Phase 1 - Smart-City-Strategie
Inhaltsverzeichnis
Analyse des Status Quo
Strategischer Rahmen und Bestandsaufnahme der laufenden Maßnahmen
Eine nachhaltige Stadtentwicklung hin zur Smart City muss ganzheitlich gedacht werden und mit bereits vorhandenen Strategie- und Planungsdokumenten harmonieren. Deshalb wertete die Forschungsgruppe der WISSENSARCHITEKTUR eine breite Auswahl an Leitliniendokumenten aus, u.a.:
- Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen („Sustainable Development Goals“, SDGs)
- Leipzig-Charta für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung in Europa
- Smart-City-Charta des Bundes
- Digitalisierungsstrategie des Freistaates Sachsen „Sachsen Digital“
- Organisationsentwicklungskonzept (OEK) der Landeshauptstadt Dresden
- Digitalisierungskonzept („DDi – DresdenDigital: Konzeption zur Weiterentwicklung der Digitalisierung der Landeshauptstadt Dresden“)
- Integriertes Stadtentwicklungskonzept Dresden (INSEK)
"Smart City Radar"
Ebenso wurden die bereits in Dresden durchgeführten oder aktuell laufenden Smart-City-relevanten Projekte und Maßnahmen analysiert und als wertvolle lokale Wissens- und Technologieressourcen in den Strategieprozess integriert.
Die Ergebnisse führte die WISSENSARCHITEKTUR in einem selbst entwickelten "Smart City Radar" zusammen - ein Werkzeug, das über die Unterstützung des Strategieprozesses hinaus in der weiteren Projektbegleitung für die Synergieentwicklung wie auch für das Monitoring der Umsetzungsmaßnahmen genutzt werden kann.
Ergebnisse
Aus den umfangreichen Projekt- und Themenlandkarten des Smart City Radars, die aktuell mehrere Hundert Einträge umfassen, heben sich Themenbündel und Ankerprojekte hervor, die wichtige Ecksteine für die Smart-City-Strategie darstellten:
- EU-Projekte und Netzwerke wie das Horizon2020 Smart City Lighthouse Projekt MAtchUP oder das Programm 100 Climate Neutral and Smart Cities
- Gesamtstädtische Mobilitätskonzeptionen wie die Entwicklung des Mobilitätsplans 2035+
- Innovationen im Gesundheitsbereich wie der Smart Health Innovationscampus oder das intelligente Nutzungsmanagement der Sportstätten im Ostragehege
- Projekte zum nachhaltigen Bauen bzw. zur Ressourcen und Energieeffizienz wie Heat Resilient Cities, InKliBau bzw. die Etablierung intelligenter Hausstationen, die z. T. mit Wohnungsgesellschaften durchgeführt werden
- Die sensorische Erfassung von Umwelt- und Infrastrukturzuständen in Projekten wie Umweltzustand online, WAWUR, Photogrammetrische Straßenzustandserfassung, oder KLIPS als Grundlage für intelligente Bürgerdienste, Stadt- und Einsatzplanung sowie als Input für Dresdens Geodateninfrastruktur und 3D-Stadtmodell
- Das Open Data Portal als Zentralstelle zur umfangreichen Bereitstellung von Umwelt- und Geodaten wie auch weiterer Fachdatensätze (z. B. Bevölkerung, Bildung, Wirtschaft und Arbeit)
- Neue lokale Service-Infrastrukturen z. B. in Form quartierstauglicher Bürgerterminals / Service Hubs oder MikroDepots, die auch als soziale Begegnungs- und Gemeinschaftsorte fungieren
- Service Apps und Online-Dienstleistungen wie z. B. das Online Ticketing für Parkplätze, der Mängelmelder, die Warn-App oder die während der Strategiephase des Modellprojekts etablierte Cleema App.
Beteiligungsverfahren für die Akteursgruppen
Wichtige konzeptionelle Grundlagen der Strategie wurden über Beteiligungsverfahren erarbeitet. Eine partizipative Bedarfs- und Problemanalyse, in die alle Akteursgruppen einbezogen waren, sicherte die Formulierung, Reflexion und Qualifizierung der künftigen strategischen Vision in der empirischen Breite ab und ermöglichte zugleich, potentielle Risiken und existente Befürchtungen zu identifizieren.
