08.09.2022
Wert-basierte Entscheidungen beeinflussen sich gegenseitig
Ein Team aus Psycholog:innen und Mathematikern der Technischen Universität Dresden haben in einer Modellierungsstudie gezeigt, dass aufeinanderfolgende, wert-basierte Entscheidungen sich gegenseitig beeinflussen. Insbesondere für die Erstellung und Auswertung von Fragebögen in der wertbasierten Entscheidungsforschung ist dieses Ergebnis von großer Relevanz.
Esse ich zum Frühstück ein Schokocroissant oder lieber das gesunde Hafermüsli? Immer wieder stehen wir Menschen im Alltag vor Entscheidungen, viele davon treffen wir unbewusst, andere bewusst und unter Abwägung der Umstände. Letztere werden in der Fachsprache auch wert-basierte Entscheidungen genannt, da jeder Option bestimmte Attribute mit einem individuellen Wert zugesprochen werden, z.B. Verfügbarkeit, gesund, schmackhaft, etc. Die Wissenschaft möchte die grundlegenden Mechanismen hinter solchen Entscheidungsprozessen besser verstehen und erhebt in Versuchen neuronale und verhaltensbezogene Daten dazu. Oft werden die Ergebnisse dieser Datenerhebungen jedoch so analysiert, als ob die Versuchsreihen unabhängig voneinander wären. Potentielle Muster, die sich über mehrere Entscheidungen erstrecken, werden dabei in der Regel ignoriert.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass solche Muster in der wahrnehmungsbasierten Entscheidungsfindung allgegenwärtig sind. „Warum sollte also nicht auch hinter der wert-basierten Entscheidungsfindung eine inhärente Dynamik liegen?“, fragte sich Stefan Scherbaum, Professor für Methoden der Psychologie und kognitiven Modellierung der TU Dresden. Mit einem interdisziplinären Team aus Psycholog:innen und Mathematikern stellte er ein dynamisches neuronales Attraktormodell auf, dass die Abhängigkeit aufeinanderfolgender, wert-basierter Entscheidungen vorhersagt. „In drei Experimenten zeigen wir, dass sich diese Abhängigkeit auch in menschlichem Entscheidungsverhalten widerspiegelt. Außerdem demonstrieren wir, dass es in Fragebögen zu psychologischen Studien zu Fehlern in der Einschätzung des Entscheidungsverhaltens von Probanden kommen kann, wenn man diese Abhängigkeit ignoriert“, erklärt Scherbaum.
Originalveröffentlichung:
Scherbaum S, Lade SJ, Siegmund S, Goschke T, Dshemuchadse M (2022) From single decisions to sequential choice patterns: Extending the dynamics of value-based decision-making. PLOS ONE 17(4): e0267249. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0267249
Kontakt:
Prof. Stefan Scherbaum
Professur für Methoden der Psychologie und kognitive Modellierung
SFB 940
TU Dresden
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