Exkursionen 2017
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Frühjahrsexkursion - Stuttgart 03. - 05. Mai 2017
Die Frühjahrsexkursion hat uns in diesem Jahr nach Stuttgart geführt und stand damit unter dem Zeichen des mit Stuttgart am stärksten verknüpften Bauprojektes „Stuttgart21“. Im Rahmen der Exkursion haben wir uns die Baustelle des Hauptbahnhofes als Herzstück des enormen Bauprojektes und den Fildertunnel angesehen. Über das Thema „Stuttgart21“ hinaus haben wir die Erweiterung der Adidaszentrale „World of Sports“ in Herzogenaurach und einen Hotelneubau in Waiblingen besucht.
World of Sports – Züblin Stahlbau GmbH
Als erste Station stand die Erweiterung der Adidaszentrale „World of Sports“ in Herzogenaurach auf dem Programm. Im Rahmen dieser Baumaßnahme soll das Firmengelände um eine neue Mitarbeiterkantine „Halftime“ und ein neues Bürogebäude „Arena“ ergänzt werden. Als Generalunternehmer fungiert bei dieser Baumaßnahme die Ed. Züblin AG und im Unterauftrag ist die Züblin Stahlbau GmbH für die Stahlkonstruktion von ca. 11.000 t verantwortlich.
Zuerst wurde das Gesamtprojekt durch Herrn Bergk (Züblin Stahlbau) und Frau Baumann (Züblin) ausführlich vorgestellt. Als eine der größten Besonderheiten wurde dabei die Stahlkonstruktion mittels Stahlrahmen und ohne Fachwerkstreben hervorgehoben. Um das Gebäude später auf Stützen als fast schwebend erscheinen zu lassen, wird die Stahlkonstruktion am Boden in nur 2 m Höhe in einzelnen Abschnitten vormontiert, anschließend verbunden und im letzten Schritt mittels hydraulischen Pressen auf 16 m angehoben. Bei dem Baustellenrundgang standen vor allem stahlbauspezifische Besonderheiten im Vordergrund. Herr Bergk berichtete von den Herausforderungen bei der Verbindung von Stahlbau mit Massivbauteilen aufgrund der sehr unterschiedlichen Toleranzen, den Maßnahmen, die für Baustellenschweißungen zu treffen sind und den aufwändigen Vorbereitungen, die für die spätere Durchführung des Hubvorganges zu treffen sind.
Fildertunnel - DB
Der zweite Exkursionstag begann mit der Baustelle Fildertunnel, die uns von Herrn Berner von der Deutschen Bahn AG vorgestellt wurde. Die Vorstellung begann mit einer Einführung in das Gesamtprojekt „Stuttgart21“ und den einzelnen Teilvorhaben, die damit in Verbindung stehen. Im Mittelpunkt stand allerdings der Fildertunnel mit seinen zwei Röhren auf 9,5 km Länge. Herr Berner ist dabei auf die Besonderheiten des Untergrundes eingegangen, der eine potentiell quellfähige Anhydridschicht und schützenswertes Grundwasser in einer Muschelkalkschicht einschließt. Dabei erläuterte er, wie mit Hilfe von unterschiedlichen Vortriebsarten und speziell entworfenen Abdichtungsbauwerken auf die vorhandenen geologischen Bedingungen reagiert wird. Auch dem Vortrieb, in einer Mischung aus konventionellem Vortrieb und dem Einsatz einer Tunnelvortriebsmaschine, widmete sich Herr Berner ausführlich und erklärte die Funktionsweise der TVM und die Unterschiede zwischen dem Einsatz eines Erddruckschildes und eines offenen Schildes.
Die Baustellenbesichtigung war mit vielen beeindruckenden Informationen rund um das Baugeschehen versehen, dabei stand vor allem die Baustellenlogistik rund um den Abtransport des Abraumes im Vordergrund. Auf der Baustelle verkehren täglich bis zu 400 LKWs, die mittels digitalisierten Lieferscheinen organisiert und koordiniert werden. Am Tunneleingang beeindruckten vor allem die lagernden Tübbinge, die zum Tunnelausbau direkt von der TVM eingebaut werden und der Bandspeicher, mit dem das Förderband mit fortschreitendem Vortrieb verlängert wird.
