26.07.2024
Wie giftig sind Tampons
Giftige Tampons
Wie können Periodenprodukte giftig sein?
Forschende in den USA haben Tampons untersucht und dabei festgestellt, dass diese unter anderem giftige Metalle wie Blei, Arsen oder Cadmium enthalten. Was bedeutet das jetzt aber? Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt das jedoch keine Gefahr da, da die Mengen zu gering sind, um bedrohlich zu sein. Die generelle Hintergundbelastung, in der solche Metalle durch Industrie, Lebensmittel, Wasser, Verkehr oder Staub, aufgenommen werden, ist größer als die vernachlässigbar kleine Menge an Metallen, die eventuell durch die Verwendung von Tampons über die Schleimhäute aufgenommen werden, so das BfR. Auch Toxikologin Andrea Hartwig vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) rät nicht vom Verzicht auf Tampons aufgrund dieser Studie ab. Sie betont, dass selbst, wenn alle beinhalteten Mengen an Metallen in den Körper aufgenommen werden, was ein äußerst unrealistisches Szenario wäre, dieser Wert immer noch wenige Prozent dessen ausmachen würde, was wir täglich über die Nahrung aufnehmen.
Dennoch sollte diese Information effektiv genutzt werden. Kathrin Schilling, Assistenzprofessorin für Environmental Health Sciences und Mitautorin der Publikation, rät niemandem infolgedessen vom Gebrauch von Tampons ab, will die Forschung zu diesem Thema aber unbedingt erweitern. Einige der getesteten Metalle gelten als giftig und die Folgen für den Körper müssen genauer untersucht werden. Blei beispielsweise hat keine „sichere Konzentration“ für Menschen und verfügt über eine Halbwertszeit von 10 bis 30 Jahre. Man sollte also jeden vermeidbaren Kontakt vermeiden. Auch deshalb sollte die Wirkung von Metallen auf die Vaginalschleimhaut sowie deren Weiterleitung in den Körper untersucht werden. Man muss dabei vor allem die komplexen Wirkungen, die auch durch Hormone beeinflusst werden, beachten und kann diese nicht mit den Schleimhäuten in Mundhöhle oder Darmtrakt vergleichen.
Generell sind die gemessen Metallkonzentrationen sehr gering (genauere Informationen erfolgen noch) und in der EU dürfen Textilgewebe Metallkonzentrationen von 1 mg/kg für Blei, Cadmium, Chrom und Arsen nicht überschreiten, was in Tampons nicht der Fall ist. Jedoch treten Tampons mit Vaginalschleimhäuten in Kontakt, die mehr und andere Stoffe aufnehmen können als Haut.
Schweigen ist Silber
Wieso enthalten Tampons Metall?
Tampons sind eines der meistgenutzten Periodenprodukte für menstruierende Frauen. Eine durchschnittliche menstruierende Frau verbraucht in ihrem Leben ca. 7400 Tampons. In den USA nutzen 52-86% der Menstruierenden diese Produkte, die aus Baumwolle und / oder Zellwolle bzw. Viskose bestehen. Metalle können dabei durch Anbau- oder Verarbeitungsprozesse in die Produkte gelangen. Dabei ist jedoch der Ursprung nicht komplett geklärt und man vermutet Verunreinigungen bei Pflanzung von Baumwolle, Abrieb von Verarbeitungsmaschinen oder künstlichen Zusatz, da einige Metalle wie Zink antibakterielle Wirkungen haben.
Die Gewebe, die sich in der Vagina befinden, sind stark absorbierende Schleimhäute, die solche Metall aufnehmen und in das System, also den weiblichen Körper, transportieren können.
Die Studie
“Tampons as a source of exposure to metal)loid)s”, 2024
Weiterhin sollte man auch die Studie selbst überprüfen. Diese wurde von Jenni Shearston von der Columbia University in New York durchgeführt und hat insgesamt 30 Tampons von 14 Marken untersucht, was einer sehr kleinen Untersuchungszahl entspricht. Weiterhin sind nur drei der getesteten Produkte vom europäischen Markt. Die Suche der Inhaltsstoffe beschränkte sich dabei auf 16 Metalle und Metalloide, so zum Beispiel Arsen, Cadmium, Chrom, Quecksilber und Blei.
Wie sind die Forschenden vorgegangen?
Es wurden 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken aus 18 Produktlinien verglichen und die Konzentration von 16 Metallen und Metalloiden verglichen. Dabei wurden 0,2-0,3g des Tampons entnommen, was zu insgesamt 60 Proben geführt hat. Anschließend wurden die Proben verarbeitet und danach durch eine Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) ausgewertet.
Was haben sie herausgefunden?
Es wurden messbare Konzentrationen aller getesteten Metalle nachgewiesen, darunter auch toxische Metalle. Für Blei wurde beispielsweise eine Konzentration von 120 ng/g, bei Cadmium 6,74 ng/g und Arsen 2.56 ng/g nachgewiesen. Auffällig war außerdem, dass sich die Metalle nach Erwerbsort unterschieden, also zwischen USA und Europa variierten. Auch das Material spielt dabei eine Rolle. Nicht-organische Materialien wiesen eine höhere Blei-Konzentration auf, während Arsen in organischen Materialien höher konzentriert war.
