Experimentelle Belastungsversuche der Stahlsteindecken im Kaufhaus Stöcker in Görlitz
Inhaltsverzeichnis
Projektdaten
Titel | Title Experimentelle Belastungsversuche der Stahlsteindecken im Kaufhaus Stöcker in Görlitz | Experimental load tests of slabs at the Görlitz department store Förderer | Funding Stöcker Kaufhaus GmbH & Co. KG, Görlitz Zeitraum | Period 03.2018 – 09.2018 Leiter | Project Manager Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach (Institut für Massivbau, TU Dresden), Bearbeiter | Contributors Dipl.-Ing. (FH) Sabine Wellner, Dipl.-Ing. Oliver Mosig, Dr.-Ing. Torsten Hampel Versuchsdurchfühung | Test execution Dipl.-Ing. Oliver Mosig, Maik Patricny, Andreas Thieme, Heiko Wachtel, Bernd Wehner, Dipl.-Ing. (FH) Sabine Wellner |
Bericht aus dem Jahrbuch 2018
FAST WIE IM FILM - GÖRLITZER KAUFHAUS
Die Errichtung des Görlitzer Warenhauses begann im Jahr 1912 nach den Plänen des Potsdamer Architekten Carl Schmanns. Das 5-geschossige Gebäude mit etwa 10000 m² Nutzfläche wurde als Stahlskelettbau errichtet. Neben der Fassade weist vor allem das aufwendig ornamental verzierte Glaskuppeldach, welches den Lichthof überspannt, Elemente des Jugendstils auf. Mit seinen marmorverkleideten Pfeilern, Freitreppen und zwei gigantischen Kronleuchtern stellt das Gebäude das einzig in seiner ursprünglichen Gestalt erhaltene bauliche Zeugnis der frühen deutschen Warenhausarchitektur dar. Als Kulisse ist es aus dem mehrfach Oscar prämierten Film „The Grand Budapest Hotel“ bekannt.
In Vorbereitung auf die geplante Sanierung und Wiedereröffnung des Kaufhauses sollten die Geschossdecken auf ihre Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit überprüft werden. Dabei galt es, erhöhte Eigengewichts- und Verkehrslasten zu berücksichtigen.
Da dieser Nachweis rechnerisch nicht erbracht werden konnte, führte das Otto-
Mohr-Laboratorium experimentelle Belastungsversuche an insgesamt 10 Decken in unterschiedlichen Geschossen durch. Die Kombination von großen Deckenflächen
und hohen Ziellasten mit über einer Tonne je Quadratmeter erforderte dabei eine aufwendige Versuchskonstruktion. Zwei Stahlrahmen dienten als Widerlager zur sicheren Rückverankerung der Belastung im Mauerwerk des Kaufhauses. Die an dieser Konstruktion befestigten Hydraulikzylinder zogen die darüber liegende Decke über Zug-
stangen nach unten. Über Traversen und Holzbretter wurde die Last gleichmäßig auf die Deckenfläche aufgebracht. Mit mehreren induktiven Wegaufnehmern wurde die Verformung der Geschossdecke an verschiedenen Stellen unter Belastung in Echtzeit verfolgt. Kraftmessdosen an den Hydraulikzylindern gaben Auskunft über die Höhe der Belastung.
Durch eine schrittweise steigernde Last konnte das Verformungsverhalten der Decke beobachtet werden. Die gemessenen Verformungen lagen dabei im zulässigen Bereich. Schäden der Geschossdecke, wie beispielsweise breite Risse, konnten nicht festgestellt werden. Der experimentelle Nachweis der Funktionsfähigkeit der Deckentragwerke – ein wichtiger Schritt für die geplante Wiedereröffnung des Görlitzer Kaufhauses – konnte somit erbracht werden.