May 15, 2019
Raum und Farbe verbinden
Architekt Dr. Henning Haupt als Dresden-Fellow zu Gast an der TUD
Dr. Henning Haupt ist als Dresden Senior Fellow vom 10. Februar bis 10. Juli 2019 zu Gast an der Fakultät Architektur. Als ehemaliger Associate Professor für Gestaltung und Architekturentwurf an der Florida Atlantic University in Fort Lauderdale spezialisierte er sich auf die architektonisch-künstlerische Forschung zum Thema Malerei, Farbe, Raum und Architektur. UJ sprach mit Dr. Haupt.
UJ: Was hat Sie bewogen, an die TU Dresden zu kommen?
Dr. Henning Haupt: Seit der Reform durch das Bauhaus sind an den deutschen Hochschulen künstlerische Fächer in der Architekturausbildung integriert. Ich lebe und arbeite seit über zehn Jahren in den USA, aber die Kombination von Kunst, Gestaltung und Architektur habe ich an den staatlichen Hochschulen in Amerika in dieser Form wie in Deutschland nicht vorgefunden. Nicht zuletzt deshalb habe ich meine Tenure-Track-Position an der Florida Atlantic University aufgegeben, um stärker an der Integration von Kunst, Forschung und Lehre mitzuarbeiten.
Hier an der TU Dresden erlebe ich die ganze Spannbreite der Architekturausbildung, die in der Parallelität von Gestaltungs-, Entwurfs- und Darstellungslehre ganz besonders ist. Zudem gibt es ein großes Engagement in der Forschung, das ich gern nutzen möchte.
Sie sind sowohl als Wissenschaftler als auch als Künstler aktiv. Wie verknüpfen Sie Ihre Interessen und realisieren diese in Projekten?
In meiner Arbeit stelle ich viele Verknüpfungen her: Die Arbeit im Atelier ist mit der theoretischen Reflexion verbunden, aus der sich wiederum meine Forschungsfragen ergeben. Diese Vorgehensweise entwickelte ich bereits in meiner Dissertation, die künstlerisch-architektonischen Fragen nachging. Besonders wichtig erscheint mir allerdings, dass Gestaltung immer nachhaltig, in Bezug auf die menschliche Wahrnehmung, Teilhabe, Identität, Ortsbezug etc. gedacht wird.
Für mich ist Kunst nie Selbstzweck. Sie dient dazu, Fragen zu stellen und sollte immer den Kontext, in dem sie entsteht, kritisch nutzen. Architektur kann meiner Ansicht nach von der Kunst lernen. Am Ende sollten sich Architekten ihrer Verantwortung bewusst sein, dass sie vor allem als Anwälte einer nachhaltigen Gestaltung agieren.
Was hat Sie an der Ausgestaltung der »Intensivwochen Farbe« gereizt, bei denen Sie im Februar und März 2019 an der Fakultät Architektur mitgewirkt haben?
Die Farbwochen an der TU Dresden sind ein einzigartiges Format in Deutschland, in dem Studierende aus dem 1. Semester – insgesamt 180 waren es dieses Mal! – drei Wochen intensiv zu Farbe und Raum zusammenarbeiten. Besonders reizvoll war es für mich, Studenten in ihrer Begeisterung und Unbefangenheit zu erleben sowie ihre Herausforderungen in den Hands-on-Übungen zu begleiten, als es an die gestalterisch-architektonische Umsetzung ging.
An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Neben meinen künstlerischen Projekten – die aktuelle Ausstellung »Magenta Contemplating Orange in Chalk Blue Spaces« wird derzeit in Brooklyn gezeigt – plane ich zwei Vorhaben in Dresden. Zum einen werde ich im Seminar »The Art of Making« die Ansätze der Gestaltungslehre für Studierende in der Bearbeitung individueller Fallbeispiele praktisch nutzbar machen. Zum anderen konzipiere ich ein Projekt im urbanen Raum Dresdens, in dem sich meine Malerei und dreidimensionale Konstruktion in einer künstlerisch-architektonischen Arbeit verbinden. In diesem Prozess wird eine Installation entstehen, die den Ort auf verschiedene Arten temporär (Performance etc.) aktiviert.
Was geben Sie Ihren Studenten gern mit auf dem Weg?
Behalten Sie lebenslang Ihre Begeisterung für die eigene Neugierde!
Mit Dr. Henning Haupt sprach Kathrin Tittel.
Mehr Informationen zum Wirken von Dr. Henning Haupt:
http://henninghaupt.com
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 09/2019 vom 14. Mai 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.