Im Anschluss an die Baustellenbesichtigung wurden alle Teilnehmer im DB Casino im Stuttgarter Hauptbahnhof zum Mittagessen eingeladen.
HolidayInn - Implenia
Die zweite Station am zweiten Exkursionstag war eine Hochbaustelle von der Implenia AG (ehem. Bilfinger Hochbau) in Waiblingen. Implenia baut dort für die Volksbank als Bauherren ein zukünftig unter der Marke HolidayInn firmierendes Hotelgebäude im Waiblinger Stadtgebiet.
Der Projektleiter Herr Andermann stellte den Exkursionsteilnehmern das Gebäude vor und hob dabei besonders die herausfordernde Beziehung zwischen dem Auftraggeber und dem Bauunternehmen hervor. Insbesondere Verzögerungen durch eine baubegleitend noch andauernde Planungsphase führen immer wieder zu Herausforderungen bei der Organisation des Bauablaufes und der Dokumentation und Erstellung von Nachträgen. Bei einem Baustellenrundgang hob Herr Andermann ein paar kritische Konflikte zwischen Bauausführung und Planung hervor, wie etwa die fehlende Konzeption für die Anschlüsse der Fertignasszellen an Medienschächte.
Im Anschluss an die Baustellenbesichtigung lud Herr Andermann die gesamte Gruppe bei frischem Gegrillten und kühlen Getränken zum Verweilen ein. Darüber hinaus bot sich die Gelegenheit zum Gespräch mit auf der Baustelle beschäftigten Werksstudenten und einem Jungbauleiter, die bereitwillig alle Fragen rund um die Tätigkeiten eines Bauleiters beantwortet haben.
Stuttgart21 Tiefbahnhof - Züblin
Den Abschluss der Exkursion bildete am dritten Tag der Besuch der Baustelle des Tiefbahnhofes in Stuttgart. Der Gesamtprojektleiter Ingenieurbau Herr Mehlig von der Ed. Züblin AG nahm sich die Zeit, um den Tiefbahnhof als Einzelmaßnahme in das Gesamtprojekt „Stuttgat21“ einzuordnen und führte danach Schritt für Schritt durch die Herausforderungen in den einzelnen Bauabschnitten.
Durch die besondere Lage der Baustelle unmittelbar neben dem bestehenden und in Betrieb befindlichen Hauptbahnhof Stuttgarts, bestehen einige der größten Herausforderungen der Baumaßnahme in der Durchquerung oder Unterquerung von Medienleitungen, bestehenden Bahnverbindungen und Bestandsgebäuden. Als bautechnisches Highlight stellte Herr Mehlig die komplette Unterfangung der ehemaligen DB Direktion dar. Das Gebäude wurde im ersten Schritt mit Hilfe von Mikrobohrpfählen und Streichbalken abgefangen und im zweiten Schritt auf eine darunter hergestellte Spannbetonbodenplatte umgelagert. Darüber hinaus mussten auch an anderen Gebäuden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Ein weiteres Beispiel war die Sicherung der Zentrale der Landesbank Baden-Württemberg mittels Kompensationsinjektionen rund um bestehende Bohrpfähle.
Der zweite Schwerpunkt der Projektvorstellung war die Beschreibung der Planung und Herstellung der sogenannten Kelche, die als Stützen im Bahnhofsgebäude fungieren. Der anspruchsvolle Entwurf führte zu aufwändigen Voruntersuchungen hinsichtlich der Schalung, der Bewehrung und der Oberflächenqualität. Nach der Vorstellung des Projektes nahm sich der Bauleiter Herr Hoffmann die Zeit, um der Exkursionsgruppe einen Überblick über das Baufeld zu geben und zeigte die vorher besprochenen Besonderheiten auf dem Baufeld.
Wir bedanken uns vielmals bei den Baufirmen für sämtliche Präsentationen, Gesprächsrunden und Führungen über die jeweiligen Baustellen, sowie die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Verpflegung. Ein besonderer Dank geht an die Deutsche Bahn und die Firma Implenia für die Einladung zum Mittagessen und zum Grillen.
