15.07.2025
#FactFriday: Frauen im Fußball
Frauen im Fußball – Wenn es um mehr als den Sport geht
Lange Tradition? Die Geschichte des Frauenfußballs
Die Geschichte von Frauen im professionellen Fußball ist - nicht sehr überraschend - nicht sehr lang. Lange versuchten vor allem Männer, Frauen vom Fußballspielen abzuhalten - das Spiel galt als zu hart, zu rau. Männer trauten Frauen den Sport nicht zu. Genauso passte die Vorstellung von Frauen im Fußball lange Zeit kaum in das patriarchale Gesellschaftsbild der demütigen Hausfrau. Dennoch gibt es viele Beispiele und Pionierinnen, die dieser veralteten Wertevorstellung schnell den Krieg erklärten und den Fußball auch unter Frauen zu dem machen, was er heute ist.
Dabei wird jedoch trotzdem klar: Frauenfußball ist lange noch nicht gleichberechtigt, und es wird wohl nie “nur” um den Sport gehen.
- 1894: Nettie Honeyball, eine britische Frauenrechtsaktivistin, gründet die erste Frauenfußballmannschaft und den ersten Frauenfußballclub - die British Ladies des British Ladies Football Club.
- 1920er/1930er: Der Frauenfußball gewinnt auch in Deutschland an Popularität. Studentinnen organisieren erste Fußballspiele bei deutschen Hochschulmeisterschaften. 1930 gründet Lotte Specht mit 35 weiteren Frauen den 1. Deutschen Damen-Fußballklub (1. DDFC) in Frankfurt. Dieser wird allerdings bereits 1931 wieder aufgelöst, nachdem es zu vielen negativen Reaktionen kommt.
- 1955: der Deutsche Fußballbund (DFB) verbietet es, Frauenfußballmannschaften zu gründen oder zu führen. Frauen dürfen keinen Fußball spielen. Die Begründung? „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“
- ab 1970: auf Druck von außen hebt der DFB 1970 sein Verbot wieder auf; Frauen dürfen spielen, aber unter diskriminierenden Bedingungen: sie dürfen keine Stollenschuhe tragen, nur mit dem Jugendball spielen und die Spielzeit ist auch kürzer. Die Regeln werden über die Jahre hinweg angepasst. Frauen erzielen bemerkenswerte Erfolge im Fußball - 1989 wird die Nationalmannschaft der Frauen Fußballeuropameister - die Prämie ist ein Kaffeeservice. 2003 und 2007 siegt die deutsche Nationalmannschaft der Frauen in der WM.
Und wie sieht die Situation heute aus?
Die Fußballnationalmannschaft der Frauen tritt momentan in den UEFA Frauenfußball-Europameisterschaften 2025 vom 2. Juli 2025 bis 27. Juli 2025 an. Doch zu behaupten, Frauenfußball wäre heutzutage etabliert und geliebt, wäre gelogen - besonders über den deutschen Frauenfußball wird gerade eine besonders rege und oft auch extrem diskriminierende Debatte geführt.
Besonders auffällig ist die Zahl an kritischen, diskriminierenden und sich über die Spieler*innen lustig machenden Kommentaren unter jedem Artikel oder Post zum Thema Frauenfußball. Selbst unter nur einem Bericht über ein Spiel oder ein Tor wird die Spieler*in systematisch abgewertet und verhöhnt. Die schweizer Fußballspielerin Alisha Lehmann beschwerte sich kürzlich über die immer noch ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen im Profifußball: "Wir machen denselben Job, aber ein Mann verdient hunderttausendmal mehr als ich". Statt support und Zuspruch bekommt sie dafür vor allem Hassnachrichten und sexistische Kommentare. "Eine erfolgreiche Frau in der Männerdomäne Fußball, die sich selbstbewusst präsentiert und dazu noch erfolgreiche Influencerin ist - damit tanzt Alisha Lehmann aus Sicht vieler Männer aus der Reihe", erklärt die Geschäftsführerin von HateAid.
Das ist kein Einzelfall. Tagtäglich häufen sich die Berichte von Spieler*innen von anzüglichen Bemerkungen während Trainings und Spielen, Herabwürdigungen der Leistungen oder blanke Queerfeindlichkeit und Bezeichnungen des Frauenfußballs als “Lesbensport”. Die UEFA berichtet, sie habe während der Vorrunde dieser Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England fast 300 beleidigende Beiträge in sozialen Medien gemeldet. Klar wird: der männerdominierte Sport fühlt sich eingeschüchtert durch die wachsende Präsenz von Frauen - und versucht, sie mit allen Mitteln kleinzuhalten.
Was kann man tun?
Wir sagen: nicht mit uns! Wenn ihr Fußball mögt oder Interesse habt, schaut die Spiele im Fernsehen oder im Internet. Informiert euch über Public Viewing Events in eurer Stadt. Es gibt keins? Organisiert eins! Lasst euch nicht von Kommentaren oder sonstigen Abwertungen einschüchtern. Fußball ist für alle da - nehmt euch euren Platz zurück! Wenn ihr euch wohlfühlt, tretet sexistischen Äußerungen und Herabwürdigungen aktiv entgegen und haltet auch eure männlichen Freunde an, dasselbe zu tun. Sexismus ist nicht okay und wir alle haben die Pflicht, ihn aufzudecken und zu bekämpfen.