02.05.2023
Sonderausstellung der Sammlung Farbenlehre: DRESDEN | TRONDHEIM | ZÜRICH
Stadtfarbeninventur - Drei Hochschulen
Die Farben traditioneller Städte schaffen Identitäten, die als regionale, kulturelle und soziale Erkennungszeichen fungieren. Durch ihre Farbigkeit besitzen viele Regionen dieser Welt und ihre Siedlungen eine eigene Persönlichkeit: Siena und die toskanischen Dörfer durch die Rottöne ihrer Dächer und Fassaden, Jaipur durch sein Rosa, oder Jerusalem durch den Charakter seines Kalksteins.
Das farbliche Erscheinungsbild der Architektur vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde weitgehend durch die Wahl der lokal vorhandenen Materialien bes- timmt und dementsprechend war der kompositorische und stilistische Rahmen durch die Palette der in jeder Region verfügbaren natürlichen Pigmente begrenzt. Auf dieser Grundlage bildeten sich regionale und stilistische Bautraditionen heraus, die sich nicht nur an den verwendeten Bauformen und Ornamenten, sondern auch an deren Materialität und Farbgebung erkennen lassen. Viele unserer Städte zeigen heute eine Tendenz zu Grau- und Weißtönen in vielerlei Schattierungen - vor Farbe scheint man zurückzuschrecken - ein Zustand der Chromophobie, ́wie es der englische Künstler David Batchelor in seinem gleichnamigen Buch beschreibt. Gleichzeitig aber ist in vielen Fällen eine Ten- denz zu schriller Buntheit zu bemerken. Wie kann man den spezifischen Charakter eines Ortes, eines Stadtteils oder eines Quartiers erhalten und behutsam weiterentwickeln? Lernende und Lehrende von drei Hochschulen, in denen ein besonderer Fokus auf der Anwendung von Farbe in der Architektur liegt, haben sich mit dieser Herausforderung befasst. Diese Ausstellung zeigt Untersuchungen zu den Farbpaletten von drei Hochschulen in Deutschland, Norwegen und der Schweiz - der TU Dresden, der Universität Trondheim und dem Haus Der Farbe in Zürich. Die gezeigten Farbanalysen und Gestaltungsprinzipien dienen als Modellfälle für die städtebauliche Farbanalyse und behutsame farbliche Weiterentwicklung unserer Städte.
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG mit Apero
4. Mai 2023 17:00 Uhr
Sammlung Farbenlehre, BZW Zellescher Weg 17, Dresden, Raum A 015 (Eckhart Bendin Studio)
DIE SAMMLUNG FARBENLEHRE DER TU DRESDEN
Die Aufgabe der Lehr-und Forschungssammlung ist es, zahlreiche Zeit-, Sach- und Personenzeugnisse historischer Entwicklungen auf dem interdisziplinären Gebiet der Farbenlehre in Wissenschaft, Bildung, Kultur und Kunst im mitteldeutschen Raum zu bewahren und zu Lehr- und Forschungszwecken zusammenzuführen. Dazu gehören neben Instrumentar zur Erzeugung, Messung und Referenz von Farbe als Erscheinung und Gestaltungselement (Optische Geräte, Messinstrumente u. Farbnormen, Farbkollektionen, Farbkarten u. -atlanten, Farbmodelle, Farborgeln u. Gestaltungsmittel) auch diverse Lehrmittel, studentische und künstlerische Studien sowie Schriften und Dokumente. Die Sammlung befindet sich seit 2005 im Aufbau und wird zurzeit digital erfasst. Zu dem als Grundstock eingebrachten Vorlass von Eckhard Bendin konnten in den letzten Jahren u. a. Zugänge aus dem Institut für Angewandte Physik, der BAM und der Deutschen farbwissenschaftlichen Gesellschaft sowie aus den Nachlässen von Baumann, Prase und der Ostwaldnachfolge (Adam, Zeugner, Streller, Rausendorf) hinzu gewonnen werden.