Mar 26, 2025
#FactFriday: Historische Perioden

Feministischer Kampftag
Historische Perioden – Geschichte der Menstruation
Historischer Abriss und Wertung
Die Bedeutung der Menstruation als Teil des Reproduktionszyklus von Frauen (an dieser Stelle sei gesagt, dass nicht jede menstruierende Person eine Frau ist und nicht jede Frau menstruiert), wobei die Gebärmutterschleimhaut nach ausbleibender Befruchtung der Eizelle ausgeschieden wird, ist eine jüngere Erkenntnis und für die meiste Zeit des Bestehens der Menschheit, wusste man nichts davon.
Seit der Antike ging man davon aus, dass die Periode ein Reinigungsprozess ist – was in gewisser Hinsicht auch stimmt – jedoch nahm man damals an, dass es sich um die Absonderung überflüssiger Nährstoffe handelte und Frauen überschüssiges Blut loswerden müssen. Auch glaubte man, dass Frauen nur dieses Blut zur Entstehung eines Kindes beitrugen – wobei man zumindest zugestand, dass Frauen Teil der Zeugung eines Kindes waren. Dennoch ging man mehr davon aus, dass dieses Blut den Prozess wie ein Katalysator beschleunigte und der wahre Anteil vom männlichen Samen kam.
Im Mittelalter und der Renaissance wurde die Menstruation ebenfalls als Reinigungsvorgang verstanden, wobei sie die Unterlegenheit der Frau unterstrich, da sie eine Folge der Erbsünde durch Eva darstellt.
Während der Aufklärung und Neuzeit wandelte sich das Weltbild von der Unterlegenheit der Frau zur Frau als kompletter Gegenpol zum Mann, was jedoch keine Aufwertung des Frauenbildes mit sich brachte. Nun sah man die Periode als Auswirkung der Zivilisation auf die Frau, die zu viel aß, sich zu wenig bewegte und sexuell eingeschränkt war.
Im 19. Und 20. Jahrhundert wurde mit der Evolutionstheorie durch Darwin auch der Sozialdarwinismus prägend, der den (weißen) Mann an die Spitze der Evolution setzte. Frauen wurden stärker denn je zu „Gebärmaschinen“ und die Menstruation als notwendiges Übel für die Mutterschaft begriffen. Geschlechtsverkehr während der Periode galt für den Mann als schädlich und generell wurde erwartet, dass so wenige Perioden wie möglich auftreten, ergo dass Frauen von Menstruationsbeginn bis Menopause ständig schwanger sind und einzig und allein die Rolle der Mutter einnehmen.
Bis ins 20. Jahrhundert wurde dem Menstruationsblut nachgesagt, dass es giftig oder schädlich sei, gleichzeitig wurde es mit Magie und Zauberei in Verbindung gesetzt.
Religionen
Auch verschiedene Religionen hatten ihre Interpretationen von der Menstruation. Als unrein galten menstruierende Frauen um Judentum und wurden von rituellen Handlungen ausgeschlossen. Auch der Geschlechtsverkehr mit Männern war untersagt, sollte dieser widerrechtlich durchgeführt werden, wurde das Paar verstoßen und getötet. Bis heute gilt Geschlechtsverkehr während der Periode im orthodoxen Judentum als unrein.
Später hat man in der abendländlichen Medizin die Menstruation als unerlässlich für die Fruchtbarkeit der Frau anerkannt. Im Christentum durften menstruierende Frauen zwar am Gottesdienst teilnehmen, spezielle Handlungen blieben ihnen aber verwehrt. Außerdem wurden vor allem von Mönchen Menstruationen als Sünde und Verunreinigung angesehen.
Im Aberglaube gab es neben den bereits genannten negativen Assoziationen zum Menstruationsblut wie Hexerei, Verderblichkeit und Krankheit durchaus auch eine Verbindung zur Natur, wie zum Beispiel dem Mondzyklus aber auch positive Eigenschaften in rituellen Handlungen.
