13.12.2024
#FactFriday: Your Body, My Choice
Überblick
Im Zusammenhang mit der Donald Trumps zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am 06.11. hat der US-Podcaster Nick Fuentes, begeisterter Trump-Unterstützer, ein Video auf TikTok geteilt, das in kürzester Zeit viral ging. Sein Titel „Your body, My choice“, angelehnt an den feministischen Slogan „My body, My choice”, fasst seine Überzeugungen schon zusammen. In seinem Video sitzt er vor der amerikanischen Flagge und schreit:
“Guys win again – there will never, ever be a female president. […] We will keep you down forever. You will never control your own bodies. You will never be the president of the global empire – never gonna happen, sweetie. Your body, our choice.”
[„Männer haben wieder gewonnen - es wird nie eine weibliche Präsidentin geben. [...] Wir werden euch für immer unten halten. Ihr werdet nie über euren eigenen Körper bestimmen. Ihr werdet niemals der Präsident des globalen Imperiums sein - das wird niemals passieren, Süße. Dein Körper, unsere Entscheidung.“]
Nick Fuentes
Nick Fuentes selbst ist 26 und in vielen Sozialen Medien vermehrt wegen Hassrede gesperrt. In der Vergangenheit lobt er Hitler und die Taliban und sprach sich deutlich gegen Abtreibungs- und Frauenrechte aus. 2022 wurde er von Donald Trump zu einem Abendessen eingeladen und postete danach auf X: „Your Body, My Choice -for ever“.
Der Slogan
Der Slogan „My Body, My choice” wurde seit den 1970ern von (schwarzen) feministischen Demonstranten und Demonstrantinnen benutzt und steht für Freiheit, Selbstbestimmung und der friedlichen Demonstration gegen patriarchalische Unterdrückung weltweit.
Der antifeministische Slogan „Your Body, my Choice” wird seit einiger Zeit in der antifeministischen Szene verwendet und spricht Frauen die Entscheidungsfreiheit über eine Schwangerschaft ab. Zudem handelt es sich um eine Gewaltdrohung und steht im Zusammenhang mit vielen Gewaltfantasien. Influencer Jon Miller schrieb zu den daraufhin angekündigten Sexstreiks vieler Frauen: „Als ob ihr eine Wahl hätte“.
Abortion Rights
Vor allem bezieht sich Nick Fuentes auf die heiß debattierte Frage zu den Abtreibungsgesetzen – eine feministische Forderung, die sich auf die freie Wahl auf Schwangerschaftsabbrüche bezieht. Diese Forderung wurde vor allem im Zusammenhang mit (minderjährigen) Vergewaltigungen, aber auch einfach durch die freiheitliche Dursetzung von Menschenrechten diskutiert. Viele antifeministische Amerikaner und Amerikannerinnen sehen sich durch religiöse Überzeugungen von Schwangerschaftsabbrüchen bedroht, einige geben auch das uneingeschränkte Recht auf Leben des Embryos an. Dass dabei Schwangerschaften nicht immer problemlos verlaufen und tödlich enden können, wird dabei gern ignoriert.
Folgen
Weiterhin spielen Videos wie jenes, welches von Fuentes veröffentlich wurde, der Toxic Masculinity, stark in die Arme. Dabei verstärken sie traditionell „männliche Ideale“ wie körperliche Kraft, Überlegenheit über Frauen, Tendenz zur Gewalt, Wut und Macht. Auch negative patriarchalische Forderungen wie der Klassiker „Frauen an den Herd“ oder die Unterordnung von Ehefrauen und deren Abhängigkeit von Ehemännern werden verstärkt. Das ist vor allem ein Problem, da die Zielgruppe solche Videos meist junge, noch in der Entwicklung befindliche und unsichere männliche Jugendliche sind. Somit beeinflussen solche Videos aktiv deren Weltvorstellungen, die sich dann in deren sozialen Umwelt ausbreiten und wirken. Auch Schüler weisen dieses Verhalte auf; vermehrt berichten Eltern in den sozialen Netzwerken von Angriffen auf ihre Töchter durch Mitschüler.
„Es gab einen deutlichen Anstieg frauenfeindlicher Posts auf X, Tiktok und Instagram“ teilte Jiore Craig, Mitarbeiterin des Institute for Strategic Dialogue (ISD), mit. Sie beschäftigt sich mit der Verbreitung von Extremismus und Desinformation im Internet und erklärte, dass Fuentes‘ Post über 96 Millionen Mal angeklickt wurde. Durch die Wahl Trumps wurden fühlten sich außerdem viele Sexisten euphorisch; in den ersten 24 Stunden nach Verkündung des Wahlergebnisses wurde der Slogan 4000-mal häufiger genutzt. Außerdem wurden weitere Slogans kreiert, die unter anderem fordern, dass der Artikel 19 Verfassungszusatz, der Frauen das Abtreibungsrecht garantiert, widerrufen wird.
Video wie „Your Body, My Choice” drohen aktiv Frauenrechten und Frauen und gehen über einen Witz oder „nur seine Meinung“ hinaus. Die Aussage dahinter macht er sehr deutlich: „Eure Körper gehören uns“.
Was kann man tun?
Das Wichtigste ist es, Personen, die solches Verhalten oder Ideologien reproduzieren, darauf anzusprechen. Dabei geht es nicht darum, keine anderen Meinungen zu tolerieren, sondern menschenverachtende Aussagen anzusprechen. Schwarzer Humor ist etwas anderes als Witze über Vergewaltigungen, etc. Außerdem muss solches Verhalten auch bei Freunden oder Verwandten angesprochen werden, denn solche „Witze“ oder die Verwendung von sexistischer Sprache bildet den Grundstein für Sexismus im Alltag und in der Gesellschaft. Warum das die ersten Schritte in Richtung Femizide sind, seht ihr im nächsten Slide.
Weiterhin sollten Menschen wie Nick Fuentes nicht direkt eine Bühne gegeben werden, d.h. seine Videos oder Beiträge sollten nicht direkt angesehen oder aufgerufen werden, sodass er weniger Klicks generiert und seine Reichweite sich nicht verstärkt.
Auf der anderen Seite ist es wichtig sich zu informieren, auf Probleme aufmerksam zu machen und Wissen zu teilen. Auch Fakten zu checken ist sehr wichtig, vor allem, wenn sich Populisten und Populistinnen auf vermeintliche wissenschaftliche Studien berufen. Formate wie unser #FactFriday eignen sich dafür also gut.
Ein weiterer Schritt ist es, sich direkt auf Demonstrationen zu engagieren oder Leute zu unterstützen, die feministische Aufklärungsarbeit leisten.
Das Wichtigste bleibt jedoch: konfrontiert sexistische Personen in eurem sozialen Umfeld. (Vergesst jedoch dabei nicht, auf eure Sicherheit zu achten)
Und denkt daran: Your body, your choice!
Quellen:
[2] https://www.n-tv.de/politik/Trumps-Juenger-feiern-einen-neuen-Schlachtruf-article25370905.html