Jun 13, 2025
#FactFriday: Geschichte des BHs

Geschichte des BHs
Die Geschichte des vielleicht kontroversesten Kleidungsstücks der Welt
Kaum ein Kleidungsstück ist so umstritten wie der BH. Für viele ist er ein praktisches Hilfsmittel oder ein modisches Accessoire, das Halt gibt oder das Selbstbewusstsein stärkt. Für andere ist er ein Symbol gesellschaftlicher Kontrolle, ein Überbleibsel patriarchaler Normen, das vorschreibt, wie ein weiblich gelesener Körper auszusehen und sich zu verhalten hat.
Zwischen Funktionalität und Feminismus, zwischen Schönheitsideal und Selbstbestimmung erzählt die Geschichte des BHs weit mehr als nur etwas über Wäsche – sie erzählt von Macht, Wandel und Widerstand.
Die Geschichte des BH: Ein Überblick
Antike bis 19. Jahrhundert:
- Schon im antiken Griechenland trugen Frauen Stoffbinden aus Wolle oder Leinen zur Brustunterstützung
- Ab dem 16. Jahrhundert dominierte das Korsett: ein Kleidungsstück zur Formung des weiblichen Körpers, insbesondere der Taille. Es galt als Standard in der Kleidung der Mittel- und Oberschicht
Der Anfang vom Ende des Korsetts (ca. 1889–1918):
- 1889: Herminie Cadolle präsentierte in Frankreich das „Corselet Gorge“, ein zweiteiliges Korsett, wobei der obere Teil als Vorläufer des modernen BHs gilt
- 1911: Mit dem „Lada“, einem sogenannten Reform-BH, konnten Frauen erstmals bequem Sportarten wie Radfahren oder Tennis ausüben
- Die Amerikanerin Mary Phelps Jacob entwickelte 1913 einen rückenfreien BH, den „Backless Brassiere“, meldete ein Patent an und verkaufte das Modell für einen Dollar an die New Yorker High Society
Erster Weltkrieg als Wendepunkt:
- Ab 1918 setzte sich der BH zunehmend durch, weil Frauen während des Krieges arbeiteten und Korsetts dabei unpraktisch waren
- In den 1920er Jahren änderte sich das Schönheitsideal: schlanke, flache Körper waren modern, BHs sollten nun eher „unsichtbar machen“, statt zu betonen.
1930er–1950er: Funktion trifft Mode
- In den 1930ern entstanden BHs mit elastischen Trägern und gepolsterten Körbchen
- 1932 wurde das heute noch gültige Größensystem eingeführt
- Ab den 1950ern wurde der BH zum Modeaccessoire – Marilyn Monroe und andere Stars stilisierten ihn zur Ikone weiblicher Attraktivität
Feministische Proteste und Wandel (1960er–1980er):
- Die 68er-Bewegung erklärte den BH zum Symbol patriarchaler Unterdrückung
- Frauen verbrannten BHs oder trugen sie demonstrativ offen – nicht gegen das Kleidungsstück selbst, sondern gegen die gesellschaftlichen Zwänge dahinter
- Komfort rückte in den Fokus: BHs wurden praktischer, bequemer, funktionaler
- 1977 entstand der erste Sport-BH
1990er – Heute: Zwischen Hype und Freiheit
- In den 1990ern kamen der Wonderbra und die Victoria’s Secret Push-up-BHs in die Mode, wodurch die Sexualisierung und der Schönheitsdruck zunahmen
- Heute geht der Trend zunehmend in Richtung Bralettes, BHs ohne Bügel und sogar „braless“. Seit der Corona-Pandemie verzichten viele Frauen bewusst auf das Tragen von BHs aufgrund von Bequemlichkeit oder Überzeugung
Fazit
Der BH ist weit mehr als ein Stück Stoff. Seine Geschichte erzählt von sozialen Zwängen, technischen Innovationen, Schönheitsidealen und vom Wunsch nach Freiheit. Heute sollte nicht mehr gelten, was die Gesellschaft von außen vorgibt, sondern was Frauen selbst für richtig halten. Ob mit BH, ohne BH, mit sichtbaren Nippeln oder nicht: Niemand sollte wegen seiner Kleidung oder Körperform sexualisiert, bewertet oder diskriminiert werden.
Der BH mag sich verändern, doch das Recht, über den eigenen Körper zu entscheiden, bleibt zentral.
Quellen
https://www.vogue.de/mode/artikel/vogue-lexikon-bh