Apr 26, 2024
#FactFriday: Darstellung Wissenschaftlerinnen in den Medien
Vergleich Profile von männlichen & weiblichen Wissenschaftler:innen
- 84% Wissenschaftler:innen, über die in nationaler Presse des Vereinigten Königreichs berichtet wurde, waren männlich (n = 43), 16 % waren weiblich (n = 8).
- Weniger als 1/5 Beschäftigten war weiblich (diese Zahl nimmt mit zunehmender Betriebszugehörigkeit ab)
- In Profilen wurde oft die Nationalität, aber selten die ethnische Identität von Wissenschaftlern erwähnt
- Häufige Erwähnung des Alters (2 von 3 Fällen) & Elternschaft (1 von 4) & Beziehungsstatus (1 von 5)
Die Hälfte der Profile von Frauen bezog sich auf ihre Kleidung, ihren Körperbau und/oder ihre Frisur, während dies nur bei 21 % der Profile von Männern der Fall war.
“She is impressive, an immaculately groomed woman of 70, who could easily pass for 15 years younger.” ~ Parry, The Times, 18 February 2006
“The 55-year old academic’s mane of blonde hair,” her “Vivienne Westwood jacket and knee-length boots.” ~ Bowditch, Sunday Times, 26 February 2006
Reaktion der Wissenschaftlerinnen
- Einige von ihnen sind mit der Berichterstattung über ihre Person sehr zufrieden, andere nannten dagegen mehrere Bereiche, in denen sie besorgt oder ambivalent waren:
- Fokussierung auf Geschlecht und nicht auf wissenschaftliche Arbeit
- Unangemessene Aufmerksamkeit für Privatleben
- Unverhältnismäßige Konzentration auf Weiblichkeit & Sexualität
"I grew up feeling unattractive, partly due to racist abuse. It wasn't until I was about 20 that I realized I wasn't unattractive. So, when the press calls me beautiful, it's flattering, but it also offends me. I've worked hard for my position. I can't resolve it, so I just laugh it off. That's how I cope: feeling flattered and offended at the same time." ~ Unknown
Zusammenfassung
- Männliche Wissenschaftler immer noch als Norm, während Frauen als etwas Außergewöhnliches dargestellt werden
- In der Presse kaum Profile von Wissenschaftlerinnen - was, selbst wenn es die Realität der Ungleichheit zw. Geschlechtern widerspiegelt, auch dazu beitragen kann, diese zu verfestigen
- Wissenschaftlerinnen in spezifischen Rollen (bsp.: Wissenschaftskommunikatorinnen) werden positiv in Öffentlichkeit aufgenommen
- Schwerpunkt Darstellung von Frauen häufig auf Aussehen (Sexualisierung)
Vielfalt der Interessengruppen & des Publikums sowie die Herausforderungen & Ambivalenzen für Frauen in der Öffentlichkeit erkennen! Wie können Medien ein vielfältigeres und weniger sexistisches Bild von Frauen in der Wissenschaft vermitteln, anstatt Stereotype zu verstärken und Frauen für die Barrieren verantwortlich zu machen, mit denen sie konfrontiert sind? Warum werden Frauen oft für die "Unterrepräsentation" in der Wissenschaft verantwortlich gemacht, anstatt die strukturellen Barrieren anzuerkennen, die ihre Teilnahme behindern könnten? Inwieweit reflektiert die Frustration von Pressesprechern über die Zurückhaltung von Frauen in der Wissenschaft nicht eher die Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert sind, wenn sie in einem von Männern dominierten Bereich Gehör finden wollen?
Quelle:
Chimba, M., & Kitzinger, J. (2010). Bimbo or boffin? Women in science: an analysis of media representations and how female scientists negotiate cultural contradictions. Public Understanding of Science, 19(5), 609-624. https://doi.org/10.1177/0963662508098580