Oct 11, 2024
#FactFriday: Weibliche Vorbilder
Warum sind Vorbild nicht schlecht?
Generell gelten Vorbilder in der Gesellschaft nicht mehr als erstrebenswert und immer weniger Leute können Idole benennen. Einer Person zu sehr nachzueifern, gilt nicht als zeitgemäß.
Dennoch ist es hilfreich, sich anhand von Vorbildern Ziele zu setzen und sich zu motivieren.
Die Soziologin Paula-Irene Villa sagt dazu: „Menschen wählen ihre Idole sowieso nicht bewusst aus und in den seltensten Fällen haben sie vor, Lebenswege eins zu eins zu kopieren. Trotzdem spielt es eine Rolle, in welchen Funktionen bestimmte Menschen sichtbar werden.“ Ähnlich sieht das auch Schriftstellerin Julia Bähr, die außerdem eine Verbindung zur gesellschaftlichen Stellung von Personen zu ihren Vorbildern zieht: „Es ist absolut unglaublich, welchen Einfluss Identifikationsfiguren haben. Es ist viel leichter, sich in einer Position zu sehen, in der schon jemand ist, der einem ähnelt. Das bezieht sich auf Alter, Bildungsgrad - und eben auch aufs Geschlecht."
Vorbilder und Feminismus
Aus feministischer Sicht ist es daher wichtig, dass weibliche Vorbilder existieren. Dabei geht es vor allem um Berufe und Positionen, die generell eher männerdominiert sind. Somit wird vor allem jüngeren Frauen und Mädchen gezeigt, dass es möglich ist, eine bestimmte Position zu begleiten – unabhängig vom Geschlecht oder Alter, Bildungsgrad oder Einkommen.
Diese These wurde durch Experimente der kanadischen Psychologin Penelope Lockwood fundiert. Dabei zeigte sie einen Text über eine fiktive Person Studentinnen und Studenten. Die fiktive Person hieß manchmal Jeffrey und manchmal Jennifer, was dazu führte, dass sich mehr Studentinnen mit dem Jennifer-Text identifizieren konnten und das Erreichte auf für sich für möglich hielten, als es beim Jeffrey-Text der Fall war. Erstaunlicherweise hatte der Name der Person keine Auswirkungen auf die Identifikation der Studenten mit dem Text. Lockwood vermutet, dass Ergebnis damit, dass Männer in der patriarchalischen Gesellschaft kaum geschlechterspezifische Hindernisse auf ihrem Karriereweg antreffen und somit nicht andauernd an ihr Geschlecht erinnert werden.
Oftmals fallen Frauen in hohen Positionen außerdem durch „fehlende Weiblichkeit“ auf, was meint, dass sie charakteristisch weibliche Züge verzichten, als wäre es nicht möglich, Frau-Sein und beruflichen Erfolg zu vereinen. Deshalb ist es auch wichtig, dass gezeigt wird, dass Mädchen weder „weniger Frau“ sein müssen oder auch ihre Persönlichkeit verändern sollen, um erfolgreich zu sein. Ein gutes Vorbild hier ist die US-amerikanische Rugby-Spielerin Ilona Maher (schaut dazu gern unseren Beitrag zur Frauenpower bei Olympia an), die auf Social Media ihren rauen Sport, den man vor allem mit großen Männern in Verbindung bringt, und Weiblichkeit verbindet. Sie möchte damit zeigen, dass man sich nicht für seine Karriere verändern soll.
Besonders wichtig sind außerdem Vorbilder in den MINT-Fächern. Noch immer studieren mehr Männer als Frauen in diesen Fächern, wobei der Trend jedoch positiv ist. Im Jahr 2023/2024 gab es rund 180.000 Studierende, die ein MINT-Studium begonnen haben, wobei immer noch circa 117.000 männliche Studenten waren.
Durch Klischees wie „Das Gehirn von Frauen ist weniger für Mathematik geeignet und Frauen sind dadurch schlechter“ hält sich hartnäckig und demotiviert potenzielle Studienanfängerinnen. Genau deshalb braucht es weibliche Vorbilder, die zeigen: das kannst du auch schaffen.
Vorbild gesucht! – Welche Vorbilder könntest du haben?
