14.06.2024
15. Regionalkonferenz Smart Cities in Dresden: WISSENSARCHITEKTUR vernetzte sich mit Verwaltung und Wirtschaft aus deutschen Kommunen
Die 15. und erste sächsische Regionalkonferenz im Bundesförderprogramm Modellprojekt Smart Cities fand am 12. Juni in Dresden statt. Unter dem Titel "Smarte Zukunft gestalten: Auf dem Weg zur nachhaltigen und klimafreundlichen Stadt und Region" trafen sich rund 100 Vertreter:innen deutscher Kommunen, aus Hochschulen, Vereinen und lokalen Unternehmen im Institut für Holztechnologie, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Das WISSENSARCHITEKTUR - Laboratory of Knowledge Architecture war als wissenschaftlicher Hauptpartner des hiesigen Modellprojekts mit dem Thema "Partizipation" präsent.
Im Modellprojekt Smart City Dresden werden innovative Maßnahmen in Modellstadtteilen Dresdens getestet, die die Landeshauptstadt "smarter" machen sollen. Stadtentwicklung soll ganzheitlich gedacht und nachhaltig gestaltet werden, was die Stadt aufs Gemeinwohl gesehen lebenswerter macht. Die Erfahrungen der 73 geförderten deutschen Städte sollen dabei auch anderen Kommunen zugute kommen. Deshalb organisiert der Fördermittelgeber des Projektes - das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen - jährlich mehrere Konferenzen in ganz Deutschland mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.
Warmup mit einem "informellen" IT-Workshop
Das Team der WISSENSARCHITEKTUR gestaltete zwei Programmpunkte: Am Nachmittag vor der Konferenz lud Dr. Paul Stadelhofer zusammen mit Sebastian Böhm von Creative Climate Cities, einer Leipziger Agentur für Stadtentwicklung, IT-Verantwortliche aus den beteiligten Kommunen zu einem "Ausflug in den Kaninchenbau" ein. Sie zeigten, wie sich ein Open-Source entwickeltes Energie-Dashboard mit wenig Aufwand für die eigene Kommune programmieren lässt. Mit den lokalen Daten befüllt, gibt das Dashboard einen detaillierten Überblick über den derzeitigen Stand und die Leistung erneuerbarer Energien vor Ort, an denen sich die Erreichbarkeit der eigenen Klimaziele bis 2030 messen ließ.
Außerdem präsentierte Sebastian Böhm eine sog. Pop-Up-Plattform, auf der in geschütztem Rahmen, d.h. offline, Prototypen mit sensiblen Daten entwickelt und raffiniert werden können, ohne Sicherheitslücken ins städtische Netz zu bringen. Der "informelle" Workshop vor der eigentlichen Konferenz bot praktische Beispiele für Replikation, wie sie das Modellprojekt leisten soll: Geförderte und nicht geförderte Kommunen profitieren von der Expertise und den entwickelten Lösungen, die sie mit überschaubarem Aufwand auf ihre Bedarfe anpassen können.
Partizipation in der Smart City
"Partizipation in der Smart City" war dann das Thema des Workshops, den die WISSENSARCHITEKTUR zum Konferenzprogramm beisteuerte. Bereits im Plenarsaal stellte man auf Demo-Touchtables das Co-Design-Tool U_CODE aus, mit dem sich im 3D-Modell stadtplanerische Entwürfe gestalten und kommentieren lassen. Das Tool, das die WISSENSARCHITEKTUR bereits in zahlreichen internationalen und nationalen Projekten eingesetzt hat, ist inzwischen als Start-Up "Scenerii" ausgegründet worden. Vertreter aus dem Scenerii-Team beantworteten Fragen und demonstrierten die Möglichkeiten.
Im Workshop selbst gab Leiter Prof. Jörg Rainer Noennig einen Überblick über zentrale Konzepte und wissenschaftliche Theorien, das Wesen und die Effektivität von Beteiligung zu messen. Wer nimmt teil? Bürgerinnen und Bürger oder spezielle Interessensgruppen? Wie sind hier Kompetenz - Interesse - Macht verteilt? Dann erzählten geladene Gäste von ihren Erfahrungen in städtischen Beteiligungsprojekten: Tino Wagner berichtete, wie man im thüringischen Ilmenau ohne Fördermittel ein "Smart City Leitbild aus eigener Kraft" entwickelt hat; Nico Pockel vom Modellprojekt Smart City Dresden teilte Erfahrungen mit der Nachhaltigkeitsapp "Cleema", bei der das Nutzerhalten agil in die Entwicklung einbezogen wird. Dr. Beate Ginzel (Referat Digitale Stadt Leipzig) gab aus ihrer Arbeit heraus Impulse zu digitalen Beteiligungswerkzeugen. Johanna Amtmann (Urban Catalyst) informierte über partizipative Stadtplanung.