Monatshygiene
In fast allen Kulturen gab es bestimmte Kleidung und Hilfsmittel für die Menstruation. Binden wurden häufig aus Pflanzenfasern wie Bast und Gras hergestellt, auch Leinen oder andere Stoffe wurden benutzt. Tampons sind ebenfalls keine neuzeitliche Erfindung, schon im alten Ägypten wurden diese aus Gras, im alten Rom aus Baumwolle hergestellt. Fun Fact: Bis ins 19. Jahrhundert war es nicht üblich, Unterwäsche zu tragen. Im alte Griechenland benutzten Frauen mit Moos, Tierhäuten, Wolle oder Gräsern umwickelte Holzstückchen.
Im Mittelalter wurden kaum Periodenprodukte verwendet, da man den „schädlichen“ Blutfluss nicht stören wollte. Frauen trugen meist verschiedene Schichten an Kleidung, die selten bis nicht gewechselt wurden, was gefährlich ist und zu Infektionen führen kann.
Auch 19. Und 20. Jahrhundert glaubte man, dass es schädlich sei, den Blutfluss durch Wechseln der Binden zu stoppen, was wie gesagt sehr gefährlich werden kann. Andererseits wurden Sitzbäder empfohlen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts benutzten Frauen spezielle Gürtel, an denen Binden befestigt werden konnten.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es Einwegbinden zu kaufen. Thematisiert wurde die Periode jedoch kaum öffentlich und es war „peinlich“, Periodenprodukte zu kaufen. Vor allem zu Beginn wurden die Hygieneprodukte separat und blickdicht verpackt. In 1950er kam der Tampon in Deutschland auf den Markt, das erste Produkt hier „o.b.“ – ohne Binde. Interessanterweise wurden schon in den 1860er Jahren Patente für Periodentassen eingereicht, in den 1950er wurden auch diese eingeführt, Aufmerksamkeit erhielten die Produkte jedoch erst ab den 1980ern.
Heute
Heute ist die Menstruation, der biologische Hintergrund und das Kaufen von Menstruationsartikeln kein Tabuthema mehr. Es gibt eine Vielzahl von Produkten und Mädchen werden früh das Thema herangeführt. Dennoch gibt es noch große Lücken, wenn es darum geht, wie viel wir über die Periode, hormonelle Wechselwirkungen, Wirkungen von Produkten auf weibliche Geschlechtsorgane oder Wechselwirkungen mit Medikamenten wissen (Stichwort: Gender Data Gap).
Weiterhin trifft diese Freiheit im Umgang mit der Menstruation größtenteils auf die westliche Zivilisation zu. Es gibt noch genug Länder und Kommunen, in denen Perioden nicht normalisiert und immer noch mythosbehaftet sind. Der Eintritt der Periode kann noch immer ein Grund sein, nicht an der Schule teilzunehmen oder diese abzubrechen.
Außerdem gibt es finanzielle Probleme. Frauen geben in ihrem Leben durchschnittlich 3400€ für Periodenprodukte aus. Fun Fact: Bis 2020 wurden Periodenprodukte noch als Luxusgüter versteuert.
Jede vierte Frau in Deutschland hat finanzielle Schwierigkeiten, Periodenprodukte zu finanzieren und 12% der Frauen geben an, das Wechseln der Periodenprodukte hinauszuzögern, um Geld zu sparen. Deshalb wird der Schreib nach einer staatlichen Beteiligung der Finanzierung oder kostenlosen Periodenprodukten immer lauter.
Quellen:
[1] Michael Stolberg: Menstruation. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 971 f.
[2] Judith Schlehe: Das Blut der fremden Frauen. Campus, Frankfurt am Main / New York 1987, ISBN 3-593-33859-9, S. 14.
[3] Caroline Ausserer: Menstruation und weibliche Initiationsriten. Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-38275-8, S. 26 f.
[4] Sabine Hering, Gudrun Maierhof: Die unpäßliche Frau. Sozialgeschichte der Menstruation und Hygiene. 2. Auflage. Mabuse, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-933050-99-5, S. 30 (Erstausgabe: Centaurus, Pfaffenweiler 1991, ISBN 3-89085-633-0).
[5] Xenia Krämer: Das Buch der Gewandung. G&S Verlag, Zirndorf 1993, ISBN 3-925698-42-6, S. 120.
[6] https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/die-geschichte-der-menstruation-144793/
[7] https://www.frauenaerztinnen-oberkassel.de/die-geschichte-der-menstruationsartikel/
[8] https://www.eis.de/magazin/gesundheit/die-geschichte-der-menstruation