Belastungstests an Balkonen
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Projektdaten
Titel | Title Belastungstests an Balkonen der Wohnungsgenossenschaft Post Dresden eG | Stress tests on balconies of the Wohnungsgenossenschaft Post Dresden eG Prüfingenieur | Test engineer Dipl.-Ing. Jochen Simon (VPI) Beauftragter Koordinationsingenieur | Engineer responsible for coordination Dipl.-Ing. Christian Wuttke Gutachter | Assessor Univ.-Prof. i.R. Dr.-Ing. habil. Heinz Opitz Zeitraum | Period 06.2012 – 07.2012 Leiter | Project Manager Dipl.-Ing. Thomas Popp |
Bericht aus dem Jahrbuch 2012
Belastungstests an Balkonen
An Dresdner Wohnblöcken (Baujahr 1956) wiesen einige Balkone Risse im Dichtungsbelag auf. Im Rahmen einer Untersuchung, in der die Ursachen für diese Risse gefunden werden sollten, wurde auch eine Bewehrungstiefenprüfung durchgeführt. Dabei wurden erhebliche Abweichungen zwischen der geplanten Lage der Bewehrung und der tatsächlichen und bei der Bewehrungsmenge festgestellt. Wird dies in der Statik für aktuelle Normlasten berücksichtigt, kann keine ausreichende Standsicherheit nachgewiesen werden. Eine komplette Sanierung der mehr als 100 Balkone würde aber einen erheblichen finanziellen Aufwand darstellen. Deshalb sollte die Tragsicherheit durch einen Vor-Ort-Belastungstest nachgewiesen werden. Die Versuche hatten Aussicht auf Erfolg, da die Balkone nach über 50-jähriger Nutzung keine Schäden bezüglich der Tragfähigkeit aufwiesen.
Um alle Balkone repräsentativ abbilden zu können, wurden für den Test vier übereinander liegende, 3,80 m breite Balkone mit einer Auskragung von 1,50 m ausgewählt. Die nach DIN 1055 nachzuweisende Flächenlast wurde durch eine äquivalente Linienlast realisiert, die in Balkonmitte über 30 × 60 cm große Holzplatten eingetragen wurde. Die Belastung erfolgte über Zugstangen, die an je zwei U-Trägern befestigt waren. Als Auflager dienten zwei Betonplatten. Die Zugkräfte wurden über hydraulische Pressen erzeugt. Obwohl durch den online beobachteten Anstieg der Durchbiegung während der Belastung ein Versagen rechtzeitig erkannt werden und eine sofortige Entlastung erfolgen kann, wurde vorsorglich ein Absturzsicherung der Balkonplatten vorgesehen.
Die Versuchsgrenzlast von 6,0 kN/m² wurde aus den charakteristischen Werten der Einwirkung ermittelt. Die Last wurde stufenweise mit zwischenzeitlicher Entlastung aufgebracht. Die Laststufen wurden relativ klein gewählt, um ein eventuelles Versagen rechtzeitig erkennen zu können. Anschließend wurde eine Dauerlast von 4,0 kN/m² 20 min lang eingetragen. Dabei blieben bei allen vier Balkonen die Durchbiegungen konstant.
Die In-situ-Tests ergaben u. a., dass die nach DIN vorgeschriebene charakteristische Nutzlast für Balkone von 4,0 kN/m² ohne Schäden von den untersuchten Bauteilen ertragen werden kann. Die Durchbiegungen am Kragarmende blieben auch bei Eintragen der Versuchsziellast so gering, dass die Zugfestigkeit des Betons an der Oberseite nicht überschritten wurde. Durch die Belastungstests ist es nun möglich, die Balkone in der jetzigen Form ohne teure Sanierungsmaßnahmen weiter zu nutzen.