14.12.2021
Verteidigung der Masterarbeit von V. Lebedev
Der natürliche Luftwechsel in Innenräumen ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner entscheidend. Er stellt die Summe aus dem Infiltrationswechsel, d.h. dem Luftaustausch über Fugen und andere Undichtheiten der Gebäudehülle, sowie aus dem aktiven Luftwechsel über Fenster, Türen, Öffnungen. Es gibt aktuell zwei Möglichkeiten, diesen Luftwechsel zu messen. Er kann erstens über die Druckdifferenzmethode ermittelt werden (Blower-Door-Test) und zweitens über die Indikatorgasmethode. Im ersten Fall ist ein Unter- oder Überdruckverfahren umsetzbar und die ermittelte Luftwechselzahl stellt einen guten Vergleichskennwert für Fassaden untereinander dar. Andererseits ist dieses Messverfahren ungeeignet, um realistische Luftwechsel zu erfassen, die unter Nutzungsbedingungen auftreten würden. Das zweite Verfahren mit Indikatorgasen ist aufwendiger als das Druckdifferenzverfahren aber ergibt repräsentative Kennwerte für den Luftwechsel. Diese können, wenn gleichzeitig die Gebäudekennwer-te (Art der Undichtheiten, Art der Fenster- und Türfugen, Verteilung der Fugen etc.), die Nutzungsbedingungen (z.B. zeitabhängige Nutzungsdichte) und die Klimabedingungen (Raumlufttemperatur, Raumluftfeuchte, Außenlufttemperatur, Außenluftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Windrichtung etc.) bekannt sind, für die Hochrechnung der Messkennwerte auf das Jahr eingesetzt werden.
Im Rahmen der Arbeit wurden die wesentlichen, international seit dem Jahr 2011 publi-zierten Messungen der Luftwechselraten in Wohn- und Nichtwohngebäuden zusam-mengetragen. Zur Interpretation dieser Daten wurden auch die Messmethoden (Druckdifferenz- oder Indikatorgasverfahren), die Messbedingungen (Raum- und Au-ßenklima) und die Gebäudekennwerte (Eigenschaften der Gebäudehülle, insbesondere Dichtheit und Nutzungscharakteristik) erläutert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Publikationen zum direkten Vergleich beider Messmethoden. Des Weiteren sind referenzierte Richtlinien (e.g. ISO, VDI, DIN, EN, ASHRAE) für die untersuchten Messungen aufgeführt. Im Ergebnis entstanden Tabellenübersichten mit den Ergebnissen der Messungen für das Druckdifferenzverfahren (einschließlich verfahrensspezifischen Angaben wie z.B. Druckniveau, Unter- oder Überdruck, Besonderheiten), den Messungen für das Indikatorgasverfahren (ebenfalls mit den Verfahrensangaben und den o.g. Messbedingungen) sowie eine Übersicht über die publizierten Vergleichsmessungen beider Verfahren. Aus diesen Übersichten wurde ein Fazit in Bezug auf die Eignung, die erforderliche Weiterentwicklung und die zu beachtenden Rahmenbedingungen der Verfahren gezogen worden. Auch auf die Überführung der Messergebnisse in Bauteil- und Gebäudeeigenschaften in BES-Modellen wurde eingegangen.