Herbstexkursion - Berlin, 02. - 03. November 2017
Die Herbstexkursion führte uns in diesem Jahr zu beeindruckenden Baustellen der Hauptstadt Berlin. Mit 30 Studierenden des Studienganges Bauingenieurwesen, drei Betreuerinnen und Professor Otto besuchten wir am ersten Tag den BER Flughafen, der große mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht, die „James-Simon-Galerie“ auf der Museumsinsel, die vom Stararchitekten David Chipperfield entworfen wurde und zum Schluss zum S-Bahnhof Ostkreuz. Den darauf folgenden Tag verbrachten wir größtenteils auf dem Allianz-Campus. Als letzte Station der Exkursion besuchten wir den Schienenknotenpunkt in Ruhland.
Flughafen Berlin - Brandenburg (BER)
Die Exkursion begann mit einem Rundgang über den BER, ein Projekt, das für die Gesellschaft eine große Bedeutung hat. Die Planung begann bereits 1996. Die Entwürfe wurden jedoch von Jahr zu Jahr erneuert und auf den neuesten Stand hin entwickelt. Nichtsdestotrotz ist der Flughafen Berlin - Brandenburg zu klein dimensioniert. Die Herausforderung der Projektplaner bestand darin, immer wieder neue Lösungen zu finden. Ebenso ist die politische Situation angespannt. Die Flughafensituation in Berlin ist bisher noch nicht endgültig geklärt, da u. a. die zukünftige Situation vom Flughafen Tegel ungeklärt ist. Das derzeit wohl größte technische Problem ist der Brandschutz. Ein neu installiertes Abgassystem und automatische Rauchabsaugung sollen das Defizit beheben. Ein Grund für die immens gestiegenen Kosten des Flughafens sind die stetigen Instandhaltungskosten der technischen Anlagen. Die derzeit geplante Eröffnung ist 2019.
„James-Simon-Galerie“ – ARGE Hentschke und Dreßler Bau
Das Gebäude soll künftig als Eingangsgebäude der Museumsinsel für die Besucherinnen und Besucher dienen. Das Projekt wurde nach Plänen des berühmten Architekten David Chipperfield entworfen. Das Besondere an dem Bauwerk für die ARGE zwischen Hentschke und Dreßler Bau ist das moderne Sichtbeton-Design. Die ARGE ist unterteilt in eine technische und eine kaufmännischen Bauleitung. Ein großes Planungsthema bei der ARGE waren die ungeklärten Baugrundverhältnisse, die zu Bauverzögerungen geführt haben. Die Galerie wurde auf über 1.200 Pfählen errichtet, da sie sich über mehrere Geschossebenen unter Wasser erstreckt. Tragfähiger Baugrund war erst in Tiefen von bis zu 40 m auffindbar. Das Grundwasser steht etwa 2,50 m unter der Geländeoberfläche. In diesen Ebenen wurde WU-Beton eingesetzt. Diese Außenwände stehen 6 bis 8 m unter Wasser. Einen großen Wert hat der Architekt auf eine einheitliche Farbgebung sowie eine gleichmäßige Oberflächenbeschaffenheit der innenräumlichen Wand- und Deckenflächen gelegt. Alle Innenwände und Decken sind mit Sichtbeton der Klasse SB4 definiert. Das Baugebäude gliedert sich in drei Hauptgeschosse, ein Zwischengeschoss und ein Untergeschoss. In Zukunft soll das Gebäude Informations- und Servicepunkt der Museumsinsel sein. Der Bauherr - der Bund - muss für das Gesamtvorhaben ca. 13 Million Euro einplanen. Die geplante Eröffnung ist Ende 2018. Einen großen Dank an Herrn Börner, Herrn Dr. Jesse und Herrn Kretzschmar, die uns durch die Baustelle führten.
Bahnhof Ostkreuz – Hentschke Bau
Nach den zwei Großbaustellen fuhren wir nach Friedrichshain zum Bahnhof Ostkreuz.
