich der Hauptteil des Bandes der Konstruktion literarischer Männlichkeiten in verschiedenen Epochen der britischen Literaturgeschichte. Anhand von ausgewählten Fallstudien, die vom Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart reichen, wird dargelegt, wie Männlichkeit beschrieben, dargestellt, aber auch inszeniert bzw. entworfen wird und sich dabei von Epoche zu Epoche verändert.
Die theoretisch orientierten Einführungskapitel wie auch die ausgewählten Fallstudien sind sowohl für Kenner der Disziplin als auch für interessierte Leser geeignet, die an einem einführenden Überblick in die methodische Vielfalt der Masculinity Studies interessiert sind. Im Zentrum der Analysen stehen u.a. juristische, postkoloniale, politische und soziologische Perspektiven auf Männlichkeit, die einerseits einen wichtigen Beitrag für die kultur- und literaturwissenschaftliche Forschung leisten, andererseits aktuelle Ansätze der Geschlechterforschung erproben. So diskutieren Literaturwissenschaftler wie Rainer Emig, Christoph Houswitschka und Mark Bracher Männlichkeitsentwürfe im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Ritterideal oder in den Komödien William Shakespeares. Einblicke in aktuelle Forschungs- und Dissertationsprojekte des Dresdner Wissenschaftsnachwuchses liefern u.a. Bettina Schötz' Analyse der Kurzprosa Hanif Kureishis oder Fatemeh Hosseinis kritische Diskussion des postpatriarchalen Filiarchy-Begriffs in den Romanen von Ian McEwan
Stefan Horlacher (Hg.): Configuring Masculinity in Theory and Literary Practice. Leiden/Boston: Brill, 2015. 328 S.
mehr Informationen unter http://tu-dresden.de/slk/configuring-masculinity