Workshops mit Fachleuten
Eine zentrale Aktivität war die Durchführung von ko-kreativen Strategie-Workshops, die grundsätzlich für alle Interessierten offenstanden. Darüber hinaus wurden gezielt Fachleute eingeladen, die konkrete Projektbezüge und Fachwissen im Smart-City-Kontext und zur digitalen Stadtentwicklung besitzen. In einem Status-quo-Workshop wurden die für eine Smart-City-Entwicklung relevanten Themen, Mitwirkende und Projekte erfasst und im Smart City Radar systematisiert.
In einem Visionsworkshop wurden auf Basis der im Smart City Radar gesammelten Einträge wegweisende Ideen und Visionen für die Dresdner Smart-City-Strategie entwickelt. In einem „Roadmapping“-Workshop wurden für die entwickelten Ideen und Visionen erste Ankerpunkte für Umsetzungs- und Maßnahmenpläne skizziert. Ab Herbst 2022 wurden in mehreren „Reflexions-Workshops“ weitere Beteiligte aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in den Strategieprozess eingebunden
Online-Umfrage und "Zukunftsbahn"
Um ein Meinungsbild der Dresdner Bevölkerung zu den vorgeschlagenen Ideen zu erfassen und die Perspektive der breiteren Öffentlichkeit in den Strategieprozess einfließen zu lassen, wurde eine Online-Umfrage durchgeführt. Hier stellten über 600 Teilnehmende ihre Meinung zu den vorgeschlagenen Visionen, den Methoden und Tools der Strategieentwicklung, möglichen Chancen und Risiken dar und entwickelten die Ergebnisse der Visionsworkshops weiter.
In Präsenz konnten Bürgerinnen und Bürger an öffentlichen Beteiligungsveranstaltungen der "Zukunftsbahn" teilnehmen. Hier wurden drei regulär fahrende Straßenbahnen zu rollenden Ideenlaboren, in denen Passagiere „aus der Bewegung heraus“ ihre Gedanken zur Smart City Dresden beitragen konnten. Die Ideen und Hinweise wurden direkt in der Straßenbahn erfasst und dort auf Postern präsentiert.
So konnten auch Personen mit eher geringer Affinität zu digitalen Medien in die konzeptionelle Arbeit eingebunden werden. Insgesamt wurde ein Querschnitt der Bevölkerung erreicht und effektiv auf das Modellprojekt aufmerksam gemacht.
Der Fokus der Befragung lag auf relevanten Themen der Quartiersentwicklung und der Stadtteilgestaltung z. B. Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit oder Digitalisierung.
Ergebnisse
Alle erfassten Grundlagen, Bedarfe und Herausforderungen wie auch die übergeordneten Leitlinien wurden in einem umfassenden Syntheseprozess zusammengeführt und in 4 Themenblöcke gegliedert.
- Ressourcenschonendes, digitales Planen und Bauen: Planungs- und Bauprozesse sollen digitalisiert und das Thema „Smart City“ im Stadtplanungsamt angedockt werden. Klimaneutralität bis 2035 und die Anpassung an den Klimawandel werden zentrale Themen für Bauen, Stadtplanung und Sanierung.
- Offene Daten und digitale Infrastrukturen: Open-Source-Softwarelösungen und offene Daten werden als digitale Grundinfrastrukturen und strategische Instrumente für Stadtplanung und Stadtentwicklung weiterentwickelt und für Verwaltung und Öffentlichkeit nutzbar gemacht.
- Smarte Beteiligung: Um eine partizipative und nutzerorientierte Quartiersentwicklung zu fördern, gilt es niederschwellige, repräsentative und vereinheitlichte Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger zu
etablieren und enger mit Verwaltungsprozessen zu verknüpfen. - Digitalisierungsprozesse bündeln und sichtbar machen: Um die Digitalisierung in Dresden weiter voranzutreiben, muss ein aktiver Nukleus für Smart-City-Aktivitäten in der Verwaltung aufgebaut werden, um nachhaltige Verhaltensänderungen zu bewirken. Darüber hinaus sollen digitale Ansätze für modernes Arbeiten und Ressourceneinsparungen genutzt und datenbasierte Wertschöpfungen mit ge-
samtstädtischem Nutzen geschaffen werden.
Die hier formulierten Themen und Zielstellungen weisen in ihrer Breite und Komplexität über den Rahmen des Modellprojekts hinaus und zeichnen ein umfassendes Bild der aktuellen Herausforderungen in Dresden, an denen sich die Smart-City-Strategie wie auch andere künftige Smart-City-Aktivitäten orientieren sollten.