Die Tiefbauarbeiten, die für ein Teilabschnitt der “A 100“, die unterirdisch verlaufen wird, geplant sind, enden an der Warschauer Straße. Die Straße wird 23 m unter der Erde errichtet. Um diese Tiefe zu erreichen, wurden Bohrpfähle eingesetzt. Der dafür ausgeführte Tunnel soll als Doppelstocktunnel errichtet werden. Diese Arbeiten sind jedoch mit einem sehr hohen Aufwand verbunden, da Schlitzwände als Begrenzung des Tunnels gebaut werden müssen. Der S- und Regionalbahnhof ist mit über 1.500 Zughalten der größte Umsteigebahnhof Berlins. Besonders zu erwähnen ist, dass während des gesamten Baus ein Großteil des Verkehrs weiterhin fließen konnte. Die Logistik stellte somit eine der größten Herausforderungen auf der Baustelle dar, denn neben einem reibungslosen Ablauf ist die Sicherheit auf einer Eisenbahnbaustelle elementar.
Allianz Campus – Züblin AG
Am zweiten Exkursionstag fuhren wir zum Allianz-Campus. Dort empfing uns Herr Malek auf der Baustelle. Zunächst erhielten wir eine Übersicht über das Projekt. Das neue Hauptquartier der Allianz Berlin AG wird sich über eine Mietfläche von ca. 5.800 m² ausbreiten. Das komplette Bauvorhaben wird nach dem „DGNB Platin“ Zertifikat gebaut. Dies ist eine der größten Hausforderungen bei der Planung gewesen. Die Finanzierungsstruktur für das Gebäude ist durch die vielen beteiligten Unternehmen komplex. Die Finanzierung übernimmt die Berlin Hyp, der Eigentürmer „Corpus Sireo“ hat den Campus an einen Fond aus Südkorea verkauft und das Generalunternehmen ist die Züblin AG. Das besondere dieses Bauprojektes ist das patentierte Lean Construction System bei der Durchführung. Diese Methode ist in vier Phasen gegliedert. Das Ziel des Konzepts ist die „Just-in-time“ Produktion. Durch effiziente und schnelle Bauarbeiten wird mit dem Taktsystem eine Verkürzung der Bauzeit erreicht. Ebenso kann damit das Baupersonal besser koordiniert werden. Auch eine schnelle Problemerkennung wird damit erzielt. Eine disziplinierte und strukturierte Mitarbeit des gesamten Personals ist elementar, um dieses System anzuwenden. Mithilfe aller dieser Faktoren werden die Baukosten verringert, was wiederum im Interesse aller Beteiligten ist. Nach der Einführung und der Diskussionsrunde im Besprechungsraum unternahmen wir eine Baustellenbesichtigung, auf der uns alle Vor- und Nachteile des Lean Construction Systems aufgezeigt wurden. Auch zu erwähnen ist, dass der erstellte Bürokomplex, den die Allianz AG Berlin nutzt, im gesamten ein Auftragsvolumen von ca. 160 Mio. Euro umfasst.
Knotenpunkt Ruhland – Deutsche Bahn
Zum Abschluss der Exkursion besichtigten wir den Bahnhof Ruhland an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Dort wird der gesamte Bahnhof auf das Elektronische Stellwerk (ESTW) System umgerüstet, dessen Hauptsteuerungspunkt Leipzig wird. Von dort aus soll der Bahnhof bedient und kontrolliert werden. In Ruhland wurden die Oberleitungen erneuert. Es wurden 40 neue Weichenverbindungen, sechs neue doppelte Kreuzungsweichen (DKW) und zwei Kreuzungen gebaut. Ebenso sind die Gleisfeldbeleuchtungen renoviert und die Mittelbahnsteige 2 bis 5 ausgebessert worden. Eine Besonderheit auf der Baustelle war der Einsatz eines Hubschraubers, der zur Erneuerung der Signalbeleuchtung benötigt wurde. Auf dem gesamten Gelände führte uns Herr Krause und wir erhielten eine ausführliche Führung am Bahnhof Ruhland. Die Gesamtbaukosten für den Umbau des Bahnhofs betragen rund 50 Mio. Euro.
Text: Kassem Taher Saleh
Exkursionsleiterinnen: Dipl.-Ing. Romy Adam, Dipl.-Ing. Natalia Bienkowski, LL.B., Dipl.-Ing. Carolin Senkel