27.06.2025
#FactFriday: Pride Month und Feminismus

Pride Month & Feminismus
Historie
Im Juni wird weltweit der LGBTQIA+ Pride-Monat begangen – in Erinnerung an die Stonewall-Proteste von 1969 in den USA, als Schwule und Transpersonen nach wiederholten Polizeirazzien in der Bar „Stonewall“ in New York Widerstand leisteten. Im Jahr darauf fanden erstmals Demonstrationen in mehreren US-Städten statt; in New York gilt der Marsch über 51 Häuserblocks als erste Pride Parade. Bald erreichte der Protest auch Europa.
Seither ist die LGBTQIA+-Bewegung stetig gewachsen, mit zahlreichen Organisationen und rechtlichen Fortschritten weltweit. Doch nicht alle Gruppen innerhalb des Akronyms erleben denselben Fortschritt: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transpersonen, Queers, Intersexuelle, Asexuelle und weitere Gruppen haben teils unterschiedliche Anliegen und Kämpfe.
Während die gemeinsame Bewegung wichtig ist, bleibt es zugleich entscheidend, dass jede Gruppe ihre spezifischen Themen parallel verfolgen kann. Es geht darum, die Kräfte zu bündeln, ohne die Vielfalt der einzelnen Bedürfnisse zu übersehen.
LGBT… ABC… Was?
Der Begriff LGBTQIA+ steht für eine Vielfalt an sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten:
L steht für Lesbisch
G für Schwul (engl.: Gay)
B für Bisexuell – Menschen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.
T für Trans – Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
Q für Queer – ein Sammelbegriff für alle, die sich außerhalb klassischer Normen von Geschlecht und Sexualität verorten.
I für Intersexuell – Menschen, die mit körperlichen Merkmalen geboren sind, die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind.
A für Asexuell – Menschen ohne oder mit geringer sexueller Anziehung zu anderen.
Das + steht für die Offenheit gegenüber weiteren Identitäten und Orientierungen, die in der Vielfalt menschlicher Erfahrungen existieren.
Die Vielfalt dieser Buchstaben macht deutlich: Hinter dem Akronym steht keine homogene Gruppe, sondern ein Zusammenschluss vieler Menschen mit teils sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Bedürfnissen und Kämpfen.
Regenbögen
Ein gemeinsames Symbol dieser Bewegung ist die Regenbogenflagge. Entworfen wurde sie 1978 vom amerikanischen Künstler Gilbert Baker in San Francisco. Jede Farbe der ursprünglich achtstreifigen Flagge hatte eine eigene Bedeutung: Pink - Sex, Rot - Leben, Orange - Heilung, Gelb - Sonnenlicht, Grün - Natur, Türkis - Magie / Kunst, Indigo - Gelassenheit und Violet und Geist. Im Laufe der Zeit wurde die Flagge leicht verändert und auf sechs Farben reduziert – sie steht heute weltweit als Symbol für Vielfalt, Stolz und Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community.
Wie das Akronym selbst, ist auch die Flagge in den letzten Jahren vielfältiger geworden: Zusätzliche Varianten wie die Progress-Pride-Flagge integrieren weitere Farben für BIPOC-Communities sowie für trans und nicht-binäre Menschen, um die unterschiedlichen Facetten innerhalb der Bewegung noch sichtbarer zu machen.
Kommerzialisierung der Regenbögen
Jedes Jahr im Juni wird weltweit der Pride-Monat gefeiert. Viele Unternehmen schmücken in dieser Zeit ihre Logos mit Regenbogenfarben, bringen, Sondereditionen von Produkten heraus oder starten Werbekampagnen, die sich auf Vielfalt und Inklusion berufen. Auf den ersten Blick signalisiert dies Solidarität mit der LGBTQIA+-Community. Doch immer häufiger wird diese Praxis auch kritisch hinterfragt.
Der Vorwurf lautet: „Rainbow Washing“ – also die oberflächliche Nutzung der Regenbogenflagge, um sich ein progressives Image zu geben und wirtschaftlich von der Sichtbarkeit der Community zu profitieren, ohne tatsächliches Engagement für die Rechte von LGBTQIA+-Menschen zu zeigen. Oft fehlen nachhaltige Maßnahmen wie faire Arbeitsbedingungen für queere Mitarbeitende, Unterstützung von LGBTQIA+-Organisationen oder politisches Engagement für Gleichberechtigung.