- Ada Lovelace: erfand den ersten Computeralgorithmus – 1835
- Florence Nightingale war eine Krankenschwester, die die Krankenpflege und das Sanitätswesen revolutionierte
- Hedy Lamarr war nicht nur eine Hollywood-Ikone und galt als sehr schön, sondern erfand auch das Frequenzsprungverfahren, was Grundlage für Bluetooth und WLAN ist.
- Jane Goodall war Verhaltensforscherin und untersuchte Schimpansen.
- Elinor Ostrom war Politikwissenschaftlerin und gewann als bisher einzige Frau den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften
- Olympe de Gouges war Revolutionären und Frauenrechtlerin in der Französischen Revolution, die für ihre feministischen Forderungen nach Gleichheit von Männern und Frauen hingerichtet wurde.
- Simone Biles ist eine Olympiasiegerin, die als die erfolgreichste Turnerin aller Zeiten gilt und einen nie dagewesenen Schweregrad in ihre Disziplin mitbringt.
- Amelia Earhart überquerte als Erste den Atlantik in einem Flugzeug im Alleinflug. Sie überquerte auch als erster Mensch überhaupt den Pazifik (Honolulu-Oakland), nachdem sie Flugschein und Flugzeug selbst finanziert hatte und setze sich für Frauen in technischen Berufen ein.
- Serena Williams gilt als eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen der Geschichte, gewann 22 Grand-Slam-Turniere im Einzel und 14 im Doppel und 2 im Mixed.
- Junko Tabei ist eine Bergsteigerin, die als erste die höchsten Gipfel aller sieben Kontinente und mit weiteren als erste Frau den Mount Everest bestieg.
- Malala Yousafzai setzte sich mit nur 11 Jahren für Gleichberechtigung und Bildung für Mädchen im von den Taliban unterdrückten Pakistan ein, woraufhin sie angeschossen wurde, jedoch überlebte und seitdem ihren Kampf fortsetzte, der mit dem Friedensnobelpreis belohnt wurde
- Marguerite Durand war Schauspielerin und Journalistin und gründete 1897 die Frauenzeitschrift „La Fronde“, welche ausschließlich von Frauen produziert wurde und über feministische Themen berichtete.
- Gertrude Ederle stellt als Schwimmerin 29 Rekorde auf und durchquert als erste Frau 1926 den Ärmelkanal schneller als jeder Mann zuvor, als sie 14,5 Stunde später England trotz Sturms und Unwetter erreicht, wird sie als „Mrs. What for“ gekrönt – ihre Antwort, als ihr Trainer sie während des Unwetters aufforderte, die Aktion abzubrechen.
- Rosa Parks setze mit Zivilcourage ein Zeichen gegen Rassentrennung, indem sie trotz schwerer Konsequenzen im Bus nicht für weiße Fahrgäste aufstand und somit eine Bürgerrechtsbewegung auslöste.
- Emma Watson kämpft nicht nur gegen Voldemort, sondern auch für Gleichberechtigung, Menschenrechte sowie Umweltschutz und ist seit 2014 UN-Sonderbotschafterin für Frauen-und Mädchenrechte.
Die aufgeführten Beispiele sind nur ein Bruchteil der Frauen, die große Dinge bewirkt haben. Dabei müssen Vorbilder auch nicht zwangsläufig einen Beitrag für Wissenschaft oder Politik liefern, sondern können auch deine Lieblingssängerin oder Schauspielerin sein. Jedoch ist auch das nicht zwingend. Oftmals sind Vorbilder auch aus dem Familien- oder Bekanntenkreis. Wichtig ist dabei nur, dass sie inspirieren sind und die eigenen Ziele repräsentieren.
Was sind eure Vorbilder?
Quellen:
[1] https://www.sueddeutsche.de/leben/frauen-vorbilder-rolemodel-1.4618341
[3] https://www.spektrum.de/news/die-macht-der-vorbilder/1502701
[5] https://www.amicella.de/hoch-hinaus-diese-15-frauen-sind-echte-vorbilder/
[6] https://www.zeitjung.de/frauen-beeindruckend-vorbilder-liste/
[8] https://www.miaboss.de/role-model-starke-frauen-als-vorbilder/