Es konnte dabei festgestellt werden, dass keine der Kategorien generell eine niedrigere oder höhere Konzentration für alle oder die Mehrheit der Metalle und Metalloide zeigte.
Trotzdem muss sich die Frage gestellt werden, wie genau diese Metalle in Tampons gelangen, ob andere Perioden bzw. Hygieneprodukte diese ebenfalls aufweisen, welche Folgen das für die Vaginalgewebe sowie den Körper haben kann und ob man die Metallkonzentration reduzieren oder vermeiden kann. Auch mehr Transparenz für Produkte soll ein Ziel sein, so sollen Angaben zu Metall auch auf der Verpackung abgedruckt werden. Auch ein internationaler Standard für Menstruationsprodukte soll verpflichtend werden. Dieser wird u.a. von einer Arbeitsgruppe der Internationalen Organisation für Normung (ISO) erarbeitet und soll 2026 veröffentlicht werden.
Was noch?
Sonst sind Tampons aber nicht schädlich, oder?
Neben den thematisierten Metallen, enthalten Periodenprodukte und auch Tampons weitere Inhaltsstoffe, die aufgrund der guten Vaginalschleimhautdurchblutung schnell in den Körper gelangen und zu Folgeerscheinungen führen können. Häufige Symptome sind Reizungen oder Trockenheit im weiblichen Intimbereich, aber auch die Fruchtbarkeit kann betroffen sein und Autoimmunkrankheiten, sowie Endometriose können ausgelöst werden. Viele Folgeerscheinungen sind außer nicht ausreichend erforscht.
Besonders problematisch sind dabei Weichmacher auf Phthalat-Basis, die zu Einschränkungen der Fruchtbarkeit oder vorzeitigem Pubertätsbeginn führen können und besonders gefährlich für Schwangere und Kinder sind. (Weichmacher und Silikonverbringungen, die fortpflanzungsschädigend sind, wurden ebenfalls in Menstruationstassen gefunden)
Weiterhin können halogenorganische Verbindungen, die als Bleichmittel verwendet werden, schädigend sein und allergische Reaktionen führen, jedoch werden diese mittleiweile kaum noch in Produkten nachgewiesen, da Studien auf die Probleme aufmerksam machten und Hersteller sich anpassten.
Auch flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die als Gas aus anderen Chemikalien entstehen, aber auch natürlich in Pflanzen entstehen können, können in Hygieneprodukten enthalten sein und zu Reizungen, Krebs oder Schädigungen des Erbguts führen.
Minimale Rückstände von Glyphosat, die wohl mit der Schädlingsbekämpfung beim Anbau von Baumwolle zusammenhängen, wurden in Hygieneprodukten nachgewiesen.
Ebenfalls stellt die Kombination verschiedener Inhaltsprodukte ein uneinschätzbares Risiko dar, da viele Studien sich meist auf einzelne Stoffe beschränken.
Die genannten Stoffe sind dabei nur ein Bruchteil aller schädliche Inhaltsstoffe, die in Periodenprodukten enthalten sind. In Deutschland gibt es natürlich strenge Qualitätsstandards, die im Lebensmittel- und Futtergesetzbuch (LFGB) geregelt sind, um das Gesundheitsrisiko gering zu halten. Die meisten Konzentrationen sind dabei sehr gering und gleichen denen andere täglicher Bedarfsgegenstände. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass die Vaginalschleimhaut und der weibliche Intimbereich aus empfindlichen Geweben bestehen und die Aufnahme und Wirkung von Stoffen auf den Körper nicht ausreichend untersucht sind.
Welche Alternativen gibt es?
Menstruierende Frauen können beim Kauf von Periodenprodukten auf Biosiegel u.ä. achten oder Stoffbinden, Periodenunterwäsche sowie Menstruationstassen nutzen.
Vor allem ist es wichtig, Menstruation und Periodenprodukte weiter zu normalisieren und nicht mit Schamgefühl in Verbindung zu bringen. Menstruation und damit verbundene Produkte und Medikamente müssen weiter erforscht werden, um eine sicherere Verwendung zu garantieren.
Quellen
[1] Shearston, Jenni A. et al., Tampons as a source of exposure to metal)loid)s, Environment International, 2024, Volume 190, Number 108849
[2] https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/metalle-in-tampons-bundesinstitut-fuer-risikobewertung-gibt-entwarnung-a-b49102fb-6662-4ce2-8b20-cc3e009c78f0
[3] https://www.br.de/nachrichten/wissen/tampons-mit-blei-kadmium-und-arsen-belastet-wie-sehr-schaden-die-giftstoffe-der-gesundheit,UIfgB6x
[4] https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/tampons-giftige-metalle-gesundheit-menstruation-arsen-blei-quecksilber100.html
[5] https://natuerlich-almo.de/wissen/schadstoffe-binden-tampons-einlagen/