Kritiker betonen zudem, dass viele dieser Unternehmen außerhalb des Pride-Monats keine oder nur sehr begrenzte Unterstützung für die Community leisten, manche sogar in Ländern aktiv sind, in denen LGBTQIA+-Rechte massiv eingeschränkt werden. Der Einsatz der Regenbogenflagge wird so zum Marketinginstrument, das die eigentlichen Kämpfe und Anliegen der Bewegung in den Hintergrund drängt.
Für viele Mitglieder der LGBTQIA+-Community ist daher entscheidend, dass Unternehmen nicht nur im Juni sichtbare Zeichen setzen, sondern ganzjährig Verantwortung übernehmen: durch konkrete Maßnahmen im eigenen Unternehmen, finanzielle Unterstützung für queere Initiativen und politisches Engagement. Nur so kann die Regenbogenflagge mehr sein als ein kurzfristiges Verkaufssymbol – nämlich ein Zeichen für echte Solidarität.
Feminismus und LGBTQAI+
Der Feminismus und die LGBTQIA+-Bewegung verfolgen beide das Ziel, gesellschaftliche Machtstrukturen zu hinterfragen und abzubauen, die Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Sexualität oder ihrer Identität diskriminieren. Dabei überschneiden sich viele ihrer Anliegen.
Der Feminismus setzt sich gegen patriarchale Strukturen ein, die Frauen und andere marginalisierte Geschlechter benachteiligen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um klassische Geschlechterrollen zwischen Männern und Frauen, sondern auch um die Anerkennung vielfältiger Identitäten jenseits des binären Geschlechtersystems.
Hier knüpft die LGBTQIA+-Bewegung an: Viele Menschen innerhalb der Community erleben Diskriminierung, weil ihre Identität oder Orientierung nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Besonders deutlich wird dies bei trans*, nicht-binären, intergeschlechtlichen oder asexuellen Personen, die traditionelle Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und Familie herausfordern.
Beide Bewegungen haben also ein gemeinsames Ziel: Sie setzen sich für die Anerkennung von Vielfalt, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ein. Dabei hinterfragen sie starre gesellschaftliche Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität und fordern mehr Sichtbarkeit und Teilhabe für alle Menschen — unabhängig davon, wen sie lieben oder wie sie sich selbst definieren.
Gleichzeitig gibt es innerhalb dieser Bündnisse auch Diskussionen: Beispielsweise wird immer wieder thematisiert, dass bestimmte feministische Strömungen trans* Personen nicht ausreichend einbeziehen. Umso wichtiger ist ein inklusiver Feminismus, der die Vielfalt aller Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen anerkennt und sich für die Rechte aller marginalisierten Gruppen stark macht.
Gemeinsam für Gleichberechtigung und gegen patriarchale Strukturen
Die Kämpfe von Feminismus und LGBTQIA+ zeigen: Gleichberechtigung ist kein fertiger Zustand, sondern ein gemeinsamer Weg. Jeder einzelne Beitrag zählt, um Diskriminierung abzubauen und gesellschaftliche Vielfalt sichtbar und selbstverständlich zu machen.
Deshalb ist es wichtig, sich nicht nur im Pride-Monat, sondern das ganze Jahr über für Inklusion und Gleichstellung einzusetzen: durch Solidarität im Alltag, Aufklärung und Sichtbarkeit, die Unterstützung von LGBTQIA+- und feministischen Organisationen, die bewusste Wahl von Arbeitgebern und Unternehmen, die Vielfalt ernsthaft fördern, sowie durch politisches Engagement.
Echte Veränderung beginnt dort, wo wir Vielfalt nicht nur akzeptieren, sondern aktiv stärken – in unseren Freundeskreisen, am Arbeitsplatz, in Bildungseinrichtungen und in der Gesellschaft als Ganzem.
Happy pride month - every Month
Quellen:
[1] https://diem25.org/lesbischer-feminismus-lgbtqiapride-monat/
[3] https://www.rd.com/list/lgbtq-flags/
[4] https://www.glaad.org/reference/lgbtq
[5] https://www.hrc.org/resources/sexual-orientation-and-gender-identity-terminology-and-definitions
[6] https://www.gilbertbaker.com/rainbow-flag
[7] https://www.amnesty.de/2022/6/24/rainbow-washing-pride-kommerzialisierung
[8] https://www.theguardian.com/world/2021/jun/05/pride-profit-politics-corporate-world-rainbow-washing
[9] https://www.unwomen.org/en/news-stories/explainer/2021/6/explainer-gender-equality-and-lgbti-rights
[10] https://www.hrc.org/news/international-womens-day-the-intersection-of-feminism-and-lgbtq-equality