Jul 19, 2023
„Beeindruckende Bandbreite“: WISSENSARCHITEKTUR begeistert das Referat Digitale Stadt Leipzig
Digitale Stadtentwicklung braucht Vernetzung. So freute sich die WISSENSARCHITEKTUR über einen Besuch des Referats Digitale Stadt Leipzig an der TU Dresden und stellte den Kolleg:innen ihre aktuellen Projekte vor. Dann durften die Gäste selbst kreativ werden.
Austausch über Smart-City-Themen
Das Referat Digitale Stadt gestaltet digitale Projekte im Stadtraum Leipzig. Es entwickelt Leitlinien, definiert Schnittstellen und fördert die Vernetzung verwaltungsinterner Bereiche mit der Leipziger Gruppe, der Stadtgesellschaft, der Wissenschaft und Unternehmen. Auch Förderprojekte werden von dem Referat koordiniert: Das städteübergreifende Projekt Connected Urban Twins (CUT) entwickelt für Hamburg, Leipzig und München Urbane Digitale Zwillinge, die Was-wäre-wenn-Szenarien für lebenswerte und zukunftsfähige Städte ermöglichen. Im EU-Projekt „SPARCS – Sustainable energy Positive & zero cARbonCommunitieS“ soll ein ganzheitliches Energiequartier im Leipziger Westen aufgebaut werden.
Hier ergibt sich eine Parallele zur WISSENSARCHITEKTUR und dem Modellprojekt Smart City Dresden, das die Mitglieder der Forschungsgruppe wissenschaftlich leiten. Außerdem gibt es seit Jahren schon einen produktiven Austausch zwischen Dresden und Leipzig. „Wir kennen das Team aus einigen Projekten und der Smart-City-Community“, erzählt Nadja Riedel, Teamleiterin und Koordinatorin des EU-Projekts SPARCS. „Mit dem Leiter der WISSENSARCHITEKTUR, Prof. Jörg Rainer Noennig, arbeiten wir im CUT-Projekt zusammen. Er hat uns neugierig gemacht auf die digitalen Werkzeuge, mit denen die WISSENSARCHITEKTUR Co-Design und Partizipation umsetzt.“
Deshalb beschloss man, die Klausurtagung des Referats in Dresden abzuhalten und für einen Besuch der WISSENSARCHITEKTUR zu nutzen. Die Gäste aus Leipzig wurden von den Wissenschaftler:innen herzlich empfangen.
Architektur meets Kreativität und Wissensarbeit
Zum Auftakt gab Anja Jannack einen Überblick über das Konzept und die Forschungsfelder des WISSENSARCHITEKTUR – Laboratory of Knowledge Architecture. Ursprünglich aus der Juniorprofessur des Leiters Prof. Dr. Jörg Rainer Noennig hervorgegangen, widmet sich die Forschungsgruppe der Grundfrage, wie Kreativität, Wissensarbeit und Architektur zusammenwirken können. Dies verzweigt sich in Forschungsbereiche wie Partizipation & Co-Creation, Innovation & Startup Design, Collaborative Workplaces und Digital Future City, die ein Team aus Architektur, Philosophie, Sozialwissenschaft, Psychologie und Informatik interdisziplinär bearbeitet.
Sebastian Wiesenhütter stellte seine Mitarbeit im DFG-Sonderforschungsbereich „Konstruktionsstrategien für materialminimierte Carbonbetonstrukturen“ vor. Mithilfe von Ansätzen der Kreativitäts- und Innovationsforschung (Design Research und Art Thinking) und algorhythmischen Verfahren zur semantischen Suche sollen Verfahren entwickelt werden, die Ingenieur:innen dabei unterstützen, innovative Konstruktionsansätze für den bahnbrechenden Werkstoff Carbonbeton zu erfinden und zu bewerten.
Einen Einblick in das Modellprojekt Smart City Dresden gab Paul Stadelhofer. In diesem vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) geförderten Projekt werden digitale Maßnahmen in drei Modellstadtteilen erprobt. Die WISSENSARCHITEKTUR hatte als wissenschaftliche Leitung zusammen mit der Landeshauptstadt Dresden eine Smart-City-Strategie erarbeitet und wird die Maßnahmen begleitend evaluieren. Während der gesamten Laufzeit werden über umfangreiche Beteiligungsverfahren Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einbezogen („Smart Participation“). Ziel sei, so Stadelhofer, die Ideen und Hoffnungen, aber auch Befürchtungen der beteiligten Akteursgruppen, z.B. hinsichtlich Datenschutz, aufzunehmen und ethisch verantwortungsvoll in die Entscheidungen einzubeziehen.
Co-Design-Tool "U_Code" zum Ausprobieren
Torsten Helmer präsentierte das digitale Co-Design-Tool „U_Code“, das 2021 mit dem renommierten Ralf-Dahrendorf-Preis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet wurde. In „U_Code“ lassen sich Designideen im 3D-Modell entwickeln – ein gefragtes Instrument für Beteiligungsprozesse in der Stadtplanung, das auch bereits bei internationalen Projekten, z.B. in Kenia, verwendet wurde. Die von den Nutzern generierten Entwürfe und Kommentare werden in einer Wissensbank gesammelt. Diese bietet umfangreiche Möglichkeiten für Analyse und statistische Darstellung. Die Aufbereitung der Daten dient sowohl der Inspiration und Instruktion der Stadtplaner als auch der wissenschaftlichen Stadtforschung.
Wie gewünscht konnten die Gäste „U_Code“ nach der Präsentation praktisch kennenlernen. Per QR-Code aufs eigene Smartphone geladen oder an Laptop-Terminals sitzend wurden sie zu Stadtplanern, gestalteten Umgebungen neu und probierten die Beteiligungsfunktionen aus. Ein Highlight war eine U_Code-Version per VR-Brille. In dieser lockeren Atmosphäre wurde intensiv weiter diskutiert.
"Digitale Stadtplanung profitiert von Evaluation"
Für Nadja Riedel hat sich der Besuch gelohnt: „Die Bandbreite der WISSENSARCHITEKTUR ist beeindruckend! Besonders spannend finde ich die wissenschaftliche Evaluation der Bürgerbeteiligung. Digitale Stadtplanung kann von einem so differenzierten Feedback enorm profitieren. U_Code hat mir auch sehr gefallen, weil es die Wirkung von Baugestaltung so anschaulich macht und weil man sofort Lust bekommt, es auszuprobieren.“