Aug 31, 2022
Zeitungsartikel mit Kommentar von Dr. Freudenberg zum Hitzeschutz in Kliniken
Wie sich Hitze in den Oberlausitzer Kliniken auswirkt
Hitzewellen sind auch in Krankenhäusern des Landkreises Görlitz Thema. Nicht nur, weil Hitze für mehr Patienten sorgt. (Artikel von Frank-Uwe Michel und Susanne Sodan vom 19.08.2022)
Link zum Artikel: Artikel auf der Webseite der Sächsischen Zeitung
Auszug:
" [...] Doch auch in den Kliniken selbst ist Hitze ein Thema: Vor Längerem schon stellten Mediziner fest: Die Temperatur in Krankenzimmern hat Einfluss auf die Genesung der Patienten. Auch die Corona-Sommerwelle hat die Hitzeschutz-Frage aktuell gemacht: Die Arbeit in Schutzausrüstung macht Hitze nicht einfacher.
Wie Kliniken sich auf Hitze vorbereiten, Räume kühl halten können, erforscht Bauphysikerin Peggy Freudenberg. An der TU Dresden arbeitet sie am Institut für Bauklimatik. "Man muss zum Beispiel immer bedenken, dass Krankenhauspatienten oft nicht mobil sind", schildert sie. "Sie können nicht einfach den Raum wechseln, wenn ihnen zu warm wird, oder mal das Fenster öffnen."
Ob Kliniken Probleme mit Hitze bekommen, hänge vom Gebäudetyp ab, sagt Peggy Freudenberg. "Die Problematik betrifft vor allem Häuser, die ab den 70er-Jahren gebaut wurden." Die Fenster zum Beispiel wurden größer. "Dabei spielt auch das Tageslicht für die Patienten eine wichtige Rolle. Jedoch hat man so über die Jahrzehnte auch die Angriffsfläche für Hitze immer weiter vergrößert." Zuvor, schildert sie, wurden Gebäude tendenziell mit dickeren Wänden, kleineren Fenstern, höheren Decken gebaut. "Sie sind oft klimastabiler." [...]
Das grundlegende Problem liege beim Gesetzgeber, erklärt Peggy Freudenberg. Für neue öffentliche Gebäude gibt es Normen, um das Überhitzungsrisiko zu senken. Nur unterscheiden diese nicht zwischen Bürogebäuden, in denen Personen sich frei bewegen können und Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Kinderkrippen, in denen Menschen hilfsbedürftig sind. So sei es in den vergangenen Jahrzehnten und bis heute sehr auf den Gestaltungswillen der Planer angekommen. "Wenn man Pech hat, wurde einfach nur die Norm runtergerechnet, und die tatsächliche Funktion des Gebäudes war nebensächlich."
Was dann tun? Es gibt Möglichkeiten, nachzurüsten. Die Fußbodenheizung im Sommer zur Kühlung zu nutzen, Kühltapeten, begrünte Dächer und Fassaden, Wärmeschutzfolien für die Fenster. Doch nicht alles nützt wie erhofft. "Man sieht manchmal, dass in Kliniken solche Wärmeschutzfolien innen angebracht werden." Doch dann reflektieren sie die Sonneneinstrahlung im Scheibenzwischenraum, "es kann zu einer Art Ping-Pong-Effekt zwischen Glas und Folie kommen und man hat eher eine Flächenheizung als einen Abkühlungseffekt." [...]
Und dann sind da die Klimaanlagen. Ob der Emissionen und der hohen Nebenkosten nicht gerne gesehen und daher von den meisten Bundesländern, auch Sachsen, bei neuen öffentlichen Bauvorhaben stark reglementiert, erklärt Peggy Freudenberg. Ein schwieriger Widerspruch zwischen Klimaschutz und dem Hitzethema an Kliniken. Für sensible Gebäude gibt es Ausnahmen. Nur gelten dort, etwa in OP-Sälen, ganz besonders hohe Hygienestandards. Es werden sehr teure Klimaanlagen mit speziellen Filteranlagen benötigt, erklärt Freudenberg. "Auch die Wartung ist umfangreich."