Methoden und Tools der Strategieentwicklung
Für die Bestandsaufnahme und die Entwicklung der Dresdner Smart-City-
Strategie wurde ein Prozess konzipiert, der Elemente der Innovation- und Beteiligungsforschung wie auch der IT- und Softwareentwicklung zusammenführt.
Doppeldiamant, Agilität, Vierfachhelix
- Der Doppeldiamant aus dem Design Thinking ist ein Kreativitätsverfahren, das durch aufeinanderfolgende Divergenz- und Konvergenzphasen zielgerichtet von der Problemstellung über die Ideenentwicklung hin zur Prototypenerstellung führt.
- Das Prinzip der Agilität in der IT- und Softwareentwicklung beschreibt eine schrittweise, iterative Vorgehensweise, bei der Anforderungen und Lösungen im Austausch zwischen Entwicklern und Kunden flexibel angepasst werden, um schnell auf Veränderungen reagiert zu können.
- Die Vierfachhelix aus der Innovations- und Beteiligungsforschung unterstützt die Zusammenarbeit zwischen vier Akteursgruppen – Politik/Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft –, um Innovationen wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig zu gestalten.
Mit diesen Grundlagen wurde die Strategie im kreativen Austausch mit den verschiedenen Beteiligungsgruppen erarbeitet, um sicherzustellen, dass eine große Bandbreite an Bedürfnissen berücksichtigt wird. Mit den verschiedenen Beteiligungsgruppen wurden vor allem die pragmatischen Aspekte der Strategie und ihrer Umsetzung analysiert. So wurde die Perspektive der unmittelbar Betroffenen dokumentiert, nutzenorientierte Anforderungen in den Innovationsprozess eingebracht und das Nutzerwissen unmittelbar gestärkt.
Ergebnisse
Die aus den Beteiligungsformaten hervorgegangenen, wegweisenden Ideen wurden im weiteren Entwicklungsprozess zu strategischen Ansätzen verdichtet. Zur Konsolidierung in eine übergreifende Smart-City-Vision wurden die verschiedenen Ansätze gegenübergestellt und zusammengefasst – wobei vor allem darauf geachtet wurde, die Unterschiedlichkeit der einzelnen Ansätze zu berücksichtigen und weiterzutragen.
Die strategische Vision für Dresden als Smart City lässt sich in folgendem Leitsatz zusammenfassen:
Neue Ressourcen schaffen für ein sozialgerechtes und klimaneutrales Dresden – durch experimentellpartizipative Stadtentwicklung, digitale Stadtinfrastrukturen und kommunikative Verwaltung!
Dresden als Smart City soll mit dieser Zielstellung vor allem neue Ressourcen schaffen und substantielle Gewinne an Zeit, Information, Wissen, Gesundheit und Energie für seine Bürgerinnen und Bürger ermöglichen – die diese für das Gemeinwohl nutzen können. Die Smart-City-Strategie wird damit zu einem gesellschaftlich und administrativ verankerten städtischen Innovationsprozess.
Aus der strategischen Vision und der partizipativen Bestandsaufnahme wurden folgende Handlungsfelder für das Smart-City-Modellprojekt abgeleitet:
- Partizipative Problemanalyse und Ziele der Ressourcenschöpfung
- Daten erheben, organisieren und kontinuierlich bereitstellen
- Innovationen modelhaft implementieren, testen und evaluieren
- Verstetigung durch neue Innovationsökosysteme in Dresden und überregionale Vernetzung
Auf den Handlungsfeldern aufbauend wurden 9 neue Smart-Maßnahmen entwickelt:
In der Umsetzungsphase werden die „Modellquartiere“ als digitale Testfelder für das Smart City-Projekt verstanden, in denen intelligente Lösungen pilothaft konzipiert und erprobt werden. Hier stehen die Friedrichstadt, die Johannstadt und Dresden Ost/Prohlis stellvertretend für Dresden als Gesamtstadt.
Die Strategie zielt also auf alle Stadtteile ab, in denen erfolgreich getestete Innovationen aus o.g. genannten Pilotquartieren repliziert und künftig ebenfalls zum Tragen kommen sollen.
Smart City Maßnahmen in den "Intelligenten Quartieren"
Kurzfassung der Smart-City-Strategie zum Download
Eine 16-seitige Kurzfassung des Strategiepapiers kann als PDF-Datei hier heruntergeladen werden.