Interaktiv durften die rund 50 Teilnehmer:innen benutzte oder ihnen bekannte Beteiligungswerkzeuge in ein Schema nach "Selbstwirksamkeit - Durchsetzbarkeit - Grad der Digitalisierung" einordnen. So entstand ein "Meta-Modell" der aktuell verwendeten Lösungen und Ansätze aus den Modellkommunen.
In einer ausführlichen Frage- und Diskussionsrunde mit den Gästen stand ein Blick in die Zukunft an: Wo sollte die Reise hingehen? In einer "Trend-Sonne" sammelten die Teilnehmer:innen Aspekte, die ihnen für eine Teilhabe wichtig sind. Neben eher organisatorischen Begriffen wie "Ressourcen" oder "Übertragbarkeit" wurden auch zwischenmenschliche Aspekte wie "Empathie mit dem Nutzer", "Erwartungshaltung" und "Ehrlichkeit" eingebracht. Dann durften sich die Teilnehmer:innen im System verorten: Ein Pfeil führt von einem Aspekt "Was ist heute wichtig?" zum Zielpunkt eines Aspekts "Was ist künftig wichtig?".
Eine Dokumentation des Workshops mit den Ergebnissen von Meta-Modell und Trend-Radar findet sich im Bericht des DLR-Projektträgers.
Grußworte und Diskussionen
Die Regionalkonferenz wurde durch den Beigeordneten für Wirtschaft, Digitales, Personal und Sicherheit, Jan Pratzka und Jens Freudenberg vom Bundesministerium eröffnet und das Modellprojekt Smart City Dresden durch die Projektleiterin Johanna Sittel überblicksmäßig vorgestellt.
In der ersten Podiumsdiskussion sprachen Vertreter des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung, des Referates „Digitale Stadt“ Leipzig, die Stadt Radebeul als nicht geförderte Kommune sowie Prof. Dr. Michael Breidung (Leiter des Eigenbetriebs IT Dienstleistungen) über Möglichkeiten der smarten und regionalen Vernetzung.
Worauf es bei smarten Städten und Regionen ankommt, wurde den Anwesenden vom Leiter der Koordinierungs- und Transferstelle Matthias Woiwode von Gilardi erläutert, hierbei ging er vor allem auf die Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung ein. Nach einem Speed-Dating zwischen den Teilnehmenden wurde es am Nachmittag in verschiedenen Workshops interaktiv. Neben dem Partizpationsworkshop der WISSSENSARCHITEKTUR wurden Dresdner Maßnahmen wie „Smarte Energiequartiere“ und „Überflutungsvorsorge“ thematisiert.
Die Fishbowl-Diskussion am Ende der Konferenz, u.a. mit Prof. Melanie Humann (Urbanismus und Entwerfen, TU Dresden), griff das Thema zukunftsfähige Lösungen für smarte und klimafreundliche Städte noch einmal als Abschluss auf. Es wurde unter anderem über Dresdens Vorhaben innerhalb der EU-Mission „100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030“ diskutiert. Der leere Stuhl in der Diskussionsrunde wurde rege von Teilnehmenden der Konferenz genutzt, die so direkte Fragen an die Expertenrunde stellen konnten.
Grüner Stadtrundgang mit Get-Together
Nachdem ein extra angemieteter Elektrobus der DVB die Teilnehmenden der Konferenz vom Campus-Gelände klimafreundlich in das Stadtzentrum gebracht hatte, startete ebendort im Anschluss ein Stadtrundgang, welcher mit dem Motto „KlimaWandeln - Green City Tour“ den Tag thematisch bestens abrundete. Nach einem inspirierenden Tag fand die Veranstaltung ihren Ausklang beim Get-together auf der Dachterrasse des Haus der Presse mit schönstem Blick auf die Landeshauptstadt.